Page 29 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 30
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Sassy, du warst ja schon einige Zeit vor dei-
nem Start bei den Seern musikalisch aktiv
Ja, das stimmt. Mit den Saltcastle Bullwashers
(Anmerkung: Salzburger Stierwascher, Bil-
dungsauftrag, wer die Geschichte nicht kennt
- googeln!) ist es 1985 losgegangen. Es waren
11 wunderschöne Jahre mit Countrymusik und
-Lifestyle. 1993 und 1994 wurde ich sogar zur
Country-Sängerin des Jahres in Österreich ge-
wählt. Diesen Preis habe ich immer noch. Damals
freute ich mich wahnsinnig, ich hatte ein schönes
Kleid an und bin mir vorgekommen wie bei einer
Oskar Verleihung. Mein Vater war mit dabei, als
ich in Bad Ischl den Preis entgegennehmen durf-
te. Im Gegensatz zu heutigen Ehrungen wusste
man es damals tatsächlich nicht, wer gewinnen
würde, das war sehr aufregend. Heute kannst du
ja schon eine Rede vorbereiten…
Dann lockten die Seer?
Das war sehr überlaufend. Es rief mich der Chef,
Fred Jaklitsch an und fragte mich: „Kannst du
dir vorstellen, bei einer Mundart-Dialektband
mitzusingen?“. Naja, natürlich konnte ich es mir
nicht vorstellen, da Country meine Welt war, ich
nur Englisch cool fand und mit meinen Cowboy-
stiefeln schlafen gegangen bin! Ich konnte mir
nicht vorstellen, dass es da nebenher vielleicht
noch eine andere Musik gibt. Fred erkannte,
dass er das anders angehen müsste, um mich
zu ködern, und reiste mit einer Musikkassette zu
mir nach Salzburg. Er spielte sie mir vor und ich
dachte mir: „Bist du narrisch, das ist aber schon
etwas Cooles...!“. Ich denke mittlerweile ganz
Sassy
anders, ich war zwar in Nashville und habe die
Musik dort sehr genossen. Aber deine Geschich-
ten in deiner Muttersprache zu erzählen, das hat
eine ganz andere Energie, viel mehr Kraft, viel
mehr Direktheit! Ich mache mein Herz auf, singe
heraus, und es kommt genauso an. Ich habe bei
den Seern gelernt, wie schön das ist. Und man
merkt jetzt auch, dass es wieder „in“ und „cool“
wird, Gott sei Dank! Diese Echtheit, diese musi-
kalischen Einflüsse und das Crossover, das war
es, was unseren Erfolg mit über 500 Liedern von
Fred für die Seer ausgemacht hat. Es gab aber
auch Anfragen, ob wir nicht hochdeutsch singen
könnten. Ich meine, stell dir „Wilds Wossa“ auf
Hochdeutsch oder Englisch vor, das geht gar
nicht, oder?
2024 beendeten die Seer ihre Karriere
Naja, bekanntlich sollte man aufhören, wenn es
am Schönsten ist. Wir waren mutig, das zu tun
und im Nachhinein betrachtet denke ich, dass
es die ganz richtige Entscheidung war. Denn wir
durften ein Jahr 2024 erleben, mit so viel Wert-
schätzung, Aufmerksamkeit und ausverkauften
Konzerten. Die Leute haben das gemeinsam mit
uns zelebriert. Und irgendwann ist dann halt das
letzte Konzert….
Wie ist es dir danach ergangen, fällt man da
mental in ein Loch?
Nein, so schlimm war es nicht. Klar, du kannst
nicht sagen „Verbeugen und Tschüss“! Wir wuss-
ten, wir lassen eine Ära hinter uns, schließlich
waren wir 28 Jahre gemeinsam unterwegs. Klar,
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