Page 28 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 15
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 Tattoo Tirol
   Lukas Opacic, Isabel Gruber, Marco Heiss
Petition des Wiener Tätowierers und WK-Funk- tionärs Erich Mähnert, die über 176.000 Unter- schriften erhielt. Bis diese Petition in der EU ab- gearbeitet ist, wird und muss es längst farbliche Alternativen geben. Sabse Rubner und Peter Heiss arbeiten aktuell mit schwarzen Abstufun- gen, während Manni Rinner einer der Ersten ist, der die neuen Farben bereits anbieten kann. Insgesamt ist die Branche zuversichtlich, dass die Farbhersteller auf einem guten Weg sind, neue, konforme Farben zu liefern. Was aktuell nicht abschätzbar sei, ist die Wirkung und Intensität der Farben nach dem Abheilen der tätowierten Stellen. Auch seien bei den neuen Farben neben momentan enormen Wartezeiten durch hinter- herhinkende Produktion auch Preissprünge von über 100 Prozent zu verzeichnen. Coronabedingt sei das übrigens auch bei den Einweghandschu- hen so.
Was tun mit den alten Farben? Sabse Rubner und Isabel Gruber nutzen die Altbestände, um zuhause damit zu malen. Der Rest unserer Gesprächspartner musste Farben im Wert von jeweils rund 1.500 Euro entsorgen. Man ist sich einig, dass mit diesem Farbverbot die Pfuscherei und Schwarzarbeit von Amateuren im Unter- grund gefördert werde. So gäbe es Pfuscher, die ihre teils giftigen Farben über Amazon aus China beziehen würden. Die Strafe hierfür sei für diese Leute mit rund 200 Euro erträglich, während
einem gewerblichen Tattoostudio der Entzug der Gewerbeberechtigung drohe.
Der Ausblick
Insgesamt bleibt der Wunsch nach Tätowierun- gen seit Jahren auf einem sehr hohen Level kon- stant. Für die etablierten Studios und die sehr talentierten Newcomer wird es immer genug Arbeit geben, da sich Qualität lohnt. Wenngleich der große Kuchen nicht größer werde, aber mit mehr Mitbewerbern geteilt werden müsse. Für Manni Rinner ist unklar, ob neben dem Farb- verbot noch weiteres bürokratisches Ungemach seitens Bund oder EU drohe. Branchensprecher Paul Madreiter gibt die Devise aus: „Dranbleiben, nicht unterkriegen lassen!“. Auch das „Dornrös- chen“ in Hall, das seine Tore offiziell erst 2020 öffnete, kann seine Kunden mittlerweile nach eigenen Präferenzen auswählen. Ebenso wie das Team von „Inkfected“, das in dieser Konstellation seit 2018 zusammenarbeitet, versucht man in Hall, die Stellung am Tiroler Markt zu etablieren und das Studio zu erweitern. Für Start-Ups sei
es aber schwieriger, Stammkunden aufzubauen. Erkennbar sei der anhaltende Wunsch nach großflächigen Tattoos. Durch die verschiedenen Spezialisierungen habe jeder genügend Kunden,
um diesen gesellschaftsfähigen Körperschmuck zu erstellen. Auch eine neue Generation an „Un- tätowierten“ stehe vor den Toren, wobei sich Pe- ter Heiss abschließend nicht ganz sicher ist: „Was ist, wenn Mama und Papa voll tätowiert sind, ist das dann für deren Kinder nicht uncool?“.
 Text & Fotos: Bernhard Schösser
 28 freizeit-tirol.at
























































































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