Page 34 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 19
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Kultur am Land
 verändert, nach dem Motto „Das kann ich mir ja zuhause ansehen!“ Problematisch sieht sie auch das Kabarett Angebot im ORF: „Natürlich ist es toll, wenn in 50 Minuten die Quintessenz des Programms zu sehen ist. Wenn du als Veranstal- ter aber durch eine coronabedingte Terminver- schiebung diesen Künstler 14 Tage später bei dir im Haus hast, bleiben dir die Kurzentschlossenen für die Abendkassa komplett aus!“
Maria Thurnwalder ergänzt: „Live heißt ja nicht nur, dass die Künstler auf der Bühne sind. Man schafft ja auch Begegnungen unter den
Maria Thurnwalder
Besuchern, die sich kennen lernen und das nächste Mal eventuell gemeinsam kommen.
Das alles ist Kultur.“ Auch sei der Besuch einer Lesung oder einer Ausstellung ein Zeichen der Wertschöpfung gegenüber dem Künstler. Dieser investiere ja wahnsinnig viel Zeit und Arbeit, um ein Produkt fertigzustellen. Facebook und gene- rell die sozialen Medien seien kein Gradmesser mehr für zu erwartende Besucher: So ist die Zahl der für eine Veranstaltung abgegebenen „Gefällt Mir“ oft wesentlich höher als die der verkauften Tickets. Nach wie vor sei ein Medienmix aus On- line- und Zeitungswerbung sowie Plakatierung wichtig, besonders effizient natürlich eine posi- tive Mundpropaganda. Doch sei die Reisebereit- schaft zu Veranstaltungen nach wie vor gegeben. Die Frage ist, wie motiviert man die Leute, auch dorthin zu kommen?
Kultur als Bildungsauftrag
Während sich der Markt der rein kommerziell orientierten Großveranstalter ja seit einiger Zeit durch Firmenübernahmen radikal spezialisiert hat und Megagewinne lukriert, wird Kultur hierzulande immer noch als Bildungsauftrag ge- sehen. Martina Mayer berichtet von einer Studie in Deutschland, der zufolge junge Leute, die bis zum 14. Lebensjahr nicht ins Theater gehen, das später auch nie machen würden. Daher arbeite man jetzt in Jenbach mit den Schulen zusam- men, um vormittags Vorstellungen anzubieten. Selbiges passiert in Kirchberg, wo eigene Ver- anstaltungen für Kindergartenkinder organisiert werden. Musicals für Volksschule und Neue Mittelschule oder Theater ab 6 Jahren ergänzen das Kulturprogramm.
Luggi Ascher
Auch im Komma in Wörgl sieht man sich als loka- ler Nahversorger in Sachen Kultur. Man nehme daher auch Geld für Kinderkultur sowie zeitge- nössische Bildungsaufträge in die Hand. Geld, das mit anderen, kommerzielleren Veranstaltun- gen verdient wird. Maria Thurnwalder empfin- det es als Bildungsaufgabe der Gemeinde, sich darum zu kümmern, dass dieses Angebot nicht nur für Kinder und Jugendliche preislich leistbar bleibt: „Kultur am Land muss niederschwellig, leicht erreichbar, offen, vielfältig, mutig und nicht zuletzt auch grenzenlos sein!“
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