Page 16 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 22
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Franz Posch
 Vieles ist austauschbar geworden und Volkskul- tur, Bräuche, Tracht, Musik sind gewachsen und haben ihre Bedeutung. All diese Dinge dürfen nie Bedeutungslosigkeit erlangen. Ich weiß, man gilt hier oft als konservativ, aber stellen wir uns eine Welt ohne Tracht, Tradition oder Musikkapellen vor. Ordnung ist wichtig und es ist nicht alles gut, was gefällt. Die Beliebigkeit findet man in der großen, weiten Welt des Internets. Das Genaue, die Kleinteiligkeit, das Liebevolle findet man in Stickereien, bei Goldhauben, bei Aufmärschen, bei Tänzen oder bei Konzerten. Echte Volkskultur ist wichtiger denn je und braucht eben Grund- werte und Grundregeln.
Wie denkst du über die neue, junge Volks- musik?
Die Volksmusik, mit „x“ geschrieben, ist schon eine interessante, tolle Entwicklung. Es wird über den Tellerrand geschaut. Neue Einflüsse, die man jetzt überall durch das Reisen oder durch die Medien erfährt, werden eben eingebaut. Die Basis kommt aber aus der traditionellen Volks- musik, hier gibt es kluge Personen wie Walter Deutsch, Gerlinde Haid, Dorli Draxler und viele mehr, die hier wissenschaftlich sehr viel vermit- telt haben.
Du bist viel in Österreich, Deutschland, Süd- tirol unterwegs. Aber du warst auch längere Zeit weiter weg im Ausland.
Aufgrund einer Begegnung 1976 beim Centen- nial Festival in Washington DC habe ich Leute kennengelernt, die mich nach Chicago zum
Musizieren eingeladen haben. 10 Jahre lang habe ich jenseits vom großen Teich immer im Sommer in einem Wirtshaus musiziert – ein unbeschreib- liches Erlebnis.
Was die wenigsten wissen, dass du auch beim bekannten Frequency Festival in St. Pölten gespielt hast.
Das ist jetzt sicher ein Kulturschock für alle Volks- musik Fans, aber hier habe ich in der Band mei- nes Sohnes gespielt. Mich hat aber kein Mensch registriert, weil ich nur ein kleiner Trompeter in einer Rockband war. Ich habe es meinem Sohn zuliebe getan. Es hat großen Spaß gemacht.
Stimmt es, dass du wieder die Schulbank drückst?
Ich bin neugierig und mich interessiert alles. Darum gehe ich seit 4 Jahren jede Woche in die Kompositionsklasse am Konservatorium. Wir be- kommen auch Aufgaben, die wir dann natürlich abliefern müssen. Ich habe mir ausbedungen, dass ich keinen Abschluss machen muss – denn ich möchte dort bleiben, solange ich will.
Dort wo du 20 Jahre unterrichtet hast, bist du jetzt selbst Schüler?
Genauso ist es. Meine Mitschülerinnen und Mit- schüler sind zwischen 18 und 20 Jahren, aber sie schätzen mich, das ist das Großartige.
   Interview: Martin Lammerhuber, Fotos: Bernhard Schösser
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