Page 36 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 24
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Thomas Silberberger
trainieren konnte. Das waren einschneidende Veränderungen, die sehr viel Fingerspitzengefühl erforderten. Das in einem Verein, der 20 Jahre vorher in einem Tiefschlaf gelegen war, in einem künstlichen Koma! Jeder sagte damals: „Regional- liga, alles ist toll!“
Jetzt ist es ja so, dass du in Wattens als Chef- trainer nebenher noch ganz andere Aufgaben zu erledigen hast als ein Trainer eines ande- ren österreichischen Bundesligaklubs. Ich möchte da Salzburg mal ganz bewusst außen vorlassen!
Klar, da gab es eine Menge Sachen! Da ich mit Stefan Köck zusammen anfänglich der einzige hauptberuflich Tätige war, bekamen wir alles mit: Kantine, Angelegenheiten mit der Marktgemein- de, Platzeinteilung und vieles mehr. Wir mussten uns als Profimannschaft mit Nachwuchsvereinen
den Platz teilen. So etwas gibt es bei anderen Profiklubs nicht. Zu Beginn durften wir nur ein- mal pro Woche in die Kraftkammer gehen, jetzt, seit dem Profibetrieb, ist das täglich möglich. Oder das Thema „Halle“: Wenn wir einen Winter- einbruch haben und ein halber Meter Schnee am Rasen liegt, können wir oft nicht in die Mehr- zweckhalle in Wattens, da diese belegt ist. Dazu kam die Organisation von Auswärtsfahrten, somit jede Menge Dinge, die es zu erledigen galt.
Was war ausschlaggebend für dich, deine Trainertätigkeit in Wattens mit Ende dieser Bundesligasaison zu beenden?
Ich habe es schon mehrfach gesagt: Es ist leider perspektivenlos. Mit jedem Saisonende verlas- sen die Leihspieler den Verein, du startest im Sommer mit einer komplett neuen Mannschaft, somit kannst du nie auf etwas Bestehendes aufsetzen. Dazu kommt die triste Stadionsitua- tion, denn hier in Wattens ist das Stadion nicht bundesligatauglich. In Innsbruck ist das Tivoli- stadion bei unseren Heimspielen fast leer. Somit haben wir jedes Spiel gefühlt ein Auswärtsspiel. Wenn es so weiter geht, muss der logische Ab- steiger demnächst Wattens heißen. Was mir sehr leid tut, denn es hängen 10 bis 15 Jobs in der Geschäftsstelle daran. Die Profi-Fußballer ziehen weiter, doch diese Leute verlieren ihren Job! Für mich war es eine langwierige Entscheidung. Ich werde in Zukunft, wie andere Trainer auch, einen 2-Jahresvertrag annehmen. Natürlich werde ich nie wieder einen Verein so ins Herz zu schließen
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