Page 8 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 24
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Hansi Hinterseer
 Es war also eine Kombination aus Skifahren und Show?
Ja, das System hat mir sehr gut gepasst. Es galt, die Mischung aus Sport und Party zu finden, die Show war wichtig, nicht nur stur zu trainieren. Als Profiskifahrer hattest du zu dieser Zeit einen ganz anderen Status als der Amateur. Es gab nur Show, Show und Show. Bob Beattie verstand es, den Sport ins TV zu bringen und entsprechend zu vermarkten. So gab es einen Mix aus Profis und Amateuren, also wir Rennfahrer und bei- spielsweise Hollywood-Stars. Dienstag war die Verlosung, wer mit wem fährt, da mussten wir dabei sein, teilweise bis 02.00 Uhr in der Früh. Am nächsten Tag war dann Rennen. Ich bin u.a. mit Countrysänger John Denver gefahren, der ein super Skifahrer war. Die Schauspielerin Mor-
gan Fairchild hingegen konnte überhaupt nicht Skifahren, also habe ich sie mir auf den Rücken gesetzt und bin so runtergefahren. Das ist medial natürlich die Runde gegangen. Wir hatten eine super Zeit miteinander. Skifahren hat sie nicht gelernt, aber sie hat mich zur Oskar Verleihung eingeladen, bei der ich in der ersten Reihe saß! So bin ich bis 1984 bei den Profis gefahren.
Diese Show ist etwas, was seit den letzten richtigen Typen wie Hermann Maier und Bode Miller im Weltcup verloren gegangen zu sein scheint, oder wie siehst du das?
Absolut, da gebe ich dir recht. Ja, das fehlt.
Wobei man das System des Skiverbandes auch nicht verteufeln soll, sie meinen es ja nur gut. Nur, wenn du drei oder vier Betreuer für einen Läufer hast, das kann ja nicht funktionieren. Im Endeffekt musst du selbst deine Entscheidungen treffen, ja oder nein sagen können. Wenn du je- manden hast, der dir alles vorgibt oder abnimmt, da geht die Persönlichkeit verloren. Zu unserer Zeit gab es richtige Typen, egal ob Klammer, Thö- ni, Gros oder Stenmark, wir waren für die Leute da, man kannte uns. Wenn heute ein Läufer den Helm absetzt, weiß niemand, wie er heißt. Ich meine, der Skisport ist nach wie vor super. Was mir, obwohl ich schon lange weg bin, weh tut, ist diese extreme Materialschlacht und die vereisten Pisten. Für wen, für was? Der Zuschauer realisiert ja gar nicht, was da dahintersteht. Was die Ath- leten für eine enorme Leistung, auch auf Kosten ihrer Gesundheit, erbringen. Nimm als Beispiel: Was hat sich von den Regeln her seit unserer Zeit getan? Nichts! Oder nimm die Technik hier am Hahnenkamm her, es sind 45 Kameras montiert. Du siehst aber nicht wirklich, wie es tatsächlich zur Sache geht, vor lauter hin- und her schnei- den. Anstatt, dass einmal ein Sprung so gezeigt wird, wie er wirklich ist, 70 Meter weit mit 10 Meter Luftstand! Ist es wirklich wichtig, 12.000 bis 15.000 Tore zu fahren, so lange zu trainieren, dass der Körper keine Regenerationszeit mehr hat? Mir kommt vor, dadurch haben die Fahrer die Freude und Individualität verloren. Es ist doch ein individueller Sport, jeder ist anders, jeder sollte daher anders trainieren. Schau unse- ren Nachwuchs an, wo sind unsere Leute? Die Schweizer machen das richtig, Franz Heinzer (Ab- fahrtsweltmeister Saalbach-Hinterglemm 1991) arbeitet mit Kindern, er will gar nicht National- mannschaftstrainer sein. Ich will jetzt gar nicht gescheit sein, ich bin ja zu lange weg, aber ich leide nach wie vor mit den Fahrern mit.
Was hast du nach Beendigung deiner Ski Kar- riere mit 30 dann weiter gemacht?
In Amerika bin ich mit meiner Art sehr gut an- gekommen und hatte immer noch sehr gute Ver- träge. So machte ich viel Promotion. Auch 48-mal in Japan, wo Toni Sailer der Star war. Ich hatte
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