Page 13 - Freizeit-Tirol-Magazin26
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                                Die Freeride Familie Häusl
 Dass man, wenn man am Arlberg wohnt, Ski fährt, ist nichts Außergewöhnliches. Dass das seit Generationen Familien tun, ebenso nicht. Dass man den Skisport, genauer gesagt die relativ junge Sportart „Freeride“ in der Meister- stufe lebt, wird es, wie im Fall der Familie Häusl, nicht allzu oft geben. FREIZEIT-TIROL schnallte die nostalgischen Latten an und begab sich auf Spurensuche mit Mutter Geli, Tochter Jana und Vater Stefan Häusl.
Wie seid ihr zum Freeriden gekommen?
Stefan: Ich war lange Ausbilder in der ÖSV Ski Akademie St. Christoph. So um das Jahr 2000 herum kamen zum ersten Mal die breiten Ski auf den Markt. Wir gingen jede freie Minute raus ins Gelände, schauten, was man mit den neuen Ski- ern so machen konnte. Es machte so viel Spaß, damit hat sich für uns eine neue Welt eröffnet. Wir sprangen über Felsen, fuhren steile Linien und hatten die Zeit unseres Lebens ;-). Danach ging’s bei mir weiter mit Wettbewerben, Film- aufnahmen usw. Aber eigentlich war es meine Frau Geli, die mich zu meinem ersten Contest nach Verbier in die Schweiz mitgenommen hat. Wir schliefen mit 50 anderen Leuten in einem kleinen Militär Bunker, das war am billigsten. Am darauffolgenden Tag fuhren wir den Contest. Die Topergebnisse stellten sich bei mir schnell ein und so erfolgte sofort der Schritt in die Freeride World Tour. Aber wie immer in meinem Leben, eine Sache brachte mich zur nächsten.
Geli: Ja genau so war’s. Ich war in Verbier an- gemeldet und habe Stefan dazu bewegt, mit zu kommen. Es war sofort unser beider Leiden- schaft. So, dass wir im selben Jahr noch bis nach Riksgränsen in Schweden (200 km nördlich
des Polarkreises) gefahren sind, um an einem Contest teilzunehmen. Dort gab es schon länger eine größere Freerideszene und uns hat das extrem gefallen. Die nächsten Jahre nahmen wir immer wieder an solchen Freeride Bewerben teil. Gleichzeitig machte ich aber auch die staatliche Skilehrer- und die Skiführerausbildung. Als dann unsere Tochter Jana zur Welt kam, war es nahe- liegend, mich selbständig zu machen. Seitdem arbeite ich als Freeride Guide am Arlberg und
bringe damit den Gästen gerne meine Leiden- schaft, das Freeriden, näher.
Jana: Ich konnte eh nicht anders, wir standen immer auf Skiern und die meiste Zeit fuhren mei- ne Eltern mit mir ins Gelände. Es hat auf Anhieb viel Spaß gemacht. Als mein Papa dann mit den Freeride Teams beim Ski-Club Arlberg einstieg, bin ich immer wieder mitgefahren. Meistens
war ich jedoch die Jüngste. Also musste ich Gas geben, um mit den Großen mit zu kommen. Bis zur letzten Saison bin ich auch Ski Alpin Rennen gefahren. Nach meinem Sieg bei der Junioren Weltmeisterschaft im Freeriden im Jänner 2024 war mir jedoch klar, dass ich mich nur noch auf das Freeriden konzentrieren möchte. Der Event hat mir die Augen geöffnet, ich hatte so viel Spaß beim Ski fahren, springen und auch mit all den anderen Athleten. Ich habe realisiert, dass diese Wettkämpfe genau das sind, was mir die größte Freude bereitet.
Wie kann man sich die aktuelle Freeride Sze- ne vorstellen, auch im Hinblick auf Olympia? Stefan: Der Sport ist ganz klar am Wachsen. Es gibt Junioren Wettbewerbe (ab 10 bis 18 Jahre) und Erwachsenen Wettbewerbe, die so ge- nannten „Qualifier Events“. Hier arbeitet man sich nach oben, um einmal das große Ziel zu er- reichen, die Freeride World Tour. Die World Tour Events sind eine Art Weltcup, bestehend aus 6 Wettbewerben auf der ganzen Welt. Der Gesamt- sieger darf sich dann „FIS/Freeride World Tour Champion“ nennen. Ich war einmal kurz davor, diesen Titel zu holen, habe es jedoch mit einem Sturz beim letzten Event nicht geschafft. Der Tiro- ler Valentin Rainer hat das als erster Österreicher in der Ski Männer Disziplin 2023 erreicht. Das war Wahnsinn, denn er war einer meiner ersten Athleten, die ich im Ski-Club Arlberg Freeride Team gecoacht habe. Seit Juni 2024 ist Freeride offiziell eine FIS Sparte. Das Ziel ist es aktuell, unseren Sport Richtung Olympia fit zu machen. Dies wäre der nächste Schritt in der Professiona- lisierung dieses schönen Sports. Man hat heuer in Paris gesehen, wie zum Beispiel eine Sportart wie Surfen einen tollen Platz bei Olympia einneh- men kann. Ich bin überzeugt, dass Freeride die Spiele bereichern wird.
  freizeit-tirol.at 13
























































































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