Page 42 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 30
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Krampusse
Klaubaufgehen wurden Geld und Lebensmittel
gesammelt, im Schutz der Maske konnte sich die
energiegeladene Jugend auch austoben.
Reutte
In den letzten 100 Jahren hat sich das Erschei-
nungsbild des Krampusumzugs nachhaltig
verändert. Aus den einst kleinen Schellen, die in
der Dunkelheit der Nacht als Ankündigungssignal
dienten, haben sich große und dröhnende Lärm-
instrumente entwickelt. Seit dem ausgehenden
20. Jahrhundert erlebt der Krampus eine neue
Konjunktur. Masken wurden dämonischer, ab-
sorbieren mannigfaltige Männlichkeitsbilder und
wirken heute deshalb überaus archaisch. Gerade
dadurch fesselt der Krampus sein Publikum mit
einer packenden und erregenden Angstlust. Der
Krampus hat sich so zum Naturdämon gewan-
delt, der aber seine Verbindung mit dem Heiligen
Nikolaus noch nicht ganz aufgegeben hat.
Viele Tiroler Krampusvereine existieren seit 20-
30 Jahren und wurden ins Leben gerufen, um das
traditionelle Krampusbrauchtum in organisierter
und gemeinschaftlicher Form weiterzuführen.
Doch auch vor dieser Zeit trafen sich schon die
Krampusse. Die Masken waren einfacher und es
stand vor allem der Spaß und das Erschrecken im
Vordergrund. So berichten die Igler Tuifl: „Erste
Erwähnungen vom Tuifllauf in Igls liegen schon
lange zurück und wurden von den Urgroßvätern
überbracht. Zu dieser Zeit wurde noch wild durch
das Dorf gegangen und bei Häusern eingekehrt.
Leider wurde damals nichts niedergeschrieben,
doch gibt es eine Sage von Johann Adolf Heyl aus
dem Jahr 1897 über die Igler Teufelsmasken.“
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Der erste offizielle Umzug der Igler Tuifl fand
im Jahr 1992 statt. Mit wachsendem Interesse
stiegen auch die Mitgliederzahlen. Heute hat
der Verein 60 Tuifl sowie 32 Helfer. Viele Vereine
haben auch Jung- und Kindertuifl dabei. Der Tui-
flverein Reutte zählt rund 65 Erwachsene sowie
55 Kinder und Jugendliche, die mit großem Eifer
dabei sind: „Damit ist der Verein auch ein Ort, an
dem junge Menschen früh an das Tiroler Brauch-
tum herangeführt werden.“
Reutte
Die Krampusläufe erfahren auch immer stär-
keren Besucherzuwachs. Während es kleinere
Vereine wie Igls heute lieber etwas familiärer und
„hoameliger“ halten und den Umzug im alten
Schulgarten veranstalten, wo auch der Nikolaus
im Vorfeld ein schönes Ambiente hat, so zieht
der traditionelle Reuttener Krampusumzug rund
15.000 Besucher an: „Wenn über 800 Krampusse
mit Fackeln, Glocken und prächtig geschnitzten
Larven durch die Straßen ziehen, herrscht im
ganzen Ort eine besondere Atmosphäre.“ Je
größer der Krampuslauf, desto mehr Vorbe-
reitung braucht es natürlich. Streckenplanung,
Sicherheitskonzepte, Larven reparieren, neue
Mitglieder einkleiden und vieles mehr stehen
auf dem Programm. So wird bei großen Läufen
oft schon im Frühjahr begonnen, vor allem, da
viele Krampusvereine mittlerweile mehrere Feste
organisieren, wie etwa die Nuistifter Tuifl den
Tuiflball und das im Sommer stattfindende Mull-
tonnenrennen: „Uns ist es wichtig, mit unseren
Veranstaltungen nicht nur die Krampustradi-
tion aufrecht zu erhalten, sondern auch einen
Mehrwert für Einheimische und Touristen der




























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