Page 33 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 23
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 Fasten
 Reinigung von Körper und Geist, Befreiung von unnötigem Ballast und sich selbst wieder näher- kommen – all das und mehr verspricht das Fasten. Doch was genau hat es mit dem Fasten auf sich?
Das Fasten hat eine lange Tradition, bereits in der Antike wurde der Verzicht auf Nahrung oder Genussmittel in ritualisierter Form praktiziert. Über Jahrtausende hinweg etablierten sich weltweit verschiedene Formen des Fastens, teils im spirituellen Kontext, teils im medizinischen. Die meisten Religionen verfügen über festge- legte Zeiträume und Regeln für das Fasten. Im Katholizismus wird traditionellerweise für 40 Tage vor Ostern gefastet, um Jesus Aufenthalt in der Wüste zu gedenken. Im Islam bildet der Ra- madan die einmonatige Phase des Verzichts, in den orthodoxen Kirchen gibt es vier mehrtägige Fastenzeiten und im Judentum ist Jom Kippur der wichtigste Fastentag des Jahres. Während heut- zutage weniger Menschen als früher die religiöse Tradition des Fastens praktizieren, erfreut sich das Fasten doch einer immensen neuen Be- liebtheit. Das moderne Fasten ist weitestgehend losgelöst von Religion, fokussiert stattdessen auf gesundheitliche Vorteile und steht in Verbin- dung mit dem Selbstoptimierungstrend unserer modernen Gesellschaft. Somit ist das Fasten auch nicht mehr auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt, sondern kann jederzeit praktiziert werden. Bei all den positiven Effekten, die dem temporären Verzicht nachgesagt werden, ver- wundert der Fastenboom nicht.
Doch was genau passiert im Körper, während wir fasten? Wenn dem Körper keine Nahrung mehr zugeführt wird, werden innerhalb von kurzer Zeit verschiedene physiologische Prozesse in Gang gesetzt. Ausgelöst von biochemischen Reaktio- nen auf den Nahrungsentzug beginnt der Körper, seine Selbstreinigungs- und Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Das Resultat sind erstaunliche Effekte auf verschiedenen Ebenen. Das Fasten wirkt entzündungshemmend auf den Körper
und der Stoffwechsel wird nachhaltig verbessert. Zu hoher Blutdruck und der Cholesterinspiegel können gesenkt werden, chronische Schmerzen werden gelindert. Durch die Abwesenheit von
schädlichen Außeneinflüssen beginnen sich die inneren Organe zu regenerieren, darunter die Leber, der Magen und der Darm. Das Fasten wirkt verjüngend auf Körper und Geist, kann durch den Aufbau neuer Gehirnzellen sogar bei Demenz helfen. Die Liste von körperlichen Ver- besserungen, die Fasten-Fans berichten, ließe sich noch lange weiterführen. Doch auch auf psy- chischer Ebene kann das Fasten wahre Wunder wirken. Die Serotoninkonzentration steigt an, die Stimmung wird aufgehellt. Fastende berichten häufig vom sogenannten „Fasten-High“, einer Euphorie, die sich nach wenigen Tagen des Ver- zichts einstellt.
Wie genau funktioniert das Fasten denn nun? Und woher weißt du, ob Fasten das Richtige für dich ist? Zunächst einmal hat Fasten wenig mit reinem Hungern oder einer Diät im klassischen Sinne zu tun. Zwar ist es nicht unüblich, im Zuge des Fastens Gewicht zu verlieren, jedoch steht der Gewichtsverlust in der Regel nicht im Fokus der Praxis. Fastenkuren gibt es wie Sand am Strand – je nach Kur wird in einer vordefinier- ten Zeit entweder ganz auf Nahrung verzichtet oder aber die Nahrungsaufnahme reduziert. Die Kuren unterscheiden sich somit auch in ihrer Intensität. Um herauszufinden, welche Kur am besten zu den eigenen Bedürfnissen und Um- ständen passt – bzw. um herauszufinden, ob man grundsätzlich fasten sollte – ist es ratsam, sich im Vorfeld medizinisch beraten zu lassen.
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