Page 26 - Freizeit-Tirol-Magazin26
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                                                 Lukas Ruetz
 aktuell, also am Vorabend, mit dem Lawinenbe- richt alle dort eingezeichneten Skitouren. Da ist auch der Großteil der bekannten Touren in Tirol bzw. Österreich enthalten. Es wird hier nicht, wie in der Lawinengefahrenstufenskala bekannt, mit Gefahrenstufen gearbeitet, sondern es wird das Risiko für die jeweilige Skitour bewertet, was ja viel relevanter ist. Das funktioniert mittlerweile auf einem gewaltigen Niveau! Das Portal wird kontinuierlich weiterentwickelt. Für jemanden, der sich mit dem Thema bis jetzt nicht so be- schäftigt hat, aber auch für Fortgeschrittene, ist das ein riesiger Mehrwert!
Das heißt, ich kann beispielsweise vor einer Tour auf die Lampsenspitze abfragen, wie es aktuell aussieht?
Ja, genau, wie hoch ist das Risiko auf der ge- planten Tour. Natürlich erfährst du nicht, wann und wo genau die Lawine abgeht, das gibt es nie. Aber die Einschätzungen kommen einem Profi vor Ort schon sehr nahe. Die Routen werden farblich bewertet mit grün, orange und rot. Die Empfehlung des Skitourenguru ist bei Rot, dass das Risiko so hoch ist, dass man hier keinesfalls gehen sollte. Bei Orange ist es nur dann empfeh- lenswert, wenn man sich wirklich sehr gut aus- kennt und vor Ort nochmals weiter entscheiden kann. Für die breite Masse sind nur grün dar- gestellte Touren sinnvoll. Das ist der Unterschied zur bei uns bekannten 5-stufigen Lawinenskala.
Mir sind nach dem Besuch deines Vortrags Videos in Erinnerung, die Lawinenauslösun- gen auf Hängen zeigen, auf denen man so etwas nicht vermutet hätte. Wie kommt es dazu?
Nun, eine ganz wichtige Erkenntnis als Skitou- rengeher im Winter ist es, dass man von den 5 Lawinenproblemen (Neuschnee, Triebschnee, Altschnee, Gleitschnee, Nassschnee) nur vier auf der Oberfläche erkennen kann. Das „Altschnee- problem“ kann keiner von uns sehen, da wir nicht unter die Schneedecke blicken können. Da- her sieht der Hang auch für „Experten“ komplett gefahrlos aus und trotzdem passiert dann etwas. Das Altschneeproblem sieht man im Gelände überhaupt nicht! Erkennbar ist es nur im Lagebe- richt (www.lawine.report) oder wenn man täglich Schneeprofile gräbt, was aber niemand macht.
    Ist eine Veränderung der Lawinengefahrensi- tuation in den letzten Jahren erkennbar? Gleitschneelawinen treten wesentlich öfter
auf als früher. Der vergangene Winter hier im Sellraintal war ein Paradebeispiel hierfür. Es war in den letzten 10 bis 15 Jahren, seit ich Lawinen beobachte, der stärkste Gleitschneewinter. Dazu benötigt es eine dicke Schneedecke, aber auch viel Regen und hohe Temperaturen. Bei uns im Sellrain hat es fast immer geschneit, gelegentlich aber auch stark hineingeregnet. Dadurch rutscht der Schnee bis auf die darunterliegende Wiese ab.
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