Page 36 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 30
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Eisbaden
Gerald Daringer
Grundsätzlich ist der Körper für das gemacht.
Wenn wir das nicht könnten, zwei Minuten in der
Kälte, dann wären wir schon ausgestorben. Eine
Grundgesundheit sollte man schon mitbringen.
Über Blutdruck 160 sollte man generell vorsichtig
sein. Wenn man sich unsicher ist, bitte vorab
den Arzt konsultieren. Aber ich hatte auch schon
viele Leute im Kurs, die Krankheiten damit be-
kämpft und geheilt haben, eine Frau über 70 mit
schwerem Rheuma hat das regelmäßig gemacht
zusammen mit den Atemübungen, nach etwa
drei Monaten war sie gesund. Generell gilt: Die
Dosis macht das Gift. Auf keinen Fall darf man zu
lange im Wasser stehen. Weniger ist mehr beim
Eisbaden – es geht um den kurzen Reiz! 2 bis 4
Minuten reichen bei Ungeübten völlig aus, das ist
kein Wettbewerb. Oft „klicken“ die Glückshormo-
ne ein und man bleibt zu lange im Wasser, aber
abgerechnet wird später. Hinterher zittert man
sonst extrem lange und speichert das Erlebnis
vielleicht gleich negativ ab.
Gerald: Erlernen immer unter professioneller
Aufsicht, nie einfach so ausprobieren. Und vor-
her bei einem Arzt das gesundheitliche Okay ab-
holen. Auch Eisschwimmen ist für alle geeignet,
die laut Voruntersuchung körperlich gesund sind.
Natürlich gibt es Gefahren, wie überall bei ext-
remen Sportarten. Der Körper darf nicht zu weit
abkühlen. Du solltest auch niemals einfach ins
eiskalte Wasser springen, sondern den Körper
graduell anpassen. Man muss unbedingt auf den
eigenen Körper hören. Aber auch mit der Dauer
im Wasser kann man sich ruhig etwas zutrauen,
weil unser Körper schreit immer deutlich zu früh,
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obwohl man es wirklich länger aushalten kann.
Man muss aus seiner Komfortzone heraus, ein
bisschen über seine Grenzen hinaus stoßen, das
ist Training.
Wie läuft ein Eisbade-Workshop mit euch ab?
Daniel: Ein Hauptteil vom Workshop ist tatsäch-
lich das Atmen bzw. Atemtechnik. Das kann man
auch super im Alltag integrieren. Die ersten vier
Stunden beschäftigen wir uns mit dem richtigen
Atmen und wie das gegen zum Beispiel Bluthoch-
druck, Asthma oder Panikattacken helfen kann.
Erst danach kommt die Theorie zum Eisbaden
und dann geht’s gemeinsam ins Kalte, und da
bietet die AREA 47 eine traumhafte Kulisse.
Gerald: Auch bei mir kommt zuerst eine gute
Stunde Theorie, Risiken ect., dann üben wir
Atemregulation und Mindset-Strategien, erst
danach machen die Teilnehmer Schwimmerfah-
rungen unter meiner Aufsicht. Sie werden mit
allen Infos zum selbständigen Tun ausgestattet
und ich begleite.
Was muss ich als Laie beachten, wenn ich ins
kalte Wasser gehe?
Daniel: Man sollte sich langsam herantasten. Du
könntest zum Beispiel auch erstmal nur mit kal-
ten Duschen anfangen. Am besten beginnt man
das Eisbaden schon im Herbst, wo die Tempera-
turen noch nicht ganz so niedrig sind. Davor soll-
te man sich leicht körperlich aufwärmen. Wenn
es sehr kalt ist, müssen besonders Füße, Hände
und Kopf geschützt werden. Das heißt Haube,
Neopren-Badeschuhe und Handschuhe, oder
die Hände unter die Achseln im Wasser. Anfangs





























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