Page 18 - Freizeit Tirol Magazin Ausgabe 29
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Hüttenpersonal und beeinträchtigt das Miteinan-
der. Es soll aber eher aufklärend als belehrend
rüberkommen! Aufklärend auch darüber, was im
Hintergrund auf einer Hütte alles läuft. Ziel ist ein
harmonisches Hüttenerlebnis, das auf Rücksicht
und Achtsamkeit beruht. Wichtig ist mir aber
festzuhalten, dass in einer Notsituation jeder
Unterschlupf findet. Nur, wenn jemand ohne
Reservierung und ohne Notsituation bei einer
vollen Hütte ankommt, kann es durchaus sein,
dass er abgewiesen wird und wieder absteigen
muss.
Im heurigen Jahr und leider auch aktuell sind
Bergunfälle und Todesopfer in den Medien
dauerpräsent. Ein renommiertes Bergsport-
magazin meldete in Italien 83 Tote am Berg
– innerhalb von nur 4 Wochen! Was ist deine
Meinung dazu, was geben die Daten dazu tat-
sächlich her?
Laut Daten des Österreichischen Kuratoriums
für alpine Sicherheit (ÖKAS) wurden im Zeitraum
vom 01. Mai bis 07. Juli 2025 rund 10% mehr
Verletzte in den Sommer-Bergsportdisziplinen
(Mountainbiking, Wandern/Bergsteigen, Kombi-
nierte Tour/Hochtour, Klettern) registriert als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Anzahl der
tödlich verunglückten Personen hat zum selben
Vergleichszeitraum des Jahres 2024 in Österreich
zugenommen. Im Bundesland Tirol hat sich diese
sogar verdoppelt (aktuell 21). Darin inkludiert ist
auch der tragische Unfall durch Blitzschlag, wo
drei Personen davon betroffen waren und was
als eher außergewöhnlich zu sehen ist.
Mein subjektives Gefühl, das leider auch mit
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Unfällen bestätigt wird: Wenn es so lange regnet,
wie im heurigen Juli, wenn alles nass und rutschig
ist, das birgt enorme zusätzliche Gefahren. Der
Untergrund ist lose, man steigt auf einen Stein,
der wegbricht, all diese Sachen spielen da hinein.
Speziell auf Höhenwegen, wo ein Ausrutschen
oder Stolpern tödlich ausgehen kann.
Unsere Erhebungen brachten aber auch die
Clemens Matt
Erkenntnis, dass viele Bergunfälle beim Abstieg
passieren. Besonders gefährlich ist der Abstieg
nach langen Touren: Der Fokus, der zuvor dem
Erreichen des Gipfels galt, lässt nach. Konzent-
rationsschwächen können zu Fehltritten führen.
Eine ausreichende Energiezufuhr (60–90 g Koh-
lenhydrate/Stunde) und ausreichendes Trinken
sind entscheidend, um leistungsfähig zu bleiben.
Eine realistische Selbsteinschätzung, die passen-
de Tourenwahl und vollständige Ausrüstung (u.
a. Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, Spikes) sind
unerlässlich. Der Alpenverein empfiehlt zudem
Text: Bernhard Schösser, Fotos: N. Freudenthaler, I. Stefan, Th. Hennerbichler, B. Schösser