15 Jahre Steudltenn Theaterfestival in Uderns

Das Zillertal ist weithin als das aktivste Tal der Welt bekannt und gilt aufgrund seiner vielen Sport- und Wandermöglichkeiten als touristischer Hotspot. Seit geraumer Zeit wird das Zillertal aber auch mit Kultur in Verbindung gebracht, und das hat mit dem Theaterfestival Steudltenn zu tun, welches seit 15 Jahren in Uderns für ein hochkarätiges Programm sorgt. Spielstätte ist der 700 Jahre alte Heustadl der Familie. Die Schauspielerin und Festivalgründerin Bernadette Abendstein erinnert sich: „Vor rund 100 Jahren konnte man bei uns beim „Steudler“ in Uderns bei meinen Urgroßeltern Butter gegen Stoffe tauschen oder mit den Wirtsleuten des Zillertals Schnaps probieren. Es wurde gesungen, gelacht und so manche Neuigkeit in Umlauf gebracht“. Nach nationalen und internationalen Engagements zu Beginn der 2000er Jahre zog es Abendstein zurück nach Uderns. So stellte sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Schauspieler und Regisseur Hakon Hirzenberger, das Steudltenn Theaterfestival am heimatlichen Hof der Eltern auf die Beine, das 2025 sein 15-Jahre Jubiläum feiert. Über 1.000 Veranstaltungen wurden seither gezeigt, rund 166.000 Gäste folgten seit dem Beginn der Einladung in die Steudltenn. FREIZEIT-TIROL reiste staufrei nach Uderns, um von den Initiatoren die aktuellen Neuigkeiten zu erfahren.

Bevor wir zu euren heurigen Schwerpunkten kommen – lasst uns doch mit dem Rahmenprogramm rund um das Festival starten!

Unter dem Motto „Perspektivenwechsel“ laden wir seit 31. März zum Mitfeiern und Teilnehmen mit einem vielfältigen Programm ein. Neben Bühnenstücken, Kabaretts, Lesungen und Konzerten sind uns die Kinder- und Jugendprojekte wichtig. Damit gemeint ist unter anderem unser Pinguin Nelson, den Hakon erfunden hat, ein „Fixstarter“ seit 15 Jahren. Heuer erlebt er mit „Neslon und die Zeitmaschine“ sein viertes Abenteuer. Dieses Stück gibt es übrigens auch mit zahlreichen Illustrationen von Gerhard Kainzner als reich bebildertes Buch, das hier im Festivalbüro und im Buchhandel erhältlich ist.

Lässt sich ungefähr sagen, wie viele Kinder das Festival jährlich besuchen?

Nun, 2024 waren ca. 5.000 Kinder und Jugendliche bei uns zu Gast.

Stichwort „Kreativworkshop für Kinder“

Das Projekt „U-21“, ein gemeinsames Theaterprojekt für Kinder und Jugendliche, gibt es seit 12 Jahren. Die Idee dahinter ist, dass die Jugendlichen gemeinsam mit uns ein Stück entwickeln, zu Themen, die sie selbst interessieren. Heuer ist das „KI-ein Märchen“, bei dem rund 35 Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren mitmachen und das im April insgesamt 8-mal gespielt wurde.

Wie kann man bei der U 21 mitmachen?

Ganz einfach, man meldet sich jederzeit bei uns via E-Mail an. Wir kontaktieren dann die Interessierten. Start ist im kommenden Oktober, es geht über die Wochenenden, wie halt Zeit ist, bis zu den Osterfeien. Dort finden dann die Endproben statt, bevor dieses nächste, neue Stück für 2026 dann im kommenden Jahr zur Aufführung gelangt.

Ein weiterer Fixpunkt sind ja die „Markttage“ beim Steudler und eine Outdoor-Ausstellung?

Richtig, der nächste Markttag findet am Samstag, 28. Juni von 09:00 bis 12:00 Uhr statt. Die Besucher können die heimischen Erzeugnisse und Köstlichkeiten mit einem Regionalfrühstück der Landwirtschaftsschule Rotholz in ihrer ganzen Frische und Authentizität genießen. Und für die Kinder gibt es den Original Wiener Praterkasperl ab 10:30 Uhr. Ein wichtiger Punkt für uns ist auch immer die Outdoor-Installation, eine frei zugängliche Ausstellung, bei der sich verschiedene bildende Künstler eines bestimmten Themas annehmen. Heuer steht die Ausstellung unter dem Motto „Reclaiming Nature“ und geht der Frage nach „ Wie können wir die Natur als Verbündete, als Teil unserer Identität und unseres Seins, zurückgewinnen?“. Diese Ausstellung bleibt über das Festival hinaus, so lange es schön ist, bis in den Herbst bestehen.

Kommen wir nun zu euren großen Theaterproduktionen 2025. Was steht auf dem Programm?

Im Mai, genauer gesagt ab 14. Mai, zeigen wir „Nein zum Geld“ von Flavia Coste. Das ist eine Eigenproduktion von uns. Es ist eine tiefkomische, groteske Gesellschaftssatire mit viel Wortwitz und unerwarteten Wendungen, bei der es um einen Lottogewinner geht, der seinen Gewinn, 162 Millionen Euro, nicht abholen will. Denn er ist mit seinem Leben so zufrieden, dass er nichts ändern möchte. Sein Umfeld ist davon aber weniger begeistert! „Nein zum Geld“ ist insgesamt 11-mal, bis 30. Mai, zu sehen.

Im Juni zeigen wir dann, nach dem großen Erfolg im Vorjahr, nochmals die „Würsteloper“ von Hakon Hirzenberger als Koproduktion zusammen mit dem Wald4tler Hoftheater und dem Theater Akzent Wien. Es ist eine turbulente Satire über den Zustand der österreichischen Gesellschaft, exemplarisch festgemacht an dubiosen Machenschaften der „High-Society“, die am Würstelstand besprochen werden. Grotesk, temporeich und gespickt mit Humor und Gesang. Die Premiere ist am 04. Juni. Bis 13. Juni gibt es dann insgesamt 6 Aufführungen davon.

Ende Juni, mit der Premiere am 25., starten wir dann „Der Zerissene“ von Johann Nestroy, als Posse mit Gesang. Es gibt dabei sehr viel Livemusik, außerdem zusätzliche Lieder, die Hakon geschrieben hat. Es ist quasi ein komödiantisches Musiktheater für alle Sinne, das zeigt, wie schnell sich das Schicksal wenden kann. Wir spielen das Stück mit insgesamt 12 Aufführungen, bis zum Ende des diesjährigen Festivals, am 13. Juli.

Neben diesen großen Theateraufführungen besticht das Steudltenn Festival auch mit einem Rahmenprogramm, wo viel Prominenz und Größen der Theaterszene zu Gast sind.

Ja, richtig. Heuer gab es im April neben Bischof Hermann Glettler und dem Imam Abdulwafa Mohammed beispielsweise Nina Hartmann und Matin Leutgeb mit „Das letzte Mal“ zu sehen. Robert Stachel und Christoph Grissemann kamen mit dem Kabarett „Rouladen“, mit Manuel Rubey verstärkt waren die beiden am 01. Mai in der Lesung „Kunst“ zu hören. Rubey war dann mit Simon Schwarz und dem Kabarett „Das Restaurant“ am 06. Mai wieder bei uns zu Gast. Einen besonderen Abend gab es am nächsten Tag, dem 07. Mai, mit Harald Schmidt! Bereits am 08. Mai stand Robert Palfrader mit seinem Kabarett „Allein“ auf der Bühne. Birgit Minichmayr mit „Dorothy Parker“ besucht uns am 31. Mai zu einer Lesung. Das Kabarett „Bis einer weint“, quasi ein „Best of Simpl von Farkas bis Niavarani und retour“, gibt es mit Stefano Bernardin und Bernhard Murg am 01. Juni. Fritz Karl und Elena Uhlig sind mit der Lesung „Beziehungsstatus: Erledigt“ am 01. Juli hier. Mit „Die Büste des Kaisers“ von Joseph Roth gibt es am 8. Juli Erwin Steinhauer zu sehen. Philip Hochmair tritt am 13. Juli gleich mit zwei verschiedenen preisgekrönten Soloabenden auf: Mit „Der Prozess“ und mit „Amerika“, beides von Franz Kafka, rundet er das prominent besetzte Rahmenprogramm 2025 ab. Wir freuen uns sehr, all diese Namen im Rahmen des Theaterfestival Steudltenn präsentieren zu dürfen. Ein Festival dieser Art ist einzigartig in Österreich!

Alle Infos: www.steudltenn.com

Text: Bernhard Schösser, Fotos: Bernhard Schösser, Sabine Hauswirth