Bildung St. Michael

Es gibt sie noch im geschäftigen, teilweise hektischen und touristisch übererschlossenen Tirol: Kraftplätze! Orte, die schon alleine durch ihre Lage zu begeistern wissen. Orte, die zur inneren und äußeren Einkehr einladen, Orte, an denen man schon nach wenigen Minuten das Gefühl der Entschleunigung hat.

Ein solcher Ort ist St. Michael in Schöfens bei Matrei am Brenner. Dort feierte man im Oktober das 80-Jahre Jubiläum. Es ist ein harmonischer Ort, eingebettet in die Natur: Auf rund 1.150 m Seehöhe liegt St. Michael (St. Michael Alpin Retreat und Bildung St. Michael). Abseits von Hektik, Wipptaler Durchzugsverkehr und Stress bieten sie die perfekte Gelegenheit zur Ruhe zu kommen. Neu ankommende Besucher gehen am Kraftsee vorbei oder umrunden ihn, ehe sie nach St. Michael gelangen. Der See, die Berge und der nahe Wald laden ein, ein wenig zu bleiben und sich zu erholen. Mit Seminaren, Workshops und Lehrgängen eröffnen sich für die Besucher zusätzlich die Möglichkeiten die eigene Spiritualität zu vertiefen, sich als Familie zu stärken und die eigene Persönlichkeit zu entfalten. FREIZEIT-TIROL nahm sich ein kurzes Aus vom Alltagsstress und traf an einem sonnigen Novembertag Magdalena Modler-El Abdaoui, Michaela Schwarz und Annemarie Hochrainer zum ausführlichen Gespräch.

Die Geschichte von St. Michael

Die Ursprünge des Hauses reichen bis ins 13. Jahrhundert auf das Anwesen „Anholz“ zurück. 1889 ließ Franz Kraft die „Pension Kraft“ errichten. Der Weiher wurde an die heutige Stelle, dort wo jetzt der Kraftsee ist, verlegt. 1926 übernahm Tochter Paula die Pension. Ihr Sohn, der Tiroler Maler Paul Flora, verbrachte hier einen Teil seiner Kindheit. 1939 musste sich die Familie Flora durch die Rezession und die Tausendmarksperre vom Besitz trennen. Sie übergab die „Pension Kraft“ an die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch. Im selben Jahr beherbergte das Haus Priesterseminaristen. Von 1940 bis 1944 diente das Gebäude als Urlauberheim für Arbeiter in Munitionsfabriken, anschließend als Luftwaffenlazarett. Im Sommer 1945 fanden lt. Diözesanarchiv bereits die ersten Bildungsveranstaltungen im Haus statt.

Am 25. Oktober 1946 übernahm die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch endgültig die Pension Kraft und taufte sie in „Haus St. Michael“ um. Die Barmherzigen Schwestern betreuten die Gäste. Die Schwerpunkte des Hauses waren Familien-Arbeit, Besinnung und Exerzitien. Von 1969 bis 1978 war das Haus wegen Baufälligkeit geschlossen. 1978 wurde Dekan Karl Singer nach umfangreichen Um- und Zubauten Rektor vom Haus St. Michael. Die Missionarinnen Christi übernahmen die Heimleitung.

1994 wurde das Canisiushaus errichtet und im Jahr 2003 das Gästehaus umgebaut. Ende 2016 erfolgte der große Umbau des Bildungshauses: Der Bettentrakt und das alte Haus wurden abgerissen. Die denkmalgeschützte Kapelle, der erste Sakralbau von Josef Lackner, blieb bis heute bestehen. Lediglich der Altarraum wurde verändert. Für die Gestaltung des Altares und des Ambos wurde „Matreier Marmor“ (Matreier Serpentin) gewählt. Bischof Hermann Glettler beauftragte die Künstlerin Heidi Holleis mit der künstlerischen Gestaltung der Kapelle.

Das Canisiushaus wurde thermisch saniert und adaptiert. Das neue Bildungshaus St. Michael mit 58 Zimmern und 12 lichtdurchfluteten Seminarräumen wurde in 14-monatiger Bauzeit errichtet. Beim Bauen wurde der Enzyklika von Papst Franziskus „Laudato si´“ Folge geleistet und auf Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit Bedacht gelegt. So wird der energieeffiziente Neubau durch eine zweistufige Luftwärmepumpe beheizt. Das in Holzbauweise errichtete Bildungshaus St. Michael erhielt für seine nachhaltige, klimaschonende Bauweise das Qualitätssiegel „Klimaaktiv Gold“.

Seit 2024 führt die Diözese Innsbruck das Haus als Hotel mit Seminarbetrieb (St. Michael Alpin Retreat), in dem weiterhin diözesane Bildungsveranstaltungen (Bildung St. Michael) stattfinden.

Die Leiterin von Bildung St. Michael, Magdalena Modler-El Abdaoui, fasst die Grundausrichtung zusammen: „Achtsamkeit im Miteinander und Alleinsein, das Naturerlebnis, Gesundheit und Nachhaltigkeit bilden den Grundklang unseres Angebotes. Besonders wichtig ist uns dabei, dass sich ein intergenerationales Miteinander wie auch inklusive Räume der Vielfalt entwickeln können. Wir möchten, dass sich die Teilnehmenden an unseren Bildungsveranstaltungen hier in der Natur wohlfühlen und Kraft tanken können für die oft hektischen Aufgaben im Alltag!“

Das St. Michael Alpine Retreat spielt nicht nur auf Grund seiner Lage „alle Stücke“: Rund 100 Betten, verteilt auf 57 moderne Zimmer, selbstverständlich zur kompletten Familiennutzung und barrierefrei und 3 großzügige Appartements mit Balkon gestalten den Aufenthalt ebenso schön wie die Finnische Sauna mit Ruheraum und die Aussicht ins umliegende Grün. Besonders wichtig sind die Aufenthaltsbereiche mit Möglichkeiten für Austausch und Rückzug. Toll angenommen werden die „Geh-spräche“, die am Kraftsee beim Umrunden oder einfach auf einem Plätzchen im Grünen stattfinden. Und dank der umsichtigen Planung kann man in den Seminarräumen die Aussicht auf die beeindruckende Landschaft des Wipptals genießen! Für Gruppen, die gerne unter sich bleiben, bietet das „Haus Canisius“ den idealen Rahmen, inklusive der Möglichkeit der Selbstversorgung. Gastronomisch runden das „Café Michael“ und das eigene Restaurant, das täglich ein 3-gängiges Menü mit vegetarischer Option bietet, das Angebot gelungen ab. Übrigens: Gäste und Besucher parken kostenlos!

Stichwort „Seminarraum“: Bildung St. Michael bietet ein breit gefächertes Programm an Seminaren und Veranstaltungen an. Einerseits im Haus, andererseits aber auch unter Einbeziehung der fantastischen Umgebung und der Natur. So gibt es Veranstaltungen für die ganze Familie wie die „Großeltern -Enkel-Tage“ oder „Warten aufs Christkind“, spirituelle Workshops oder die sehr beliebten Tanzworkshops. Aktuell steht der Winter vor der Türe, was einige Möglichkeiten beschert. So starten Ende Jänner Schneeschuh-Wanderungen unter dem Motto „Stille (Schritte) im Schnee“, im Februar veranstaltet man gleich zwei meditative Skitourenwochen mit dem Titel „Spuren im Schnee“. Ebenso Skitourenexerzitien mit dem Titel „Der Leise Weg“. Die Seminarräume und das St. Michael Alpine Retreat bieten aber auch Firmen die ideale Möglichkeit zu arbeiten und gleichzeitig neue Kraft zu schöpfen. Dabei ist die Bandbreite von Corporate-Event, Messe, Firmen- und Produktpräsentation oder Ausstellung enorm, bei Bedarf kann die gesamte Anlage exklusiv gebucht werden!

Alle Informationen online: www.st.michael.dibk.at und www.stm.tirol

Text: Bernhard Schösser