Trailrunning

Die Entwicklung der Laufszene in Tirol

Trailrunning, wie wir es heute kennen, hat seine Wurzeln tief in der Menschheitsgeschichte. Unsere steinzeitlichen Vorfahren waren, wenn man so will, die ersten Trailrunner, denn sie mussten durch unwegsames Gelände laufen, um zu jagen oder Gefahren zu entkommen. Im Gelände zu laufen ist also die Sportart, die für uns Menschen die natürlichste ist.

In den 1970er Jahren erlebte das Trailrunning in den USA einen regelrechten Boom. Mit der Entwicklung spezieller Trailrunning Schuhe in den 1990er Jahren wurde der Sport auch für Freizeitathleten zugänglicher und sicherer.

In den 2000er Jahren entdeckten immer mehr Menschen den Reiz, der Natur beim Laufen ganz nah zu sein. Damit explodierte die Popularität des Trailrunning förmlich. Events wie der Ultra-Trail du Mont-Blanc (rund 170 km und 10.000 Höhenmeter) zogen tausende von Läufern an und machten diesen Sport weltweit bekannt. Parallel ergaben Marktforschungen führender Sportartikelmarken, dass das Interesse am klassischen Straßen-Marathon deutlich nachgelassene hatte, während Trailrunning starke Zuwächse erfuhr. Der Kampf gegen die Stoppuhr rückte damit vor dem puren Naturerlebnis in den Hintergrund.

2015 erkannte der Leichtathletik-Weltverband Trailrunning als offizielle Disziplin an. In Österreich wuchs der Trailrunningsektor zwischen 2010 und 2018 um rund 400%.

Heute ist Trailrunning weit mehr, als nur ein Sport. Es ist vielmehr eine Lebenseinstellung und eine Möglichkeit dem Alltag zu entfliehen und der Natur ganz nahe zu sein. Zudem gibt es Laufveranstaltungen für jedes Fitnesslevel und jeden Geschmack – von kurzem Trail bis hin zu mehrtägigen Ultramarathons. So findet jeder den für sich passenden Bewerb.

Innerhalb Österreichs hat sich das Sportland Tirol als ideales Ziel für Trailrunner hervorgetan. Mit dem „Innsbruck Alpine“ und dem „Pitz Alpine Glacier Trail“ finden zwei der größten Trailrunning-Festivals in unserem Bundesland statt. Hinzu kommen noch zahlreiche Trailrunning- und andere Laufveranstaltungen. Doch wie entstand die mittlerweile von fast unzähligen Events geprägte Szene in Tirol?

Einer der Pioniere war zweifellos der Goinger Franz Puckl und mit ihm verbunden der „Berglauf“. 1977/ 78, als diese Sportart in Tirol ankam, hatte Puckl, der selbst vorher bei Bergläufen in der Schweiz gestartet war, die Idee, einen Lauf auf das Kitzbühler Horn zu organisieren. Herausgekommen ist ein absoluter Klassiker, ein Straßen-Berglauf, der in seiner Hochblüte mehr als 700 Starter pro Jahr verzeichnete! Der „Hornlauf“ ist übrigens der einzige Straßenlauf, der auf einem Gipfel endet. Die 47. Auflage findet heuer am 31. August statt. Zusammen mit dem Frühlingslauf am Kitzbühler Schwarzsee und dem Astberglauf (43. Auflage am 19. Oktober) führt Puckl seit fünf Jahren seine eigene Serie, den „FP-Cup“, durch. Hier gibt es für Kombistarter tolle Gewinnchancen. Puckl selbst startete seine sportliche Karriere 1945 als Fußballer, 1982 wurde vom umtriebigen Unterländer der Internationale österreichische Berglaufcup ins Leben gerufen, dessen Geschäftsführer er bis 2019 war. Stichwort „Teilnahmen“: Puckl führt über sämtliche seiner absolvierten Wettkämpfe penibel Buch bzw. Heftchen. Aktuell hat er an weit über 2000 Rennen erfolgreich mit vielen Siegen und Top Platzierungen teilgenommen!

Als Einstieg in den Traillauf eignen sich viele kleinere Veranstaltungen. Beispielsweise der Hängebrücken-Trail in Kolass und Weer: Seit seiner Premiere im Jahr 2022 hat sich die Veranstaltung zu einem festen Bestandteil der Tiroler Laufszene entwickelt. Am 28. Juni 2025 findet die vierte Auflage dieses einzigartigen Trailrunning-Events statt, das vom Laufteam SV Raika Kolsass-Weer organisiert wird. Die Veranstaltung richtet sich an ein breites Spektrum von Läuferinnen und Läufern – von ambitionierten Hobbyläufern bis hin zu erfahrenen Trailrunnern. Im Jahr 2024 wurde trotz großer Hitze ein neuer Teilnehmerrekord von über 100 Startern verzeichnet, was die wachsende Beliebtheit des Events und der Sportart unterstreicht.

Die Strecken führen durch die malerische Landschaft der Silberregion Karwendel auf Distanzen zwischen 4,3 und 12,9 km Länge, ebenso gibt es einen Kinderlauf. Ein besonderes Highlight ist die Überquerung der „Vorderen Hängebrücke“, die dem Event seinen Namen verleiht. Veranstalter Benedikt Paasch ist sich sicher: „Die stetig steigenden Teilnehmerzahlen und die positive Resonanz spiegeln die dynamische Entwicklung der Laufszene in Tirol wider“.

Die Veranstalter des heuer am 17. Mai erstmalig durchgeführten Kuftrails ziehen Resümee: „Der neue Trailrun wurde im Rahmen eines Praxisprojekts des Studiengangs Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement (SKVM) an der FH Kufstein organisiert. Der Lauf ist Teil der Österreichischen Universitätsmeisterschaften (UAM) und richtet sich vor allem an Studierende. Auch Nicht-Studierende konnten mitlaufen. Zur Auswahl standen zwei Strecken mit 7 und 14 Kilometern. Rund 100 Teilnehmer waren am Start. Wir sehen im Kuftrail einen Beitrag zur wachsenden Tiroler Laufszene. Besonders Trailrunning gewinnt zunehmend an Bedeutung“.

Auch der am 01. Juni stattfindende Thermenlauf in Längenfeld hat diese Zielrichtung: Eine atemberaubende Strecke durch die wunderschöne Landschaft des Ötztals, mit Blick auf die majestätischen Berggipfel von Längenfeld, liefert auf drei Strecken (5 km, 10 km oder die Halbmarathon-Distanz) für jeden Läufertyp die passende Herausforderung. Mit den beliebten Kinderläufen ist der Thermenlauf Längenfeld das perfekte Event für die ganze Familie.

Michael Bartl, der das gleichnamige Geschäft „Sport Bartl“ in Innsbruck generationsübergreifend schon 60 Jahre betreibt, ist überzeugt: „In den letzten Jahren hat man besonders in der Trailrunningszene einen starken Aufwärtstrend beobachten können.“ In seinem Geschäft in der Pradler Straße sind Hobbyläufer aus allen Generationen Kunden. Für Bartl sind beim Kauf die Informationen über das Einsatzgebiet und wie oft der Kunde läuft sowie die Fußform wichtig. Nach dem Kauf die Zufriedenheit des Kunden. „Durch unsere Reparaturwerkstatt können wir viele Probleme lösen und bieten dadurch ein optimales Service“, so Michael Bartl abschließend.

Für Fortgeschrittene und Topläufer eröffnet der 13. Pitz Alpine Glacier Trail (vom 01. – 03. August) im Pitztal wieder die Chance, auf insgesamt 9 verschiedenen Strecken zu laufen. Mit der Integration in der Golden Trail World Series setzt das Event nun ein neuerliches Ausrufezeichen: Von insgesamt 8 Rennen weltweit, werden nur 2 im DACH-Raum ausgetragen. Der Salomon Pitz Alpine Glacier Trailsteht damit auf einer Stufe mit denbekanntesten und erfolgreichsten Rennen der Welt.

Einer, der bei all diesen langen und harten Wettkämpfen nicht nur teilnimmt, sondern mit mittlerweile 5 Siegen beim Innsbruck Alpine Trailrun Festival auch vorne mitmischt, ist der gebürtige Allgäuer Profi-Trailrunner Sven Koch. „Seit fast acht Jahren lebe ich in Innsbruck – und obwohl mich ursprünglich das Studium hierhergeführt hat, war es etwas ganz anderes, das mich zum Bleiben bewegt hat: Die Berge. Genauer gesagt, das Laufen in den Bergen. Das Trailrunning hat mein Leben seit einigen Jahren fest im Griff. Anfangs war es nur ein Ausgleich, ein Hobby neben dem Studium. Doch mit der Zeit wurde mir klar: Ich habe hier etwas gefunden, das viel mehr ist als Sport und vielleicht sogar mein bis dahin verstecktes Talent. Die Berge rund um Innsbruck bieten alle Möglichkeiten, um sich nahezu auf jedes Rennen perfekt vorzubereiten. Von steilen Anstiegen, bis hin zu flowigen Trails, ist alles dabei. Sogar auf der Laufbahn sieht man mich ab und an, auch das kann die Stadt Innsbruck bieten! Ein weiterer Grund, warum Innsbruck für mich der perfekte Ort ist, sind die Menschen. Hier gibt es so viele starke Läuferinnen und Läufer, mit denen ich gemeinsam trainieren, leiden und wachsen kann. Diese Trainingsgruppen, die sich oft ganz organisch bilden, motivieren ungemein – sei es bei fordernden Intervallen oder langen Läufen in denen man sich gegenseitig anspornen kann“.

Doch Innsbruck bietet mit dem „Innsbruckathlon“ für Läufer auch eine Runde „Sightseeing der anderen Art“. Elisabeth Pammer vom Veranstalterteam erklärt: „Der Innsbruckathlon am 28. Juni ist nicht nur ein Hindernislauf – er ist ein urbanes Sporterlebnis mitten im Herzen der Stadt. Entstanden ist das Event aus dem Grazathlon, der seit 2013 das Stadtbild von Graz mitgeprägt hat. Aufgrund des großen Erfolgs dieses Formats haben wir 2019 entschieden, den Hindernislauf auch nach Innsbruck und Linz zu bringen. Seither wächst die Veranstaltung von Jahr zu Jahr – sowohl was die Teilnehmer betrifft, als auch die Begeisterung der Zuschauer. Unsere Mission ist klar: Wir wollen den Hindernislauf in die Innenstadt holen und für möglichst viele Menschen zugänglich machen. Das beginnt beim Junior-Bewerb, bei dem Kinder erste Hindernis-Erfahrungen sammeln können, und reicht bis zu den Erwachsenen, wo wirklich alle mitmachen – von Elite-Läufern bis zu kompletten Einsteigern.

Für die Profis gilt: Jedes Hindernis muss korrekt gemeistert werden – mit technisch und körperlich fordernden Elementen. Gleichzeitig geben wir Hobby-Athleten die Chance, mit vereinfachten Varianten und Aufstiegshilfen – die man nutzen kann, aber nicht muss – und einer kürzeren 5-km-Distanz dabei zu sein. Es gibt zwei Strecken: 10 km mit 20 Hindernissen und 5 km mit 10 Hindernissen. Was den Innsbruckathlon so besonders macht, ist das Flair: Laufen, klettern, kämpfen – und das alles vor jubelnden Zuschauern mitten auf der Maria-Theresien-Straße oder direkt vorm Goldenen Dachl. Wir nennen es deshalb auch gerne: die härteste Sightseeingtour Österreichs.

Also, Laufschuhe schnüren und los geht’s!

Fotos: Bause, Beer, Kuftrail, Fortuna Längenfeld, Puckl, Paasch, Schösser