INNSBRUCK. Was haben bekannte und erfolgreiche Radprofis wie Patrick Konrad und Lukas Pöstlberger (beide BORA hansgrohe), Gregor Mühlberger (Movistar), Michael Gogl (Qubeka Assos), Marco Haller und Jan Tratnik (Bahrein Merida) oder ein Sebastian Schönberger (B&B Hotels) gemeinsam? Sie alle haben einmal das Trikot des Tirol KTM Teams getragen, bevor sie in einem großen WorldTour Team (bei ihren derzeit aktuellen Arbeitgebern), Profi geworden sind. Und jüngst haben sich auch der junge Tiroler Patrick Gamper (BORA hansgrohe), Georg Zimmermann (zuerst CCC und jetzt Wanty Gobert) und Tobias Bayer (Alpecin Fenix) ihren Traum vom Berufsradsportler erfüllt.
Sprungbrett für junge Talente
Als das Team 2008 vom Weltradsportverband ausgestattet mit einer ContinentalTeam Lizenz, das ist hinter WorldTour und ProTour die dritte Profikategorie im internationalen Radsport, in seine erste Saison startete, waren Mission und Zielsetzung klar definiert: Mit professionellen Strukturen und einem starken internationalen Rennkalender wollte das Team ein wichtiges Sprungbrett für junge Talente werden. Jetzt, 14 Jahre später, zählt Tirol KTM Cycling zu den besten U23- und Development Teams in Europa. Neben der guten Arbeit über die vielen Jahre waren es aber auch die zahlreichen schönen Erfolge, die das Team zu einer bevorzugten Adresse für junge Radsportler werden ließ: Etappenerfolge bei der Österreich Rundfahrt, dem Giro d`Italia U23 oder dem Giro del Friuli, Siege bei vielen Eintagesrennen, der Gewinn des Bergtrikots bei der Österreich Rundfahrt sowie zahlreiche österreichische Meistertitel in der U23 Kategorie.
Gelungener Start in die Saison 2021
Der tolle Schwung der letzten Jahre wurde im Frühjahr 2020 durch die Corona Pandemie jäh gestoppt. Auch heuer musste das Team lange auf den ersten Start warten. Alle geplanten Rennen im Feber und im März wurden wegen Covid abgesagt. Umso mehr freut man sich über die jüngsten Erfolge: Beim Auftakt der Rad-Bundesliga in Leonding schlüpfte Ex-Biathlet Florian Lipowitz gleich einmal in das Führungstrikot des Besten in der U23 Wertung. Wenige Wochen später sprintete der endschnelle Slowene Matevz Govekar beim traditionellen Kirschblütenrennen zum ersten Sieg für sein Team. Und auch beim überaus stark und international aufgestellten GP Vorarlberg am 1. Mai zeigte die gesamte Mannschaft wieder eine tolle Vorstellung: Govekar wurde Zweiter, übernahm von Lipowitz das U23 Führungstrikot und das Team, mit seinem Durchschnittsalter von 19 Jahren übrigens die jüngste Elitemannschaft der Rad-Bundesliga, führt nun auch in der Teamwertung.
Tour of the Alps – inmitten der Weltklasse
Doch das eigentliche Meisterstück in dieser noch jungen Saison legte die reine U23 Mannschaft bei der heurigen Tour of the Alps ab, die mit nicht weniger als 13 WorldTour Teams so exklusiv wie nie zuvor besetzt war: Felix Engelhard fuhr mit dem roten Trikot für den Sieger in der Sprintwertung nach Hause. Florian Lipowitz zeigte sich inmitten der Weltklasse, holte in der Gesamtwertung den hervorragenden 18ten Platz und landete in der U25 Nachwuchswertung mit Platz drei auf dem Podium. Georg Steinhauser legte mehrmals eine große Talentprobe ab, wurde in der Nachwuchswertung 10ter und zählte auf der Schlussetappe zu den großen Protagonisten der Fluchtgruppe. Und um es zu verdeutlichen, wie die Leistung des Tirol KTM Teams bei dieser Rundfahrt der zweithöchsten Kategorie einzuschätzen ist: Sie waren das einzige Continental Team, die einzige reine U23 Mannschaft, mit vielen Quereinsteiger und blutjungen Rennfahrern, mit lediglich drei bis vier Rennen als Vorbereitung und in diesem Starterfeld wohl mit Riesenabstand mit dem kleinsten Budget unterwegs. Wenn sich das britische Ineos Team jährlich über rund 40 Millionen Euro freuen darf, dann arbeitet Tirol KTM mit einem Prozent davon. Aber: Mit viel Herzblut und Leidenschaft ist alles möglich. Ride with passion eben.
Ride with passion – mehr als nur ein Radteam
Doch die Equipe möchte mehr sein, als „nur“ ein profesionelles Radteam. Die Weichen dafür haben Teammanager Thomas Pupp und Partner Gerhard Kapeller vor gut zweieinhalb Jahren gelegt, mit der neuen Adresse Hauptfrachtenbahnhof 2c in Innsbruck und der Gründung des Ride with passion HUBs. Hier befinden sich der Fuhrpark, Büros, der Service Course für das Material und ein Verkaufsshop mit Rädern, Trikots und mehr. Und für die lebendige Rennrad- und Gravel Community der Stadt will man „home of cycling“ und attraktiver Treffpunkt sein: Mit einer Leselounge mit Best of Cycling, feinem Espresso mit eigenem Spezialitäten-Kaffee, einem Kühlschrank mit erfrischenden Getränken vor und nach den Rides, einem „Public Viewing“ für die großen Rennen und regelmäßigen Grouprides nach Feierabend, die über gut zwei Stunden auf kleinen und teils unbekannten Wegen den Großraum Innsbruck aus einer neuen Perspektive zeigen. Diese Ausfahrten werden Ende Mai jetzt wieder beginnen.
Über Stock und Stein rund um Innsbruck
Apropos Gravel. Mit “Gravel Innsbruck” veranstalten Gerhard Kapeller und Thomas Pupp auch ein kultiges „multi terrain cycling“ Festival. “Wir haben schon früh den Trend zu Gravel erkannt und im September 2014 erstmals als “Ride with passion TOUR” eine solche Veranstaltung organisiert. Gravel Innsbruck ist kein Rennen sondern ein Get-together für alle Radfreunde. Gestartet werden kann einzeln oder in Teams, mit Rennrädern, Gravel- und Mountainbikes. Die Agrarmarketing Tirol verwöhnt alle TeilnehmerInnen mit regionalen Schmankerln an den Labestationen und im Start- und Zielbereich.” Die Freude am Rad fahren steht also im Vordergrund, auf dieser außergewöhnlichen Strecke, mit den schönsten kleinen Wegen rund um Innsbruck und ihren ikonischen Passagen: der grandiose Anstieg unter der Europabrücke, die Fahrt durch den Igler Eiskanal und das Bergisel Stadion. Und wer dann noch die Beine hat, der rockt die Höttinger Höll, den Highway to Höll, das 28% steile Herzstück der Rad WM 2018. Ergibt in Summe rund 80 Kilometer und knapp 2.000 Höhenmeter.
Am 12. September ist es wieder soweit. Alle Infos und Anmeldungen hier: www.gravelinnsbruck.com.
Fotos: Sportfoto Adler, Eisenbauer, Ride with Passion
Text: Bernhard Schösser