Festival der Träume am Scheideweg?

Festival der Träume am Scheideweg?

26 Jahre danach. Ein mögliches Ende des Festival der Träume ist auch ein Stadtgespräch. Und somit ist "Träumen" bei Politik, Kultur und vor allem den Besuchern dieses beliebten Innsbrucker Festivals ins Gerede gekommen. Ein Schluss nach 26 Jahren wäre wohl auch ein bisschen schade. Zählt diese stets (ver)wandlungsfähige und beliebte Veranstaltungsserie doch zu den Höhepunkten im Innsbrucker Sommer. Zumindest das Publikum sieht das so. Seit 25 Jahren ist er mit diesem Festival als eifriger Vermittler und Kulturentwickler in verschiedenen Genres, wie Straßentheater, Kindertheater, Clowns, Comedy, Körperkunst, Cirque Noveau, Musik zuhause. Auch deshalb haben wir dem "Festival-der-Träume- Mastermind" Herbert Waltl ein paar Fragen gestellt.

Warum findet das FdT 2016 nur mehr im Spiegelzelt-Tanzpalast statt?
Nachdem alles größer und aufwendiger geworden ist, der Schritt vom Stadtsaal in die Dogana und das Spiegelzelt in den letzten drei Jahren inhaltlich äußerst erfolgreich - aber nicht kostendeckend war, die finanziellen Unterstützungen nicht mehr sondern weniger werden, mussten wir uns entscheiden.
Das Spiegelzelt von 1920, welches nur kurzzeitig in Innsbruck steht, versprüht einen besonderen Flair. Dieser Flair passt zum Festival der Träume dazu, und so haben wir uns eben für Spiegelzelt-Tanzpalast entschieden.

Wie soll und kann es aus Ihrer Sicht mit dem Festival weitergehen? Gibt es Perspektiven?
Wir sind offen für alle geplanten Gespräche und für eine Weiterentwicklung. Mit Karl Heinz Helmschrot als Experten im Bereich Ciruqe Noveau, Varieté neu und Körperkunst steht uns ein Profi mit einer Visionzur Verfügung. Seine Aussage: "Bewahren! Es ist eine Perle! Das Festival der Träume ist in seiner heutigen Ausrichtung einzigartig im deutschsprachigem Raum!", hat Gewicht. Mit Simon Kräutler als "Scout" für die "einheimischen Künstlerinnen" und Alexander Paget für die Technik haben wir zwei weitere Experten an Bord. Unter neuen Rahmenbedingungen, mit dem begeisterungsfähigen, fachkundigen Tiroler Publikum könnte sich das Festival noch weiterentwickeln. Der Dogana als die Spielstätte, wie bereits in den drei Jahren zuvor erfolgreich in ein großes Varietétheater umgebaut, kommt dabei sicher prägende Bedeutung zu.

Zurück zur Gegenwart. Geben Sie uns einen kurzen Überblick. Wie schaut das FdT - Programm 2016 aus?
Karl Heinz Helmschrot hat vier Shows speziell für das Spiegelzelt inszeniert. Verkleinert aber immer noch mit allen "Ingredienzien" der Körperkunst - Artistik, Akrobatik, Musik, Varieté, Kabarett, Comedy, Spassmacher.... - Trari-Trara: "Tirol Traum", "Starke Typen", "Übermut" und "Börlin". Fünf musikalische Leckerbissen kommen dazu. Bernard Mansuir, ein furioser Klangakrobat aus Belgien, die italienische Microband, MoZULUart - Mozart und Zulugesang!, Schellinski - Mundartmusik für die Herzen aus Vorarlberg und die "Khult-Bänd" Anida A Nora aus der Steiermark. Dazu noch 9 Abende mit einheimischer Musik, nach dem Motto "Leidenschaft Musik" - die dritte nach 2014 und 2015 - kuratiert von Simon Kräutler.

Im Mittelpunkt steht dabei die weibliche Stimme. Und der Eintritt zu diesen 9 Abenden ist kostenlos - gegen Freiwilliges. Welche Veranstaltungen sollte man 2016 besuchen?
Ihr besonderer Tipp? Schwierig - am besten so viel als möglich. Und sich so wenig wie möglich entgehen lassen. Es ist richtig schwer. Aber Herz und Bauch sagen: Meine persönlichen Highlights - Bernhard Mansuir, MoZULUart, - die Shows "Tirol Traum" und "Übermut", AKW und "Disney meets Jazz" mit Sara Köll. Nicht vergessen - Aniada A Noar mit Altrioh aus Friaul am letzten Sonntag und dann vielleicht noch die überraschende (Abschieds)Schluss- oder (Neustart)Premierenparty mit "La Banda del Sol" am Dienstag 30. August.

In Ihrer Erinnerung - was war der schönste und was ist der schwierigste Moment im Festivalleben gewesen?
Da gibt es viele besondere und ganz besondere Momente. Der Weltrekordversuch 1999 - als es gelang im Juni über 2000 Menschen aus Tirol, vornehmlich Innsbruck, zu motivieren sich als Clowns zu verkleiden, zu schminken und "Oh Mein Papa" vor dem Goldenen Dachl zu singen. Der Weltrekord "1999 Clowns" ist gelungen. Es gab eine Eintragung ins Guinness-Buch der Rekorde. Es war eine gemeinsam Aktion mit dem damals jungfräulichen Stadtmarketing und unter der besonderen Schirmherrschaft von Hilde Zach. Oder die beiden letzten Auftritte vom ältesten Artisten der Welt - Konrad Thurnano (98) Jahre im Stadtsaal, das Mundartfestival in den Ursulinensälen. Volksmusik im Blumenpark, Biathlon anlässlich der Biathlon - WM in Hochfilzen, Mittelaltermarkt in der Maria Theresien Strasse....usw.

Schwierig? Die vielen Herausforderungen in der Jetztzeit. Braucht es heute, 26 Jahre später, überhaupt noch ein Festival der Träume?
Dazu ein klares "Ja", unser Publikum ist der positive Gradmesser dafür. Wenn ja, wie müssen die Rahmenbedingungen für uns als Ausrichter sein oder werden. Motivation? Wie gelingt es mir jedes Jahr wieder diese"Traum-Maschine" in Gang zu setzen. Altersbedingte Müdigkeit und Abnutzungerscheinungen machen "Bitte-und Betteltouren" zu wahren Kraftakten. Aber noch haben wir eine Vision!

Fazit: Tausend Erinnerungen im Kopf, viele Menschen, denen wir im Laufe der Zeit ein paar glückliche Stunden schenken durften, Dankbarkeit und Demut dem Erlebten gegenüber lassen uns nicht zu übermütig werden. Kinder die schon vor 20 Jahren beim Festival waren, sind immer noch da. Als Erwachsene. Und das ist schön. Deshalb. Dankeschön. 

 

Redakteur: Bernhard Schösser