Gernot Kulis - "Die Welt braucht dringend Humorhelden gegen die selbsternannten Halbgötter und Vollpfosten!"

Die Welt braucht dringend Humorhelden gegen die selbsternannten Halbgötter und Vollpfosten!

Er ist einer der beliebtesten Stand-Up-Comedians in Österreich: Gernot Kulis. Mit seinem neuen Programm "Herkulis" ist er aktuell auf großer Österreichtour. Wir trafen den Erfinder des "Ö3-Callboys" vorab zu einem äußerst unterhaltsamen Mittagessen!

Wie ist dein Leben verlaufen, bevor du zum Starcomedian wurdest?
Es wurde mir irgendwie in die Wiege gelegt, dass ich immer etwas mit Publikum machen wollte, mein Publikum begeistern wollte. Ich habe zuerst in diversen Auswahlen Fußball gespielt, bis mich Sturm Graz entdeckte. Ich erkannte, dass ein Wechsel von meinem damaligen Verein Sankt Paul im Lavanttal zu Sturm Graz sinnvoll wäre, um als Fußballer weiter zu kommen. Zu dieser Zeit, so mit 13, spielte ich bereits Theater in Sankt Paul. In Graz habe ich das Internat des AHS Gymnasiums HIB Liebenau besucht und bei Sturm Graz trainiert. In der U-19 spielte ich dann im österreichischen Nationalteam, übrigens zusammen mit dem leider schon verstorbenen Wacker Innsbruck Kapitän Theo Grüner. Als ich merkte, dass es bei mir aber nicht für Bayern München reichen würde, habe ich mich beim Radio beworben. Auch hier wollte ich gleich in die Champions League. Also habe ich bei Antenne Steiermark mit der Morning Show, etwas Comedy und Sportreportagen begonnen. Gleichzeitig startete ich mit dem Schreiben von Kabarettprogrammen für die Bühne. Nach dem Wechsel zu Ö3 habe ich ausschließlich Comedy gemacht, zu dieser Zeit entstanden neben den "Comedy-Hirten" auch die Kultfiguren wie "Professor Kaiser" oder der "Callboy". Mein erstes Soloprogramm, "Kulisionen", habe ich dann sechs Jahre lang gespielt.

Stichwort "Neues Kabarettprogramm" und "Herkulis"!
Ja, aktuell startet meine neue Tour "Herkulis". Lass es mich so sagen: Es gibt "Herkulesaufgaben" und "Herkulislösungen". Ich bin ja alles andere als ein Herkules, diese Rolle war in meiner Familie durch meinen Vater besetzt, und so sucht man sich als Sohn dann seinen eigenen Weg. Mein Vater löste die Probleme auf seine Art, ich auf eine andere. Das Leben bietet ja unendlich viele Herkulesaufgaben, viele alltägliche und ganz banale Dinge! Das beginnt bei der Parkplatzsuche und geht bis zum Datenschutz, alles, was so aktuell ansteht. Das kann man, meiner Meinung nach, fast alles mit Witz und Humor lösen. Grob gesagt geht es in "Herkulis" also darum, wie man diesen Hindernissen begegnet, ohne gleich rabiat zu werden. Obwohl man das gelegentlich selber in sich drinnen hat, also selbst der Herkules ist. Zum Beispiel die Frage: "Was machst du mit deiner Zeit im Baumarkt, wenn du den Baumarktverkäufer nicht finden kannst?". Ich habe mich dann selbst ausgerufen, da bei der Information auch niemand war, und so entstand eine sehr lustige Geschichte. "Herkulis" ist ein klassisches "Stand-Up-Programm". Ich erzähle über Dinge, die ich selber erlebt habe, also einen direkten Bezug dazu habe. Dadurch bleibt das Programm sehr authentisch. Ich denke, dass das neue Programm ein wenig persönlicher, aber auch fantasievoller als "Kulisionen" ist. Die Welt braucht dringend Humorhelden gegen die selbsternannten Halbgötter und Vollpfosten, die es im Moment gibt. Also bemühe ich mich! Der Name "Kulis" kommt übrigens aus dem Griechischen. Somit ist für mich klar, dass irgendein Urgroßvater von mir ein Gott gewesen sein muss!

Gernot Kulis zu den Themen “Nationalteam” und “Wacker Innsbruck”!

Gernot Kulis zu den Themen "Nationalteam" und "Wacker Innsbruck"! from Freizeit Tirol on Vimeo.

 

Finden sich auch politische Statements in deinem Programm?
Ja, zu Beginn habe ich immer ein sehr aktuelles "Stand-Up", wo die politische Lage mitschwingt. Wenn beispielsweise nachmittags etwas passiert, ist das dann auch meistens schon mit im Programm. Ich bin also laufend am Arbeiten mit dem Programm, es ist nie ein fertiges Stück, sondern wird laufend weiterentwickelt. So kommen immer neue Stories dazu. Das ist auch das Geheimnis, dass man ein Programm sechs Jahre lang spielen kann, wie ich das bei "Kulisionen" gemacht habe. Wir haben mit diesem Programm übrigens rund 550 Auftritte gehabt und über 250.000 Besucher erreicht. Das funktioniert über die Mundpropaganda - wenn 500 begeisterte Leute rausgehen, und sagen, dass es cool war, da kannst du dir in dem Ort etwas aufbauen. Für den Herbst 2018 werde ich "Kulisionen" für eine Tour in Deutschland umschreiben und dann beide Programme parallel spielen. Hauptsächlich treten wir jedoch in Österreich auf. Wir waren eigentlich wirklich schon überall - vom Neusiedlersee bis zum Bodensee! Mir gefällt das Tourleben!

Was erwartet die Besucher bei "Herkulis" in Tirol?
Wir spielen am 04. November in Innsbruck (Ist bereits ausverkauft. Zusatztermin: 23. Februar 2018, Congress Innsbruck) und am 17. November in Telfs. Eine aufwändige Show. Ich bin jemand, der eine bombastische Bühne auf der Bühne hat. Es erwartet die Besucher ein "Kuliseum" als moderne Arena. Ich habe auch die Musik für das ganze Programm komponiert. "Herkulis" ist die Reise eines Antihelden, ich breche das Heldenepos des Herkules herunter auf normale Themen, mit denen das Publikum auch etwas anfangen kann. Natürlich, wie von mir gewohnt, mit extrem hoher Pointendichte!

Kommen wir nochmals zurück zum Callboy. Hast du hier Erinnerungen an Tirol?
Definitiv! Ein Wahnsinn war mein Anruf vor der Europameisterschaft in Innsbruck. Es ging darum, dass die Fanmeile zu wenig WCs hätte, und die Anrainer ihre Toiletten zur Verfügung stellen müssten. Daraufhin ist der Mann total ausgerastet. Ich konnte ihn nicht einmal damit besänftigen: Pro Toilettengang würden 1 Euro bezahlt - 80% davon gingen aber an die UEFA!

Oder der Bürgermeister von Namlos im Bezirk Reutte: Der Ort brauche einen Namen, da die EU nicht wisse, wohin sie die Briefe zustellen solle. Die Antwort war: "Die EU geht mir am A...vorbei!". Mein abschließender Vorschlag, "Nam" weg zu lassen, sodass "Los" bliebe, gefiel dem Bürgermeister ebenso wenig, wie der Vorschlag, den Ort wegen nur 86 Einwohnern in "Fruchtlos" umzutaufen...!

Redakteur: Bernhard Schösser