It`s a Kind of Magic

Dass die Coronakrise nicht bei allen Menschen tiefe und negative Einschnitte hinterlassen hat, ist bekannt. Ein Beispiel für die erfolgreiche Bewältigung des Shutdowns und der Zwangspause ist der Milser Musiker und Produzent Manu Stix, der mit vollem Schwung aus der Krise herauskam. FREIZEIT-TIROL besuchte ihn in seinem Studio und erfuhr die aktuellen Neuigkeiten.

Manu, wie hast du den Lockdown erlebt?

Nun, zwei Tage nach dem Herunterfahren habe ich meinen persönlichen „Corona-Song“ veröffentlicht, die Nummer „I möcht mi nur bedanken“. Der Song ist mir in der Dusche eingefallen, als ich mir dachte „Wow, die Tiroler sind alle ganz brav, jeder macht mit...!“ Ich bin runter ins Studio und habe ihn am Klavier eingespielt. Ein Erfolg, die Nummer wurde organisch, das heißt auf allen Kanälen wie Youtube, Facebook, Instagram oder TikTok…, bis jetzt 1,5 Millionen Mal aufgerufen! Ich habe damit zwar nichts verdient, aber es war eine super Werbung für mich und eine gelungene Erinnerung für Kunden und Geschäftspartner, die wieder mal auf mich aufmerksam wurden. Während dieser Zeit des Lockdowns hatte ich sehr viele Produktionen offen, die ich dann gemütlich gemischt und fertig gestellt habe. Es war plötzlich der sonst übliche Druck weg, alle Produktionen verliefen sehr relaxed.

Auch das Projekt „Einfach Danke“ entstand dabei?

Ja, der Tiroler Caritas Direktor Georg Schärmer rief mich an, um etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen, da ihm meine Nummer so gut gefallen hat. Schließlich haben wir beide zusammen Künstler mobilisiert und die Produktion entwickelt. Die Songs waren teilweise schon vorhanden, andere wurden für das Projekt komplett neu eingespielt.

Caritas Direktor Georg Schärmer ergänzt: Musik ist wie ein Lebensmittel: In Krisenzeiten schlägt sie innere Brücken. Auch mich selbst hat Musik in Zeiten schlimmster innerer Krisen immer gerettet. Zu Beginn der Covid-19 Krise habe ich mitbekommen, wie die Italiener mit ihren Balkonkonzerten und der musikalischen Harmonie die passende Antwort auf die Disharmonie der Welt gegeben hatten. Nachdem auch bei uns die Balkon- und Terrassenkonzerte losgingen, war mein Gedanke „Ich versuche einen musikalischen Tirol-Balkon zusammenzustellen“. Die Idee war, eine CD herauszubringen, mit allen Stimmungen und Gedanken, die während dieser Corona-Spitzenzeit vorhanden waren, also Angst, Trauer, Wut, aber auch Zusammenhalt und Dankbarkeit. Dazugekommen sind natürlich auch Stimmungen wie das Ausbrechen aus der Quarantäne oder die Sehnsucht, und sei es nur die Sehnsucht nach dem Gardasee, die viele verspürten. Also habe ich für dieses Projekt Musiker und Freunde wie Bluatschink, Findling oder Marc Hess kontaktiert. Mitten in diesem Prozess bin ich auf Manu Stix und seinen Song „I möcht mi nur bedanken“ gestoßen und dachte mir: „Wow, das ist eine Botschaft!“ Ich habe ihn in seinem Studio getroffen, es war Sympathie auf den ersten Blick. In einer dreiviertel Stunde hatten wir alles besprochen und geplant. Mein Wunsch war es, Musik aus allen Landesteilen Tirols dabeizuhaben und unterschiedlichste musikalische Stile. Der Bogen spannt sich von Volksmusik über Schlager und Liedermacher, Harfen- und Hackbrettmusik bis hin zur Militärmusik. Wir hatten kein fixes Programm, sondern ließen uns von der Intuition und dem Wunsch, alle Stimmungen abzubilden, leiten. So waren die 16 Titel sehr schnell fertig zusammengestellt. Das Cover stammt vom Osttiroler Künstler Hans Salcher, der auch die Grundgrafik von Servus TV entwickelt hat. Mit dem Erlös der CD werden Covid19-betroffene Gebiete in Afrika unterstützt. 3.000 Stück verteilten wir als Geschenk an alle Helferinnen und Helfer, Leute, die sich in unserem Land sozial einsetzen, quasi die „guten Hände“ nicht nur bei der Caritas. Das Land Tirol hat ebenfalls sofort 1.000 Stück übernommen. Erhältlich ist die CD auch online bei uns auf caritas-tirol.at. Die Zusammenarbeit mit Manu war so toll, dass wir für 2021 ein ähnliches, wieder sehr buntes Projekt zum Thema „Freundschaft“ planen.

Zurück zu dir Manu, jetzt hast du es geschafft, drei verschiedene Künstler in die Ö3 Charts zu bringen. Erzähl uns mehr davon!

Tatsächlich, ich bin jetzt 10 Jahre aktiv und hatte es vorher mit keiner einzigen Produktion in die Ö3-Charts geschafft. Plötzlich, aus dem Lockdown heraus, sind es drei! Ich stelle fest, dass immer mehr Künstler, die mich vom Internet her kennen, vor meiner Türe stehen und sagen: „Hilf mir, irgendeinen Weg zum Erfolg zu finden!“. Nun, der erste ist Daniel Fink aus Karres. Daniel kam mit einem Freund zu mir, hatte keinen Song, wollte aber etwas Tolles machen. Ich bat ihn zum Vorsingen und dachte mir: „Wow, der hat echt eine tolle Stimme, da mache ich jetzt wirklich eine Ö3-Nummer draus“. Also lud ich die Berliner Songwriterin Tamara Olorga ein, da es ja für uns Tiroler immer besonders schwierig ist, einen ansprechenden Text zu schreiben…(lacht). Wir trafen uns zu einer Songwriter-Session und haben die Nummer „Kometen“ geschrieben. Tamara hat den Text dafür quasi aus der Lebensgeschichte von Daniel heraus entwickelt.

Der zweite Künstler ist Aron Matthews. Seit der Veröffentlichung seiner Single „Over Again" Ende Juni ist der Zillertaler Musiker zu einem der gefragtesten DJs des Landes geworden und liegt aktuell auf Platz 7 in den Ö3-Charts! Dabei ist Aron ja schon seit vier Jahren als DJ und Arrangeur aktiv, nach der sechsten Nummer ist es jetzt endlich losgegangen und funktioniert blendend!

Lustig war Projekt Nummer drei, die „Stockhiatla“ aus Kärnten. Die hatten bis jetzt nur „Oberkrainer-Musik“ gemacht und kamen mit dem Wunsch zu mir, „bei null zu starten“ und komplett etwas anderes zu machen. Der Song „My Love“ zeichnet sich neben der Musik durch ein absolut geniales „One-Shot“ Video aus: Das Video ist komplett ohne Schnitt mit einer Drohne gedreht, ein Wahnsinn!

Was glaubst du, ist jetzt für diesen Erfolg verantwortlich?

Ich habe vor zwei Jahren angefangen, rund um mein Studio ein professionelles Netzwerk aufzubauen, das sicherlich sehr am Gelingen meiner Projekte beteiligt ist. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Erfolgs ist Daniel Jelemensky, der für uns Promotion und Marketing macht. Ich habe Daniel zwei Jahre quasi „aufgebaut“, ihm meine ganzen Kontakte gegeben. Mittlerweile hat er eine eigene Firma, „Raum 15“. Er ist mit verantwortlich, dass alles funktioniert hat, weil er mit seiner sympathischen Art überall „lästig“ ist und mehrfach bei Ö3 angerufen hat. Mittlerweile mögen ihn die Redakteure und die Chefs sehr gerne, was für uns super ist. Weiters habe ich natürlich Fotografen, Video-Profis, eine Grafikerin und Bildbearbeitungsprofis im Team, das stellt den Erfolg des gesamten Pakets sicher. Diese gesamtheitliche Betreuung ist sehr zeitintensiv, darum machen wir nicht so viele Sachen. Da wir alles so gut wie möglich abwickeln wollen, sage ich sehr viele Anfragen ab, was aber keine qualitative Wertung darstellt. Es ist eben der Zeitmangel…

Du bist ja selbst auch als Musiker aktiv?

Ja, ich habe Schlagzeug und Klavier studiert, spiele zusätzlich jede Menge verschiedener Instrumente. Aktuell bin ich bei der neuen Band Shine mit Gregor Glanz dabei, bei den Klostertaler New Generation und bei den Cashmoney Brothers aus dem Zillertal.

Dein neuestes Projekt?

Darauf bin ich sehr stolz: Zusammen mit Aron Matthews komponierten wir die Weihnachtssingle von Johnny Logan, dem Irländer, der dreimal den Songcontest gewonnen hat. Ich habe den Song dann auch gleich bei mir im ambient-studio produziert. Schauen wir mal, ob das der nächste Charterfolg wird…

 

Fotos/Text: Bernhard Schösser