Kunst mit Alf – Null Problemo!

Kunst mit Alf – Null Problemo!

Alf Lengauer ist das, was man einen künstlerischen Autodidakten nennt. Diametral zu seinem Brotberuf findet der Künstler Erfüllung, Inspiration und gelegentlich auch etwas Verdienst in seiner Passion, der Malerei. FREIZEIT-TIROL folgte den Pinselstrichen des gebürtigen Wörglers...

Alf, du hast mit der Malerei ein zweites, berufliches Leben?

Eigentlich habe und hatte ich ja bisher fünf berufliche Leben. Angefangen habe ich als Schispringer, es war zur Zeit der heutigen Legenden Hubert Neuper, Armin Kogler oder Andreas Felder. Ich wurde übrigens 1978 Schisprung Europameister.

Wow, warum bist du nicht weiter beim Schispringen geblieben?

Das hat mehrere Gründe. Einerseits war ich zu dieser Zeit sehr jung und bekam wegen meines Titels einen Vertrag mit der Firma Kneissl. Als Prämie vereinbart waren 10.000 Schilling (Anmerkung: ohne Indexanpassung rund 730 Euro) pro Jahr. Das Geld konnte Kneissl aber wegen der damaligen Insolvenz nicht bezahlen, also durfte ich mir ein Paar Schier aussuchen. Das war zum Leben zu wenig! Mein Trainer und Mentor, Baldur Preiml, hat schließlich als Trainer aufgehört, ich tat dasselbe.

Wie ging es weiter?

Im zarten Alter von 22 Jahren eröffnete ich in Wörgl eine Zoohandlung, 10 Jahre später war ich leider insolvent. Nachdem ich den damit verbundenen, mühsamen Weg zurück absolviert hatte, stieg ich als Leiter des Rechnungswesens für eine Firmengruppe wieder ins Arbeitsleben ein. Seit 2003 arbeite ich erfolgreich als selbständiger gewerblicher Buchhalter mit meiner Firma Lengauer Alf- Null Problemo Buchhaltungen.

Wie bist du zur Malerei gekommen?

Mit der Malerei begonnen habe ich 2002. Bevor du mich jetzt nach meinem Stil fragst - ich halte es da mit dem bekannten deutschen Maler Gerhard Richter, der einmal sagte: "Mein Stil ist, dass ich keinen Stil habe!". Das bietet mir die große, kreative Freiheit mit Acryl auf Leinwand. Da ich sehr gerne experimentiere, entsteht immer etwas Eigenes daraus. Eigentlich ist jedes Bild eine Gratwanderung, das macht es für mich so spannend! Ich stehe dazu: Ich bin ein echter Autodidakt!

Wo soll die künstlerische Reise hingehen?

Die Reise soll natürlich ganz nach oben gehen (lacht). Mir ist es lieber Bilder zu machen als Steuererklärungen...! Mein Anspruch an die Malerei: Ich möchte die Welt bunter machen!

Lässt sich dieser Anspruch auch in Geld umwandeln?

Durchaus, ich verkaufe mittlerweile sehr gut. Besonders meine "limited editions" sind sehr beliebt.

Was sind "limited editions" von Alf Lengauer?

Nun, ich male ein Bild, das ist im Original beispielsweise 1,2 x 1 Meter groß. Wenn es fertig ist, wird es von einem Top-Fotografen abgelichtet. Anschließend lasse ich das Bild in verkleinerter Form, beispielsweise 30 x 40 Zentimeter, auf gebürstetem Alu drucken. Von jeder Größe gibt es maximal 30 Stück, alle sind durchnummeriert und von mir signiert. Theoretisch könnte ich das Bild ja auch auf 3 x 4 Meter drucken lassen, da das Foto eine so hohe Qualität hat.

Was kostet ein Bild dieser "limited edition"?

30 x 40 Zentimeter gibt's um 180 Euro, die reproduzierte Originalgröße so um 500 bis 600 Euro. Ein Originalbild kostet ab 1.500 Euro

Du bist auch bekannt als Organisator von "Le Malheur", was ist das?

"Le Malheur" ist eine jährlich stattfindende Plattform für verschiedenste Künstler im Atrium Amras, am Grabenweg 58. Es ist ein Netzwerk zwischen Kunst und Wirtschaft. Dabei besteht für die Künstler die Möglichkeit sich zu einem moderaten Preis für drei Monate oder länger großzügig zu präsentieren. Auf drei Stockwerken und in der repräsentativen Eingangshalle im Atrium erreichen die ausgestellten Exponate durch den ständigen Besucherstrom der dort angesiedelten Geschäfte viele mögliche Kaufinteressenten. Und klar, bei der Vernissage geht's mit Livemusik, Tanz und allen Partnern und Künstlern hoch her, ein toller Abend für alle. Durch die Beiträge der Künstler und die Unterstützung von Sponsoren besteht die Möglichkeit, alle Künstler ein wenig besser zu vermarkten, es ist also eine Marketingplattform für alle Beteiligten. Somit helfen wir uns unter dem Motto "Künstler helfen Künstlern" gegenseitig. Die Vernissage 2019 ist übrigens am Freitag, 18. Oktober!

Wie hoch ist der Beitrag bei "Le Malheur"?

Jeder Künstler bezahlt 500 Euro. Sämtliche in den drei Monaten getätigten Verkäufe gehen zu 100% an die jeweiligen Künstler, ohne Provision für mich. Das ist somit fair und leistbar, gemessen an anderen Galerien und Galeristen. Ich selbst wurde bereits zwei Mal beim "Palm Art Award" nominiert und habe dadurch einen bekannten deutschen Galeristen kennengelernt. Für das Ausstellen von zwei Bildern werden bei ihm beispielweise 2.000 Euro verrechnet. Verkaufst du dann ein Bild, nimmt die Galerie 50% davon zusätzlich als Provision.

Das ist mittlerweile zum Finanzierungssystem vieler Galeristen geworden, der einzige Haken an der Sache ist, dass das für junge Künstler nicht bezahlbar ist und die Künstler so nicht weiter kommen! Ich persönlich investiere dieses Geld lieber einmal im Jahr in den Besuch der Kunstakademie Bad Reichenhall. Ich stelle fest, dass dadurch die Qualität meiner Bilder besser wird, unabhängig davon, ob sie gefallen oder nicht. Natürlich nütze ich die Plattform auch als Netzwerk für meine Veranstaltung und habe dort schon einen entsprechenden Status als Künstler.

www.lengauer-alf.at

 

Redakteur: Bernhard Schösser