Liquid Steel: IN STEEL WE TRUST!

Die Innsbrucker Heavy Band Liquid Steel hat mit „Mountains Of Madness“ ein hervorragendes, neues Album am Start. Live ließ man schon vor Corona nichts anbrennen, der fulminante Auftritt am InnRockReloaded - Festival in Radfeld machte klar, dass das auch Post-Corona so sein wird. FREIZEIT-TIROL erfuhr von Sänger Fabio und Schlagzeuger Martin die Neuigkeiten.

Stellt euch mal kurz vor, wie lange gibt es euch schon als Band?

Fabio: Wir sind Liquid Steel, eine Heavy Metal Band aus Innsbruck und seit 2009 aktiv. Wir haben gerade unser drittes Studioalbum “Mountains of Madness“ released. Wir bestehen aus 6 Mitgliedern und haben seit 8 Jahren ein stabiles Line Up. Musikalisch sind wir auf einer Wellenlänge und in erster Linie sind wir einfach Musikfans. Unseren Sound würde ich dem berühmten Alien so beschreiben: Klassischer Heavy Metal/ Hard Rock mit twin guitar leads, einer treibenden Rhythmus-Bass Fraktion und melodischen Vocals.

Martin: Das angesprochene konstante Line Up macht mich froh. Das bestätigt das intakte und produktive Bandklima, wir entscheiden wirklich alles demokratisch. Zudem sind wir eingespielt und kennen einander wirklich gut. Das ist angenehm beim gemeinsamen Arbeiten an neuen Songs bzw. bin ich davon überzeugt, dass man das auch live wahrnimmt.

Was waren bis jetzt eure Highlights?

Fabio: Einige Live - Highlights waren sicher der Support Gig bei einer unserer Lieblingsbands, Iced Earth, im brechend vollen Komma Wörgl. Auch das Trveheim Festival (ein klassisches Heavy Metal Underground Festival in Bayern) war etwas ganz Besonderes. Unsere Show in Tschechien vor zwei Jahren wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Ansonsten würde ich sagen, dass unsere drei Alben, auf welche wir alle stolz sind, die Highlights unseres Schaffens sind.

Martin: In ewiger Erinnerung wird auch der Auftritt mit Diamond Head bleiben. Diese Band hat maßgeblich den Sound beeinflusst, den wir alle gerne hören. Es ist schön, wenn Idole so bodenständig agieren. Spontan fällt mir noch die Show vor U.D.O. ein. Wir spielten in Lienz vor ca. 1.000 Leuten, das war ein großartiges Erlebnis.

Wie würdet ihr eure Musik charakterisieren?

Fabio: Ich würde sagen, dass unsere Stärke darin liegt, die Genregrenzen auszuloten. Die Scheuklappen haben wir seit unserem ersten Album abgelegt. Wichtig ist es, den roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren. Der Mix macht’s für uns aus.

Martin: Liquid Steel bietet Abwechslung! Bei keinem unserer Alben gehen die Lieder bloß in eine Richtung. Dennoch harmonieren die Songs als Gesamtes und haben eine individuelle Note. Das war bei uns schon immer so, wahrscheinlich, weil wir privat auch unterschiedliche Dinge hören und auch vom Charakter her sehr offen sind. Wir sind eine Band, die Experimente wagt, nicht in Schubladen denkt und viele Genres im Metal cool findet. Deshalb sind unsere Alben auch von den Songs her recht bunt gemischt. Da kann es schon vorkommen, dass eine Ballade auf eine speedige Nummer folgt, oder Sleaze-Elemente im Album auftauchen. Wir machen das, was uns gefällt und lieben die Abwechslung! Bei unseren Produktionen versuchen wir auf persönliche und gemeinsame Stärken der Band aufzubauen. Ich finde, unsere Songs haben tolle Melodien und der Chorus bleibt einem oft im Ohr. Wenn ich mit drei Punkten zusammenfassen müsste, was uns auszeichnet: Spielfreude, melodischer Chorus und Abwechslung.

Habt ihr vor „Mountains Of Madness“ schon CDs/Tonträger herausgebracht?

Fabio: Wir haben das Glück drei großartige Alben veröffentlicht zu haben. Fire In The Sky (2014), Midnight Chaser (2016) und jetzt eben Mountains Of Madness.

Aktuell habt ihr, wie schon ausgeführt, mit „Mountains Of Madness“ eine brandneue Veröffentlichung, was gibt es dazu zu sagen?

Martin: Wir sind alle total happy mit “Mountains Of Madness“, das es auf CD und auf Black und limitiertem Green / Black marbled Vinyl, sowie als Tape gibt (www.liquidsteel.at). Selbst mag man seine Leistungen ja eher ungern bewerten, aber ich finde, dass es unser bestes und reifstes Album ist. Es spiegelt irgendwie die Entwicklung der Band wider. Mit den Jahren verändert man sich, das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Sound. Unser Producer Jay Hundert hat die Energie und Spielfreude der Band eingefangen und dem Album einen fantastischen Sound verpasst! Ich finde, das hört man im Recording und auch ganz deutlich im frischen und harmonischen Mix. Auch hat er das Projekt sehr umsichtig moderiert und während der Coronazeit individuelle Lösungen mit der Band gefunden. Mitte 2019 haben wir mit der Preproduction für das Album begonnen, durch Corona hat sich die Fertigstellung natürlich verzögert. Während der Aufnahmen herrschte eine harmonische, motivierte und konstruktive Stimmung. Der Unterschied zu anderen Recordings war, dass man meistens nur mit dem Produzenten im Studio war. Das hat auch seine Vorteile, ich habe die Arbeitsweise genossen. Wir haben dieses Mal einfach mehr auf Details geachtet und uns mehr Zeit gelassen. Natürlich ist jeder Longplayer eine Momentaufnahme. Vielleicht denke ich in Monaten oder Jahren anders, aber zum jetzigen Zeitpunkt würde ich am Album alles gleich machen und nichts ändern. Ich denke, wir konnten als Band mit unserem Producer gemeinsam unser Vorgängeralbum “Midnight Chaser“ toppen. Das war unser Anspruch und Antrieb!

Fabio: Es ist unser „vollständigstes“ Album. Ich habe das Gefühl, dass wir dieses Mal alles richtig gemacht haben. Unser Gitarrist Julle liefert meist die Grundideen (die teilweise auch schon recht ausgearbeitet sind) zu den Songs, ohne die wir gar nicht aufnehmen könnten. Wir feilen dann gemeinsam im Proberaum an den Details und ich genieße die Freiheit an der Gesangsmelodie und an den Texten zu basteln. Wir haben mit Jay einen tollen Sound gefunden, mit dem wir sehr zufrieden sind. Obwohl wir klassischen Metal mit 1980er Anleihen spielen, ist es uns wichtig, dass der Sound nach 2021 klingen soll. Jay hat diesmal wieder einige Ideen beigesteuert und die Nummern noch einen Tick abwechslungsreicher gestaltet. Fürs Cover Artwork zeichnet sich, wie bei unseren ersten beiden Alben, Emanuel Pichler aus, der sich dieses Mal wirklich selbst übertroffen hat. Ehrlich gesagt waren wir ziemlich platt, als wir das fertige Cover zum ersten Mal sahen.

Wovon handeln eure Texte, was ist euch wichtig zu transportieren?

Fabio: In City Lights, beispielsweise, geht es darum, sich nicht blenden zu lassen. Die Stadt ist eine Art Metapher, die die Leute durch ihre Faszination immer wieder magisch anzieht. Doch von der glitzernden Fassade kann man sich auch leicht täuschen lassen. Letztendlich muss jeder seinen eigenen Weg finden. Die Lyricidee zum Song "Victim of the Night" stammt von einem Zitat von Henry Miller "all growth is a leap in the dark […]" Man kann nur über sich wachsen, wenn man den Sprung ins Ungewisse wagt. Wenn man nie etwas versucht, dann weiß man auch nicht, wo man im Leben landet. "Heavy Metal Fire" und "Nothing To Lose", andererseits, sind reine Spaßnummern, was ich auch gut finde. Man sollte sich bloß nicht immer zu ernst nehmen.

Martin: “Nothing To Lose“ stammt von Ferdl und Fabio hat die Grundidee zu “Heavy Metal Fire“ geliefert. Fabio gibt der musikalischen Idee dann durch seine Lyrics erst einen Inhalt und eine Gestalt. Deswegen steht bei uns meistens vorher die Musik und dann folgt der Text. Fabio hat ein super Gespür für passende Lyrics zu einem Song.

Ihr habt jetzt auf dem InnRock-Reloaded in Radfeld auf einer großen Bühne gespielt, wie geht es nun live bei Liquid Steel weiter?

Fabio: Wir spielen am 21.8. in Satteins am Hard & Heavy Open Air, worauf wir uns schon sehr freuen. Anfang September geht’s zu Freunden in die Steiermark, wo wir immer sehr gerne spielen. Markiert euch den 11. September fett im Kalender. Dort werden wir am „Over The Mountain Vol. 3“ im Livestage Innsbruck spielen. Mit dabei sind die großartigen Insanity Alert, Crisix aus Spanien und die Vorarlberger Thrasher Nuke.

Martin: Im Herbst treten wir noch zweimal im bayrischen Raum auf. Ich freue mich wieder auf Konzerte und darauf, bekannte Gesichter zu sehen. Toll ist, dass jetzt laufend neue Shows hereinkommen. Wir brennen auch wirklich darauf, wieder auf der Bühne stehen zu können.

Was ist eure aktuelle Einschätzung der internationalen Musikbranche, glaubt oder hofft ihr, eines Tages von der Musik leben zu können?

Fabio: Das ist schwer zu sagen. Wir sind eine Underground Heavy Metal Band, was ich persönlich als Vorteil sehe. Wir können zu 100% machen, worauf wir Bock haben. Wir haben eine eingeschworene Fangemeinde, die uns unterstützt und uns das nötige Selbstvertrauen gibt, weiter Musik zu machen. Dafür sind wir sehr dankbar. Andererseits sind wir in der Band realistisch genug und wissen, dass für eine professionelle Musikkarriere viele Faktoren zusammenspielen müssen.

Martin: Wir gehen alle ganz klassisch arbeiten und haben recht bodenständige Jobs. Momentan passt die Situation perfekt für mich. Ich gehe eigentlich gerne zur Arbeit und genieße es dann auch, nach einem anstrengenden Arbeitstag oder nach einer harten Arbeitswoche mit der Band zu proben oder im Tourbus zu sitzen.

Bleiben wir in Tirol, welche Bands findet ihr hier richtig „hot“?

Fabio: Wir haben hierzulande viele tolle Bands. Für mich stechen v.a. Silius, Die Analphabeten, Insanity Alert, Triumphant, Sarcasm Syndrom, Transilvania, Midriff, aber auch die White Miles und Mugwumps hervor. Ich freue mich schon sehr auf das Debütalbum von Into The Tempest.

Famous Last words…

Fabio: Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns, dass unser neues Album Mountains Of Madness so viel positiven Anklang findet, denn letztendlich entscheiden die Fans, was ihnen gefällt und was nicht. Wir freuen uns, euch alle endlich wieder live zu sehen - vielleicht am 11. September im Livestage? Lasst euch nicht stressen, genießt die schöne Zeit, geht auf Gigs und unterstützt Bands und Veranstalter.

Martin: Vielen Dank für das unkomplizierte Interview, Bernhard! Ich hoffe “Mountains Of Madness“ wird fleißig gehört und bekommt seine Chance. Ich freue mich auf weitere Konzerte. Seit den Lockdowns schätze ich das wieder viel bewusster. Hoffen wir, dass es auch so bleibt. Bis bald – „IN STEEL WE TRUST!“

Text & Foto: Bernhard Schösser