Scheiberl Nummer drei der Tiroler Flüssigstahlschmiede liegt am Teller des Hauses! Fünf Jahre und eine Pandemie sind seit dem Vorgänger „Midnight Chaser“ ins Heilige Land gezogen, die Jungs rund um Sänger Fabio Carta nutzten diese Zeit und entwickelten sich äußerst positiv weiter. Auch der Meister des „kosmischen Grauens“, H.P. Lovecraft, dürfte entdeckt worden sein, zumindest deuten der Titelsong und die Credits in diese Richtung.
Nach wie vor dominiert knackiger, riffbetonter und melodischer Power Metal - unverkennbar an die glorreichen 1980er Jahre und die NWOBHM angelehnt - das musikalische Geschehen. Verheißungsvoll gestartet wird mit „Traveller in Time“, frische Gitarren, Doppelleads, satter Bass, ordentlicher Bumms, sehr gelungen! „Victim of the Night“ und „Heavy Metal Fire“ lassen den Freund des gepflegten Power-Metal dann ebenfalls genussvoll mit der Zunge schnalzen.
Erfreulich ist die satte Produktion des gesamten Werkes durch Jay Hundert, einzig bei der Doublebase könnte meiner subjektiven Einschätzung nach noch etwas mehr Schmackes drauf sein! Nach den ersten drei Nummern fällt auf: Es wird zwar ganz klar „Oldschool-Metal“ gereicht, jedoch aktuell verpackt, mit mehr Tiefgang und Breite. Somit verharren Liquid Steel nicht andächtig und bewegungslos im Retro-Spirit vieler anderer Bands dieses Genres. Track Nummer vier ist die Titelnummer, beginnend mit einem spannenden, klassischen Intro, das sich dann abwechselnd mit fettem Riffing durch den fast schon epischen Song zieht.
Spätestens jetzt fallen dem absolut blinden „Truejünger“ die angewachsenen Kartoffeln von den Augen, die Weiterentwicklung der Innsbrucker ist unüberseh- und unüberhörbar! Auch „Phoenix“ startet mit klassischem Gitarrenintro, entwickelt sich dann schnell zum soliden Uptempo-Rocker mit durchgetretener Doublebase und spitzen Leadgitarren. Auch auf „Alpine Warrior“ erschallt ein gar bedächtig Intro, bevor das volle Brett inklusive von Mike „Alpine Warrior“ Young gesprochenem Text aus dem Off folgt, eine wirklich tolle Nummer, inspiriert von Ötzi, dem Mann vom Hauslabjoch! „Man from the Ice – Alpine Warrior“ - Hui, das fegt und macht Spaß! Mit „On the Run“ folgt wieder ein Uptempo – Headbanger, „City Lights“ mit Kuhglocke am Drumkit punktet mit sleaziger Gitarre und (alpine?) Dirt, selbiges wird auf „Nothing to Lose“ praktiziert, auch dieser Ausflug steht den Innsbruckern gut zu Gesicht! Den Abschluss der insgesamt 10 Songs macht „Thunder and Lightning“, ein weiteres, sehr gelungenes Riff-Monster mit Manowar Gedenk-Texten und -Chören…!
Zusammengefasst ist, wie schon erwähnt, die Weiterentwicklung der fünf Innsbrucker Metalheads unüberhörbar. Meine absoluten Perlen sind der Titeltrack und „Alpine Warrior“, zwischendrin erlausche ich einige nicht ganz so zwingende Momente, die jedoch weit weg von Fillern sind. Wollen wir doch einen Blick in die absolute Champions-League wagen, quasi Wacker Innsbruck gegen Bayern München: Werden es Iron Maiden mit ihrer in Kürze auf die Welt niederprasselnden Neuveröffentlichung schaffen, mich annähernd so zu begeistern wie Liquid Steel? Wetten darauf dürfen platziert werden…! In diesem Sinne: Weiter so, In Steel We Trust!
Redakteur: Bernhard Schösser
Foto: Flo Glatzl