Marco Pogo - Gschichtldrucker

Dominik Wlazny ist Mediziner, Musiker und Unternehmer. Der breiten Öffentlichkeit ist der als „Marco Pogo“ auftretende Künstler seit der letzten Bundespräsidentenwahl bekannt. Aktuell hat er den Wien Marathon laufend in knapp unter 4 Stunden absolviert, FREIZEIT-TIROL lud im Rahmen des Auftritts als „Gschichtldrucker“ in Telfs zum ausführlichen Interview.

Dominik, du bist ja studierter Mediziner, hast dich aber entschlossen, mit deiner Band Turbobier Punkmusiker zu werden, warum?
Der Beruf des Arztes ist wunderschön und ich habe ihn sehr gerne ausgeübt. Ich habe aber nebenher auch immer schon Musik gemacht. Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: Weiterhin Arzt zu sein, oder den Sprung zu wagen, hauptberuflich Musik zu machen. Beides gleichzeitig ging sich zeitlich einfach nicht mehr aus. Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt und den Arztkittel an den Nagel gehängt und es hat ganz gut funktioniert würde ich sagen.

Wie ist die Karriere von Turbobier bisher verlaufen, was waren eure Highlights?
Turbobier wurde 2014 gegründet. Es ging eigentlich von Anfang an ziemlich steil bergauf, wir haben 3 Studio- und ein Live-Album veröffentlicht, haben auf allen Festivalbühnen im deutschsprachigen Raum gespielt, dazu noch Touren bis nach Japan. Das macht alles unglaublich viel Spaß, wir machen das gerne, sonst würden wir den erheblichen Aufwand – der das ganze ja am Ende des Tages doch auch ist – nicht auf uns nehmen. Wir durften auch bisher zwei Mal den Amadeus Award, den bedeutendsten österreichischen Musikpreis, mit nach Hause nehmen. Ganz besonders waren auch die beiden ausverkauften Konzerte im Wiener Volkstheater. In so einer Kulisse spielen, war schon ziemlich beeindruckend.

Turbobier ist ja mehr als nur Musik, was gibt es noch?
Am Anfang stand die Musik, also habe ich Turbobier, die Band, gegründet. Danach folgte relativ schnell mein eigenes Label „Pogo’s Empire“, das mittlerweile einige coole, aufstrebende Künstler*innen und Bands unter Vertrag hat. Dann gibt’s da noch mein eigenes Bier „TurboBier“, das in ganz Österreich und in Süddeutschland im Handel und in leiwanden Bars verkauft wird. Um dem Ganzen eine Basis, ein „Mutterschiff“ sozusagen, zu geben, habe ich mein Unternehmen „Pogo’s Empire“ gegründet. Darunter läuft auch der „TurboShop“, in dem es viele tolle Sachen zu kaufen gibt. Weil ich aber auch ein höchst politischer Mensch bin, habe ich 2015 „Die Bierpartei“ ins Österreichische Parteienregister eintragen lassen und bin bei Wahlen angetreten. Klingt lustig, aber der Erfolg gibt uns recht: Die Bierpartei hat Mandate in elf Wiener Gemeindebezirken und leistet großartige Arbeit. Letztes Jahr stand dann die Wahl zum Österreichischen Bundespräsidenten an und ich wusste: Dieses Amt ist wie geschaffen für mich. Also bin ich angetreten und habe mit einem kleinen, feinen Team, guten Ideen und neun Plakatständern den dritten Platz gemacht. Und seit letztem Jahr bin ich auch mit meinem ersten Kabarettprogramm „Gschichtldrucker“ auf Tour.

Aktuell tourst du mit "Gschichtldrucker" durch Österreich, worum geht es bei diesem Projekt?
Ich habe ja, wie vorhin kurz umrissen, trotz meiner noch jungen Jahre bereits ein relativ bewegtes Leben hinter mir. Da passieren einem schon viele lustige und skurrile Gschichtn. Die besten Gschichtn schreibt immer noch das Leben – da muss man noch nicht mal Arzt, Musiker oder Politiker sein. Und mir sind so viele Gschichtn passiert, bei denen ich mir gedacht hab, dass es schade wäre, wenn sie in Vergessenheit geraten, dass ich mal eine bunte Sammlung in Buchform gebracht habe. Das Buch habe ich passenderweise „Gschichtn“ genannt und als ich damit auf Lesetour war, habe ich gemerkt, dass es mir unglaublich viel Spaß macht, diese Gschichtn einem Publikum zu präsentieren und dass ich noch mehr als genug Gschichtn übrig hab, um ein ganzes Kabarettprogramm zu füllen. Und das habe ich dann auch einfach gemacht.

Ich erinnere mich an das Cover der ersten Turbobier-LP/CD "Irokesentango", auf dem der damalige Wiener Bürgermeister als Punk abgebildet war. Und das gar nicht sonderlich lustig fand. Was war damals los, wie ist euer Verhältnis heute, nachdem Häupl ja schon länger Pensionist ist?
Ach, Michi Häupl wusste glaub ich lange Zeit gar nichts von seinem Glück, aber seine Assistenten sind ziemlich nervös geworden. Ich habe ihn dann mal getroffen und ihm ein Album mit seinem Konterfei drauf geschenkt und er hat sich sehr darüber gefreut. Michi Häupl hat genug Humor, um über so etwas zu lachen und das schätze ich sehr an ihm. Wir haben also ein gutes Verhältnis.

Du bist dann in den Bundespräsidenten-Wahlkampf 2022 eingestiegen. Was war der Grund dafür?
Ich war – und bin immer noch – der Meinung, dass dieses Amt mehr hergibt, als in unregelmäßigen Abständen durch die Tapetentür zu schreiten und pathetische Reden zu halten. Besonders in unruhigen Zeiten kann und muss der Präsident eine moralische Richtschnur sein und ich bin der Meinung, dass ich dafür gut geeignet gewesen wäre. Der enorme Zuspruch hat mir recht gegeben, immerhin hatte ich als erster der Kandidaten die 6.000 notwendigen Unterstützungserklärungen beisammen und das, ohne von einer großen Partei gesponsert worden zu sein.

Wie geht es mit der Band Turbobier weiter, nachdem du ja nicht Bundespräsident bist und kein Berufsverbot hast?
Im Sommer stehen einige Konzerte und Festivals an. Darauf freue ich mich sehr, das ist immer etwas ganz Besonderes. Außerdem bin ich fleißig im Studio und plane kommende Projekte – mir wird nicht fad.