Mr. Golden Roof

Armin Margreiter ist ohne Übertreibung jemand, der sein Hobby erfolgreich zum Beruf gemacht hat. Am 18. Mai findet die von ihm ins Leben gerufene „Golden Roof Challenge“ zum 20. Mal statt. Doch auch abseits der Veranstaltung in Innsbruck ist der umtriebige Sistranser in Sachen Sport und Leichtathletik unermüdlich tätig. FREIZEIT-TIROL traf den Tausendsassa zum Interview.

Armin, du bist ja ein äußerst vielseitiger Sportler, erzähl uns mehr davon!

Ich habe es immer als große Herausforderung und Lebensaufgabe gesehen, möglichst fit und vielseitig zu sein. Langeweile habe ich nie gekannt. So bin ich als Jugendlicher zur Leichtathletik gekommen und habe den Zehnkampf als ideale Challenge für mich gesehen. Ich war 15 Jahre lang als Zehnkämpfer aktiv. Als Ausgleichssport, um meinen „Traffo“ etwas herunterzufahren, habe ich mit dem Schießsport, mit Kleinkalibergewehr und Luftpistole, begonnen. Vor drei Jahren, während der Pandemie-Beschränkungen, erweiterte ich im zarten Alter von 55 Jahren meine Tätigkeiten, mit dem Bogenschießen.

Mittlerweile kann ich auf eine ziemlich ungewöhnliche Leistungsbilanz zurückblicken: Ich erreichte bislang in elf verschiedenen Disziplinen, diversen Altersklassen und drei verschiedenen Sportarten Österreichische- oder Tiroler Meistertitel. In der Leichtathletik in den Kategorien Zehnkampf, Fünfkampf, Hallen-Siebenkampf, Stabhochsprung, Kugelstoß, Diskuswurf, Speerwurf und in der 4 x 100 m Staffel. Im Schießsport im Kleinkalibergewehr 100 m und der Luftpistole 10 m. Heuer gelang es mir, überraschenderweise in meiner neuen Herausforderung dem Bogensport, im ersten Bogenwettkampf in der Halle den Tiroler Meistertitel in der Barebow-Klasse zu erringen. Vor wenigen Tagen gewannen wir mit der Mannschaft der Tiroler Landesauswahl bei den Hallen-Staatsmeisterschaften in Wels die Bronzemedaille. Ergänzt wird meine Bilanz mit dem österreichischen Mannschafts-Rekord mit der Luftpistole, dem Gesamt-Sieg in der Bundesliga mit dem HSV Absam und in der Landesliga mit der Schützengilde Hall.  

Auch „Fische“ spielen in deinem Leben eine große Rolle?

Die beste Entspannung finde ich beim Angeln, mit Zelt und Boot bei Tag und Nacht am Wasser, mitten in der Natur. Dabei bin ich am liebsten in Kärnten oder am Po in Italien unterwegs. Auch hier stelle ich mir konkrete Ziele und versuche, mit viel Kreativität und Beobachtungsgabe am Wasser die ganz großen Fische zu überlisten. Dabei konnte ich bereits vor 25 Jahren, damals als einer der ersten Angler weltweit, einen Wels der 100 kg Kategorie am Po in Italien angeln. Ein vor 10 Jahren gefangener Marmorkarpfen mit 41,2 kg und 133 cm Länge stellt immer noch den Österreichischen Rekordfang dieser Art dar. Beide Fische schwimmen wieder, ein schönes Foto davon zur Erinnerung ist die schönste Trophäe für mich.

Du hattest vor 20 Jahren die Premiere der „Golden Roof Challenge“, wie kam es zu diesem Projekt?

Nach meiner aktiven Laufbahn habe ich die Diplom-Trainer Ausbildung zur Leichtathletik abgeschlossen und betreute ab 1996 unter anderem das Leichtathletik-Talent Isagani Peychär, dem ich über die Jahre zu 30 Österreichischen oder Tiroler Rekorden verhelfen konnte. Sein österreichischer Hallenrekord im Weitsprung von 7,96 m besteht nach wie vor und bedeutete damals eine Top 10 Position in der Welt-Jahresbestenliste. In Folge wurde ich zum Nationaltrainer für Weit- und Dreisprung berufen und betreute auch den damaligen Tiroler Rekordhalter im Stabhochsprung Fabian Mores. Der Publikumsschwund in den Leichtathletik-Stadien war leider bereits damals Faktum, damit war die Idee geboren, diesen attraktiven Sport ins Stadtzentrum zu holen. Einer meiner ehemaligen Trainingspartner und Ex-Stabhochspringer Dipl. Ing. Martin Nothdurfter war von der Idee ebenfalls sehr angetan. So setzten wir uns zusammen, planten und konstruierten „The FlySwat“, die größte mobile Leichtathletik-Anlage der Welt für Stabhoch- und Weitsprung. Im Jahr 2005 organisierte ich gemeinsam mit meiner Frau Birgit die 1. Int. Golden Roof Challenge im Herzen der Innsbrucker Altstadt - der Rest ist Geschichte. Im Laufe der Jahre konnten wir Weltrekorde, Welt-Jahresbestleistungen und einen Asien-Rekord im Stabhochsprung im Herzen der Stadt feiern. Die Challenge errang nicht nur in der Szene einen Kultstatus! Im Jahr 2020 rückten wir aus Platzgründen vom Goldenen Dachl in die Maria-Theresien-Straße vor, ein Entschluss, der sich als goldrichtig erweisen sollte.

Wie ging es weiter?

Der kniffligste Part der logistischen Planung war, die im Endausbau 72 m lange und 25 Tonnen schwere mobile Sportanlage in einem einzigen LKW oder in zwei Schiff-Containern verstauen zu können. Als dieses Problem nach etlichen „Tetris“ Einheiten gelöst war, stand die Tür offen, auch andere Städte von unserem mobilen Sportkonzept zu begeistern: Die „Golden Fly Series“ war geboren!

Damit war auch beruflich für mich ein langes Kapitel beendet: Im Jahr 2013, nach 27 Jahren im Landesdienst, zuletzt in der Sportabteilung der Landesregierung, kündigte ich meinen Job als Vertragsbediensteter. Ich machte meine Leidenschaft zum Beruf und gründete meine Event-Firma - die Golden Fly Sports GmbH.  Mittlerweile führten wir 21 Golden Fly Series Tour Stops in Top-Destinationen wie Rio De Janeiro, Bangkok, Phuket, Köln, München, Liechtenstein, Salzburg und eben in der Homebase in Innsbruck erfolgreich durch. Ein Höhepunkt war sicherlich der Tour Stop in Rio de Janeiro an der Praca Maua, dem Museum der Zukunft. Der Tour Stop war zur Promotion der Olympischen Spiele 2016 gedacht. Ich musste für das TV-Live Signal ein komplett neues, sehr kompaktes Wettkampf-Format entwickeln. Das gelang, wir konnten über 30 Millionen Zuseher über Globo TV verzeichnen! Derzeit sind wir dabei, die Serie auf Standorte in der Schweiz, Deutschland und Spanien weiter auszubauen. Wir haben mittlerweile eine Ausgabe unserer „FlySwat“ in Innsbruck und eine weitere in Bangkok für unsere Asien-Einsätze stationiert.

Das klingt ja alles auf den ersten Blick sehr positiv, gab es auch Rückschläge?

Natürlich, es war ein langer und steiniger Weg, dieses absolute Neuland zu beschreiten. Wir mussten als In-City-Leichtathletik-Pioniere einen faktisch bis dato nicht existierenden Markt erschließen und sehr viel Entwicklungsarbeit leisten. Sehr oft wurde versucht, unser Wissen als „Angebotsanfrage“ abzuschöpfen oder gar in Folge das Erfolgskonzept zu kopieren. Logisch gab es etliche Rückschläge, doch da kamen meine Steher-Qualitäten zum Tragen, die ich mir im Zehnkampf angeeignet hatte. Getreu meinem Motto „Wenn du über eine Hürde stürzt, steh auf und sprinte noch konzentrierter weiter!“. Zudem habe ich großen Rückhalt von meiner Familie. Meine Frau Birgit steht beruflich seit der ersten Challenge 2005 an meiner Seite und organisiert immer noch wesentliche Bereiche. Meine Tochter Helene arbeitet bereits engagiert im Social Media Bereich und der Werbung der Golden Fly Series mit. Mein tolles Team ist eine eingeschworene Gemeinschaft mit derselben Leidenschaft für die Leichtathletik. Schließlich habe ich auf diesem Weg auch immer wirklich außergewöhnliche Menschen getroffen, die mein Engagement im Sport sehr schätzten und mir als Förderer sehr geholfen haben. Ich möchte hier beispielgebend Komm. Rat Arthur Thöni der Thöni Industriebetriebe in Telfs nennen. Dieser hat meinen Anlagenbau sehr unterstützt. Auch mein Rechtsanwalt Dr. Nikolaus Mair ist bei Problemen immer verfügbar. Ein Schlüssel-Erlebnis war der erste Tour Stop in Thailand. Die Vertragsunterfertigung erfolgte knapp vor der Pandemie. Es folgte eine Nervenschlacht rund um die Versendung der mobilen Anlage am sehr eingeschränkten Seeweg, da Schiffcontainer in China gehortet wurden und absolute Mangelware darstellten. Zahlungsverzüge waren an der Tagesordnung, wodurch etliche Verschiebungen des ersten Tour Stops in Asien folgten. Schließlich war es mit einem Tour Stop auf der Ferien-Insel Phuket endlich soweit! Ich stieg etwas verkühlt, aber negativ getestet, in München in das Flugzeug. Auf Phuket wurde ich positiv getestet und musste somit in die Quarantäne. Diese konnte ich erst nach 10 Tagen komplett ausgelaugt wieder verlasse. Ich musste vom Hotelzimmer aus das gesamte Event „fernsteuern“. Mit Covid und dem belastenden Wissen im Rücken, dass das gesamte thailändische Sportministerium samt Familien extra aus Bangkok zum Tour Stop angereist war. Nach den ewigen Lockdowns eine Art thailändischer Betriebsausflug! Glücklicherweise leistete meine Crew hervorragende Arbeit, das Event war allen Widrigkeiten zum Trotz ein Erfolg. Nach einer 35-stündigen Rückreise erreichte ich mein Haus in Sistrans, wo ich ins Bett kippte und ebenso lange durchschlief.

Einen neuen Markt zu erschließen erfordert Kreativität und Mut. Hat sich der Einsatz gelohnt?

Meine kreative Ader und Mut zu neuen Wegen waren immer ein wichtiger Erfolgsfaktor. So konnte ich 2016 mit der interaktiven Laser-Linie „PrimeLine“ eine Weltinnovation zur Visualisierung der erforderlichen Führungsweite im Weitsprung umsetzen, welche dann für die EM in Berlin 2018 automatisiert wurde. 2022 wurde mit der „OBI Wall Challenge“ der erste Stabhochsprung der Geschichte über ein materielles, 5 Meter hohes Hindernis umgesetzt. Dies war ebenfalls eine Weltpremiere in Innsbruck. Gleich nach Gründung meiner Firma gewann ich den „Tirolissimo“, den Tiroler Werbepreis für Event-Marketing. Das brachte mir Anerkennung und einen großen Motivationsschub. Kurz darauf wurde ich vom Österreichischen Leichtathletik-Verband zum Leichtathletik-Botschafter des Jahres gewählt. Stabhochsprung-Legende Sergey Bubka, eine Ikone meiner Jugend, welcher unglaubliche 35-mal den Weltrekord verbessern konnte, ehrte mich in seiner Funktion als World-Athletics Vizepräsident. Die Auszeichnung mit dem European Enterprise Awards 2023 in der Kategorie „Best Sports Event Consultancy Firm/Central Europe“ stellt eine weitere erfreuliche Auszeichnung für meine Firma dar.

Was erwartet die Besucher am 18. Mai in Innsbruck?

Anlässlich des 20. Jubiläums der Challenge werden wir im wahrsten Sinne des Wortes eine heiße Flugshow mit absoluter Weltklasse Beteiligung bieten. Auch „Blade Jumper“ und Paralympics- Weltrekordhalter Markus Rehm mischt sich wieder unter die Top-Springer und will einen neuen Angriff auf seine eigene Bestmarke starten. Das Event ist Teil der hochkarätigen World Athletics Continental Tour und somit eine offizielle Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris. Zum Jubiläum findet mit der „Icarus Attack“ eine weitere, spektakuläre Weltpremiere statt. Es wird eine atemberaubende und heiße Überraschung für das Publikum - mehr verrate ich noch nicht! Der Eintritt ist wie immer frei!

Stichwort „Griechenland“

Trotz oder wegen meiner vielseitigen sportlichen Ambitionen konnte ich als Aktiver leider nie an Olympischen Spielen teilnehmen. Doch dieser sportliche Traum sollte sich im kommenden Jahr realisieren lassen: Wir planen gemeinsam mit dem Ex-Weltmeister im Stabhochsprung Kostas Filippidis ein großes Event im originalen, geschichtsträchtigen Olympia-Stadion in Athen. Dabei werden meine beiden mobilen Anlagen aus Innsbruck und Asien in Athen auf historischem Boden zu einem Mega-Event zusammengeführt! 

Was sind in den kommenden 5 Jahren deine Ziele und Pläne?

Das klar definierte berufliche Ziel sind mittelfristig fünf hochkarätige Golden Fly Series Tour Stops pro Jahr an Top-Destinationen mit absoluter Weltklasse Beteiligung und ein bis zwei globale Tour Sponsoren. In Sachen Medialisierung können wir bereits Top-Werte mit bis zu 1.300 TV-Stunden weltweit auf 85 TV-Sendern pro Tour Stop vorweisen, selbst hier sehen wir noch Potential.

Mit meinem Sohn Felix bin ich zum Ausgleich immer wieder mit Zelt und Boot am Wasser, um einen weiteren „Kapitalen“ zu überlisten. Da auch der private Sport nicht zu kurz kommen soll, möchte ich auf Grund von ermutigenden Trainings-Fortschritten im Bogensport in meiner Spezial-Disziplin Barebow (Blankbogen ohne Hilfsmittel) bald bei Welt- und Europameisterschaften teilnehmen. It´s never too late to start over again!

Fotos: Plohe, Margreiter