Palettenkonzert & Livemusik Verein

Dass das Jahr 2020 speziell in der Veranstaltungswirtschaft tiefe Einschnitte und beruflichen Stillstand brachte, ist nicht neu. Trotzdem gibt es auch in der Krise Initiativen, die versuchen, die Branche gemeinsam über Wasser zu halten. FREIZEIT-TIROL stellt Mathias „Mat WeiX“ Gstrein und seine Idee der Palettenkonzerte ebenso vor wie den neu gegründeten Verein der Live Musiker und dessen Obmann Peter Aschaber.

Mathias, du bist selber Musiker, was sind deine Projekte?

Ja, ich fühle mich als Musiker, mit großer Leidenschaft am Tun, aber momentan, wie wir ja alle wissen, geht nicht viel. Ich bin seit einigen Jahren Bandleader von „Kuhl the Gang“, einer Coverband mit dem Schwerpunkt Musik der 1980er Jahre. Mit meinen Musikerkollegen haben wir ein zweites Bandprojekt ins Leben gerufen: „ATB“, das steht für „Austropop-Tribute-Band“. Und mein jüngstes Projekt sind die Palettenkonzerte als „Mat WeiX“, ein Acoustic-pur Programm mit den Ohrwürmern des Austropop.
 

Wie bist du auf die Idee der Palettenkonzerte gekommen?

Den Einfall dazu hatte ich gleich im April dieses Jahres, in der ersten Lockdown-Phase. Ich beobachtete wie viele Musikkollegen von Balkonen spielten, und man konnte auch virtuelle Konzerte im Web verfolgen.
Da dachte ich mir, das allein kann es nicht sein, Musik und Kunst gehören unbedingt auf die reale Bühne und wenn es nur im kleinen Rahmen ist, die „tiny“ Bühne, ganz simpel auf einer Holzpalette, ohne Verstärker, ohne Amps, nur Acoustic - pur.

Wie genau sieht das Konzept aus?

Sehr einfach. Der oder die Künstler, das können Musiker, Zauberer, Pantomimen, Comedians u.v.m. sein, präsentieren und performen auf 0,96 Quadratmeter, also auf einer Palette, ihre Kunst. Quasi wie ein Straßenkünstler, jedoch in Zusammenarbeit mit der Gastronomie. Das Ganze dient der Belebung und zur Unterhaltung in den Gastgärten, auf Hotelterrassen, in Pubs und Cafés, Restaurants, auf Almen etc. Ohne viel Technik, live und natur-pur. Es ist keine Veranstaltung im herkömmlichen Sinn mit Eintritt und großen Besucherzahlen, nein, nur im kleinen Stil. Nahe beim Publikum, eben auf einer Palette als Bühne. Der Aufwand für den Künstler ist geringgehalten, daher leistbar für den Gastronomen. Gäste erleben eine Live-Performance und konsumieren daher gerne mehr und honorieren meist die Darbietung mit einem „Obolus“. Der Künstler selbst erlebt etwas Wichtiges: Sein Live-Bühnenfeeling.
 

Wurde das Konzept der Palettenkonzerte angenommen, gab es Liveauftritte?

Ich konnte heuer schon einige „Palettenkonzerte“ als „Mat WeiX“ umsetzen. Es war eine sehr interessante Erfahrung. Ohne Technik, ganz nah vor den Leuten zu performen, war für mich etwas Neues und sehr spannend. Ich war überrascht, wie dankend das Publikum es angenommen hat. Ich wünsche mir, dass viele, viele Musiker und Künstler diese Idee aufgreifen, sich auf die Palette stellen, die Leute unterhalten, um die Gastronomie zu beleben, egal welches Genre dargeboten wird.

Wie willst du das Konzept bekannt machen, andere Bands und Gastronomen dazu begeistern, ein Palettenkonzert zu veranstalten?

Wichtig wäre, dass viele Künstler und Musiker, aber natürlich auch Gastronomen, Hoteliers, Restaurantbesitzer vom „Palettenkonzert“ erfahren, dazu braucht es die Medien, deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön für eure Berichterstattung und Bekanntmachung. Ein lieber Kollege und Musiker (Harry Triendl) hat für diese solidarische Idee des „Palettenkonzerts“ eine Facebookgruppe eingerichtet.

Abschließend der Aufruf des Ideengebers „Mat WeiX“: „Also liebe Musikschaffende und Künstler, ganz egal welches Genre ihr auch vertretet, hinterlegt eure Visitenkarte auf der Facebook-Gruppe: “Palettenkonzerte“, polarisiert, vernetzt euch, macht euch bekannt, belebt die Szene, denn in Wirklichkeit brauchen wir doch alle die Live-Bühne, um das Publikum zu unterhalten und wenn auch nur im kleinen Stil, vielleicht demnächst bei einem Palettenkonzert!“

 

LiMu“ - Verein der Live Musiker

Peter, du bist selber erfahrener Musikant, berichte doch von deinem Werdegang!

Ich leite seit 48 Jahren die Kapelle „Auner Alpenspektakel“ und organisiere rund 38 Jahre die „Alpenspektakel Musik Show“, die normalerweise im Sommer in der Salvena Halle Hopfgarten stattfindet. Weiters veranstalte ich einen der wenigen Tiroler Abende im Unterland in der Arena365 in Kirchberg. Ich habe sämtliche Veranstaltungshallen in Tirol über 25 Jahre mit unserer alpenländischen Musik Show belebt. Nebenbei haben wir mit unserer Gruppe die halbe Welt bereist und bis heute über 50 CDs und 16 Filme produziert. Seit einigen Jahren bin ich zusätzlich als Solo Musiker unterwegs und biete unterhaltsame Tiroler Jodelkurse an. Leider ist seit März 2020 fast alles abgesagt…! Die Vorbereitung neuer Shows und Organisation der Veranstaltungen, wenn wir wieder spielen dürfen, gehört im Moment zu meinen wichtigen Aufgaben. Außerdem betreibe ich ein eigenes Ton- und Filmstudio, diese Tätigkeit ist meine derzeitige Hauptbeschäftigung.

Was war für dich der ausschlaggebende Grund, „LiMu“, den Verein der Live Musiker zu gründen?

Für die meisten Musikbereiche gibt es Vereine (Blasmusik, Chöre, Volksmusik, Jazz…), aber wir in der Unterhaltungsbranche, wir sind der größte Haufen und sind alle Einzelkämpfer. Die aktuell neuerlich diskutierte Förderung vom Land Tirol an die Volksmusik von über € 200.000,00 für den Corona-Song „Tirol zualosn", bei der wir volkstümlichen und alle anderen Musikanten leer ausgingen, hat uns zur Gründung des Vereins ermutigt.
 

Es gab eine Gründungssitzung, wie viele Mitglieder hat der Verein aktuell?

Nach der Gründung am 17. Oktober dieses Jahres sind bis zum 22. November bereits 92 Mitglieder mit 81 Kapellen, Bands, Alleinunterhalter und Moderatoren unserem Verein „LiMu“ beigetreten und es werden jeden Tag mehr.

Wie genau sieht das Konzept aus, welche Ziele habt ihr euch gesteckt, was sind die Kosten?

Der Verein hat das Ziel, Kapellen, Bands, Alleinunterhalter und andere ganz genreunabhängig mit unserem Gesamtwissen zu unterstützen, Gruppen bei diversen Anliegen zu beraten und über Entwicklungen im Musikbereich zu informieren. Derzeit versuchen wir, dass uns die Tiroler Landesregierung als Tiroler Kulturschaffende ernst nimmt und wir nicht wie bislang vom Fördertopf ausgeschlossen bleiben. Langfristig gibt es genug Themen, welche wir gemeinsam angehen werden. Beispielsweise das Thema CD-Produktion, wie werden künftig Radio, TV und Medien generell mit neuen Produktionen digital bemustert, wenn das Medium CD weiter rückläufig ist und vom Markt verschwindet. Da viele Komponisten unter den Mitgliedern sind, wird überlegt, wie man zukünftig neue Lieder besser vermarkten kann. In Sachen AKM ist es unser Ziel, auf dem neuesten Stand zu informieren, weshalb eine Abordnung des Vereins an den AKM Sitzungen in Wien teilnehmen wird. Über eine gemeinsame TV-Produktion wurde ebenfalls nachgedacht. Zusätzlich wird der Verein „LiMu“ zwei Mal jährlich eine digitale Zeitschrift mit den neuesten Infos aus der Szene herausbringen. Diese ist für alle Mitglieder sowie Veranstalter, Wirte und potentielle Kunden vorgesehen. Es gibt mittlerweile viele weitere Themen im Verein, welche von kleinen Arbeitsgruppen behandelt werden. Derzeit werden nur die anfallenden Kosten wie Reisekosten, Büroaufwand, Telefon oder Web abgegolten und die Arbeitsgruppen sowie der Vorstand arbeiten unentgeltlich.

Wie plant ihr, den Verein zu vergrößern und andere Bands als Mitglieder zu gewinnen?

Da wir alle mit den gleichen Interessen und Wünschen auf der Bühne stehen, und gute Kontakte zu TV-, Radio- und Printmedien haben, ist das „bekannt werden“ kein Problem. Zusätzlich haben wir Experten aus den sozialen Medien in unseren Reihen, das hilft uns ebenfalls. Mitglied bei „LiMu“ können alle MusikerInnen jeglichen Genres werden, welche live auf der Bühne agieren. Die Mitgliedschaft bei uns ist an keine Mitgliedsbeiträge gebunden. Die Finanzierung des Vereins und der ausgewählten Projekte erfolgt durch ein bis zwei jährliche Veranstaltungen, wo einige Kapellen unserer Mitglieder unentgeltlich auftreten werden und mit drei bis fünf anderen Gruppen einen musikalischen Abend gestalten. Alle Mitglieder haben das gleiche Recht, Themen vorzuschlagen, die Live Musiker und Bands betreffen, und diese mit einer für dieses Anliegen zusammengestellten Arbeitsgruppe zu behandeln und auszuarbeiten.