Tasha - Interview

Tasha

Natascha "Tasha" Koch ist fixer Bestandteil der Musikszene. Wie kaum eine andere Tiroler Künstlerin ist und war sie genreübergreifend als Sängerin tätig. FREIZEIT-TIROL bat die hübsche Dame mit der rockigen Röhre zur musikalischen Bestandsaufnahme und blickte mit ihr gemeinsam in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
 

Wie bist du zur Musik gekommen?
Eigentlich klassisch - mit Klavierunterricht in der Musikschule. Meine erste Band hatte ich mit 12, da spielte ich aber Schlagzeug. Als diese Band dann die Sängerin verlor, habe ich diesen Job zugeteilt bekommen, so nach dem Motto: "Du kannst das ja eh, also sing du!". Seither bin ich als Sängerin aktiv. Mein Vater, der selbst Gitarre spielt und singt, hat mir hier natürlich auch geholfen.
 

Hast du eine Gesangsausbildung absolviert?
Nein, ich habe mir das Singen mit "Learning by Doing" angeeignet.

Wie entwickelte sich deine Karriere dann weiter?
Ich bin im Außerfern aufgewachsen, wo touristisch "die Hölle los ist". Es gab dort eine Menge Lokale, in denen Bands spielten. Nachdem wir uns untereinander alle gut kannten, hatte ich mit 13 und 14 Jahren bereits meine ersten Auftritte mit Coversongs. Teilweise alleine, nur mit der Gitarre. Mit 14 begann ich, eigene Songs zu schreiben. Anschließend war ich mit der Coverband Dreirad unterwegs, das war schon sehr professionell. 2007 habe ich beim Wettbewerb "Tirol sucht den Superstar" mitgemacht, den ich gewinnen konnte. Daraufhin erhielt ich von den Torpedos New Generation ein Angebot, bei ihnen zu singen. Ich war dann fast neun Jahre bei t-ng mit dabei. 2011 traf ich den Serenity-Chef Georg Neuhauser, der ebenfalls dort zu singen begann. In der Zwischenzeit lernte ich auch Tommy Tschuggnall kennen, der ein eigenes Tonstudio hat. Er fragte mich, ob ich nicht mit ihm eigene Songs produzieren wollte. Klar, so haben wir meine Songs aufgenommen und zusammen neue geschrieben - so war das Projekt "Tasha" geboren. 2013 ist dann unsere CD "A Long Way" erschienen.
 

Was waren dann die nächsten Schritte?
Wir wollten live spielen, hatten jedoch zu dieser Zeit keine fixe Band. Nur eine Menge Gastmusiker, mit denen wir die CD aufgenommen hatten, wie den Gitarristen der Manfred Mann Earth Band. Die Musiker, die damals in die Band kamen, sind immer noch dabei. 2014 spielten wir im Juni auf der Ö3-Bühne beim Donauinselfest, als Support von Cro und Julian le Play. Es folgte unser Video "Can`t Rewind", eine weitere tolle Erfahrung. Zu dieser Zeit trat ich erstmals mit der Symphonic Metal Band Serenity auf. Georg engagierte mich damals zum Aushelfen. Ich hatte mit der "Metal-Szene" bis dorthin nichts zu tun, kam also mit Jeans und rotem T-Shirt nach Graz auf ein Festival, bei dem alle Besucher schwarz gekleidet waren. Ich bin mir vorgekommen wie die Fliege in der Milch! Eine Art Kulturschock. Aber es hat echt Spaß gemacht, alles supernette Leute. Auch mit den Musikern von Serenity habe ich mich von Anfang an gut verstanden. 2017 habe ich mit Serenity auch in Wacken gespielt - ein tolles Erlebnis. 2016 bekamen wir mit Tasha von Ö3 eine Anfrage, ob wir nicht für den Eurovision Song Contest etwas machen wollten - die Single "Not in My Name" war das Ergebnis.

Es gibt ja mit Hermann Delago ein weiteres interessantes Projekt?
Ja, stimmt. 2014 war ich mit Hermann Delago das erste Mal in Indonesien. Hermann war mit der Stadtmusik Landeck Perjen dort, ich als Gastsängerin mit dabei. Die Tourmanager und Veranstalter aus Indonesien fragten mich dann, ob ich nicht 2016 Lust hätte, unsere Musik ebenfalls dort zu spielen. Für uns war klar, dass Hermann mit dabei sein sollte, dieses Mal jedoch statt Blasmusik mit ordentlichen Gitarren! (lacht). Da Musik in Indonesien fast heilig ist, war das für uns eine irrsinnige Erfahrung. Wir haben Tasha-Songs in die dortige Sprache, Batak, übersetzen lassen und dann gleich losgerockt. Für die Besucher war das etwas Unglaubliches: Da kommt eine "Weiße" und singt in einer Sprache, die ja eigentlich ausgestorben ist! Wir haben zusätzliche traditionelle Volkslieder gecovert, neu arrangiert und neu aufleben lassen. Der Höhepunkt der zehn Tage in Indonesien war ein Open Air Konzert vor 15.000 Besuchern. Es war ein riesiger Medienhype, inklusive Liveauftritt im Studio beim größten Fernsehsender in Indonesien. 2017 spielten wir mit Tasha dann auch noch auf dem Nova Rock Festival, auf der "Jägermeister-Stage".
 

Deine aktuellen Pläne?
Wir stellen gerade die Songs für die neue CD fertig, sortieren dabei aus einer großen Anzahl von Nummern aus. Nach einem roten Faden. Der ist härterer Rock, quasi eine "härtere Pink". Die Band ist die gleiche wie bisher. Wenn dieser Prozess fertig ist, wollen wir die Nummern dann "am Stück" gesamt im Studio einspielen. Wenn alles läuft, sollte die CD im Herbst erscheinen.

Zum Abschluss die pikante Frage: Wie kann man als Rocksängerin in Tirol (über-) leben?
Wenn du in den touristischen Bereich schaust: Im Genre der Coverbands gibt es für jeden Platz, die Konkurrenz ist nicht so groß. In den ganzen Aprés-Ski Bars geht es doch in Wahrheit immer nur um das eine - möglichst viel "Atemlos" und ähnliche Nummern zu spielen. Wenn du das machst, dann bist du finanziell abgesichert und kannst von den Coversongs leben. Was mir dabei fehlt, ist der tiefgründige Sinn in der Musik generell. Die Songs der letzten Jahre sind generell eher "einfach gestrickt". Musik ist - auch in den Charts - zum Mainstream verkommen. Es werden keine Gedanken oder Gefühle mehr in der Musik verarbeitet, nur mehr kommerzielles Kalkül. Wobei beispielsweise Lady Gaga schon extrem toll produziert ist. Aus der Schlagerszene hatte ich nach Erscheinen der ersten CD einige gute Angebote, getreu dem Motto "Sing deutsch, dann bist du dabei!". Ich kann und will mich aber wegen kommerziellem Erfolg nicht so verbiegen. Klar, wir alle machen auch Coverjobs, um das notwendige Kleingeld zu verdienen. Das Tolle bei Tasha oder auch Serenity ist: Die Leute kommen wegen deiner eigenen Musik, singen deine eigenen Texte mit. Sie kommen wegen dir und der Band, nicht wegen "Zwei-Euro-Kübelsaufen" und du läufst im Hintergrund. Du merkst: Das, was du machst, erreicht jemanden. Das ist erfüllend!

 

Redakteur: Bernhard Schösser
Fotos: Bernhard Schösser