Was 2007 mit dem Besuch eines Konzerts der Quireboys im Komma in Wörgl mit der Idee, einen Kulturverein zu gründen, begann, hat sich 15 Jahre später, 2023, als fixe Größe in der internationalen Veranstaltungsszene etabliert: Der Kulturverein „Telfs Lebt“ ist 15 Jahre und kein bisschen leise! Für FREIZEIT-TIROL Grund genug, mit Obmann Christian Santer über Vergangenheit und Zukunft zu plaudern.
Zahlen, Daten Fakten aus 15 Jahren?
Nun, wir haben bis jetzt 75 Veranstaltungen organisiert und konnten dabei rund 40.000 Besucher begrüßen. Unser Verein zählt aktuell 295 Mitglieder, wobei das Kernteam, der Vorstand, rund 16 Personen sind. Unsere Veranstaltungsschwerpunkte sind Musik, Kabarett und Kinderveranstaltungen. Außerdem sind wir selbstverständlich immer bei der Aktion „Sauberes Telfs“ und bei den Kindererlebniswochen mit dabei.
Im letzten FREIZEIT-TIROL Magazin gab es eine ausführliche Story über „Kultur am Land“. Wie siehst du als langjähriger Veranstaltungsprofi die aktuelle Situation in Tirol?
Ich denke, Tirol ist nach wie vor ein sehr guter Boden für Kulturarbeit. Die Tiroler sind immer noch sehr kulturinteressiert und besuchen nach der Pause der letzten Jahre sehr gerne jede Art von Veranstaltungen. Es gibt aktuell fast ein Überangebot, wobei es schön zu sehen ist, wie viel Kreativität nach Corona wieder entsteht, wie die Leute sich bemühen, Kultur zu schaffen und zu veranstalten. Trotz der Fülle an Veranstaltungen habe ich den Eindruck, dass man versucht, aufeinander abgestimmt zu arbeiten, dass es am Veranstaltungssektor kein „Gegeneinander“, sondern ein wertschätzendes „Miteinander“ gibt.
„Halbvoll ist das neue Ausverkauft“ scheint der neue Slogan der Branche zu sein, wie siehst du das?
Im Herbst 2022 war es tatsächlich so, die Leute besuchten die Veranstaltungen verhaltener. Jetzt, in der ersten Jahreshälfte 2023, nehme ich das nicht mehr so wahr, wir haben fast überall eine sehr gute Vorverkaufslage. Ausreißer nach oben oder unten hat es vor Corona auch schon gegeben, das ist normal. Die Leute kommen gerne, wenn etwas geboten wird.
Was plant „Telfs Lebt“ als Verein zum 15-Jahre-Jubiläum?
Wir sind ja schon sehr laut mit einem fast ausverkauften Konzert mit Accept und den Iron Maidens im Jänner ins Jubiläumsjahr gestartet. Wir haben den aktuellen Tour- und Albumtitel der Band Unantastbar „Wir leben laut“ auch zu unserem Jahresmotto gemacht. Immerhin treten Unantastbar ja am 09. September bei uns im Rathaussaal auf. Vorher, am 18. Juni, geht es mit Airbourne ebenfalls „hard & heavy“ weiter. Die Band war ja schon 2017 mit einem Mega-Konzert in Telfs zu Gast. Für Kinder und Familien gab es im März bereits das sehr gut besuchte Konzert von Bluatschink. Kabarettistisches bot Marco Pogo als „Gschichtldrucker“ ebenfalls im März (siehe auch das Interview in dieser Ausgabe). Bereits ausverkauft ist der Abend mit Kabarettist Alex Kristan am 28. September. Als Abschluss des Jubiläumsjahres planen wir am 14. 10. im Rathaussaal unser Festival „Telfs lebt die Blasmusik“ wieder zu beleben. Mit DeSchoWieda aus Bayern haben wir ein tolles Zugpferd, die österreichische Band Da Belchhauf`n ist ebenfalls eine fixe Größe. Ergänzt wird die Veranstaltung durch unsere Lokalmatadore Die jungen Mundewurz`n.
Speziell im Rock- und Hardrock Bereich habt ihr euch ja am internationalen Markt einen hervorragenden Namen als Veranstalter gemacht. Ich denke, es wird mehr als genügend Angebote für Konzerte geben?
Klar, nur als ehrenamtlich tätiger Kulturverein können wir nicht jeden Monat ein Konzert veranstalten. Natürlich haben wir uns ja speziell in dem von dir angesprochenen Metier etabliert und verfügen über sehr gute Kontakte. Das macht es oft leichter, tolle Produktionen nach Telfs zu bringen.
Rückblick nach 15 Jahren: Zicken- oder Divenalarm?
Ich muss sehr oft schmunzeln, wie klischeehaft das ganze Business aufgeladen ist. Wenn du einen Blick hinter die Kulissen wirfst, siehst du, was das alles für feine Leute sind. Vom Bandleader bis zum letzten Fan, wir haben speziell bei unseren Rockveranstaltungen immer eine sehr gute Stimmung, sowohl hinter als auch vor der Bühne! Ich weiß nicht, ob es Glück ist, aber bis auf eine Ausnahme waren bei den 75 Veranstaltungen durchwegs entspannte und sehr freundliche Musiker und Künstler bei uns zu Gast.
Nach 15 Jahren Obmannschaft, gibt es Abnützungserscheinungen bei dir oder gehst du in alter Frische auf die nächsten 15 Jahre los?>
Immer noch haben wir die volle Unterstützung der Marktgemeinde, wofür ich sehr dankbar bin. Abnützungserscheinungen gibt es definitiv noch keine. Ob ich es nochmals 15 Jahre mache, weiß ich aber auch nicht. Wichtigster Faktor ist der gemeinsame Spaß, den wir im Vorstand haben. Diese rund 20 Personen, die regelmäßig bei unseren Veranstaltungen arbeiten, machen das gerne, dann geht alles leichter. Schon in den ursprünglichen Vereinsstatuten stand „Das Aufrechterhalten des Freundeskreises“ als ein Vereinszweck niedergeschrieben! Das ist uns mit unserem gemeinsamen Projekt bis jetzt sehr gut gelungen. Auch sind unsere Kinder mittlerweile schon fleißig beim Helfen. Ich denke, dass es durchaus realistisch ist, sollten wir Alten wirklich einmal den „Drive verlieren“, dass es „Telfs Lebt“ auch über unsere Generation hinaus weitergeben wird. Das kann ich mir sehr gut vorstellen.