Zillertal Rockt!

Die Metal-Bands "Dying Eden" und "Klaubauf" im Interview

Dass das Zillertal neben hohen Bergen und touristischem Freizeitangebot musikalisch geprägt ist, ist bekannt. Neben den etablierten Helden der volkstümlichen Branche greifen viele Musikanten in den Schmalztopf, um mit dieser Art von Musik Geld zu verdienen. Zwei komplett konträre Bands, weit weg vom kommerziellen Erfolg der Schlagerwelt, stellen wir dieses Mal vor: die „Ruach`n`Roller“ von „Klaubauf“ und die Metal-Band „Dying Eden“. Beide sind trotz Corona sehr aktiv und arbeiten eifrig für die Zeit nach dem Lockdown. FREIZEIT-TIROL traf die Bands zum Gedankenaustausch im 100% durchgeimpften Zillertal, ohne Maske, aber mit Ab- und Anstand.

Stellt euch mal kurz vor, was für eine Art von Musik macht ihr?

Dying Eden: Gestatten - Alf, Mäx, Marcus, Markus und Flo – wir sind Dying Eden. In dieser Formation machen wir Krawall mit Leidenschaft seit 2018. Wir 5 hören Metal aus den verschiedensten Genres, wie z.B. Death, Melodic, Thrash, Progressive, Nu/Rap. Unsere Musik ist – glauben wir zumindest – eine Art Mischung aus unseren jeweiligen Lieblingsgenres. Welchem Genre wir angehören wissen wir nicht bzw. darüber machen wir uns nicht allzu viele Gedanken. Viele bezeichnen uns als „Thrash/Deathmetal“, manchmal auch „Groovemetal“. Richtig ist, was richtig klingt…  sucht es euch aus…!

Klaubauf: Wir, Tschak, Bani und Tommy sind der Klaubauf. Genremäßig sind wir dem klassischen Hardrock zuzuteilen, obwohl wir schon für die ein oder andere Überraschung gut sind. Einzigartig macht den Klaubauf sicherlich, dass unsere Lyrics komplett im Tiroler Dialekt, sprich in Zillertaler Mundart, dargeboten und gesungen werden.

Habt ihr schon CDs/Tonträger veröffentlicht?

K: Bislang gibt’s drei ganze Alben vom Klaubauf: Klaubauf I (2013), Klaubauf II Ruach`n`Roll (2015) und Klaubauf III Toifl an Tirolalond (2018). Diese können alle Freunde der gepflegten Rockmusik günstigst als CD erwerben, oder auf allen gängigen Streaming Plattformen anhören.

DE: Sí señor: Back in the good old days 2017, wo man noch Livemusik vor realen Leuten machen durfte, erschien unsere erste CD „Omen“, bevor wir dann im März 2021…..

Aktuell habt ihr eine neue Produktion am Start, wie heißt diese?

… unseren aktuellen Tonträger „Perish To Exist“ rausgebracht haben.

Available here: www.dyingeden.com oder digital bei nahezu jedem bekannten Anbieter (Spotify, Amazon Music, iTunes, Deezer, Soundcloud usw…)

K: Ha. Am Start leider noch nicht, da hat uns die Coronageschichte ausgebremst. Aber wir dürfen offiziell mitteilen: Ab Mitte Mai beginnt das Recording des neuen Werks bei Producer-Mastermind Jay Hundert in seinem Studio in Alpbach! Wir können es kaum erwarten endlich loszulegen und schnellstmöglich die neuen Nummern zu präsentieren. Eines sei verraten: Es geht absolut die Post ab! Folgt uns gerne auf Facebook, um immer aktuell informiert zu sein.

Habt ihr thematische Schwerpunkte in euren Texten, was ist euch wichtig zu transportieren?

K: Die Texte kommen ausnahmslos aus Tschak`s Feder. Er schreibt - frei Schnauze - meist über Themen, die uns privat begleiten. So beispielsweise über Bergsport, da wir das ganze Jahr über in unseren heimischen Bergen zu finden sind. Auch aktuelle Themen werden aufgegriffen und unser Leben mit „Sex, Bier und Ruach´n´Roll“ kommt selbstverständlich nicht zu kurz.

DE: An der Tastatur nun unser Schreiberling Alf: Jeder Song hat – textlich gesehen – seinen eigenen thematischen Schwerpunkt und sie sind ziemlich unabhängig voneinander, obwohl sich aber ein „Roter Faden“ durchs jetzige Album zieht: Sich von den Gedanken und Gefühlen - seien es Sorgen, Ärger, Wut, Trauer etc. – zu befreien bzw. das von der Seele zu schreiben, zu singen und zu schreien. „Demise“ und auch „Reckoning The Endless“ halfen mir beispielsweise den Tod meiner Mutter zu verarbeiten. „Discordia“ wiederum ist eine Hommage an Stephen King’s berühmteste Saga „Der Dunkle Turm“. Und „Axotol“ z.B. ist die Geschichte von dem/der gleichnamigen Anführer/in der Shemale Goat Warriors. Eventuell werden wir dann beim nächsten Album die Folgeschäden des Covid19-Lockdowns verarbeiten: Songs wie „Nie mehr Kneipe“ (Keine Kneipe mehr) oder „We don’t need no Education“ werden dann aus den Rundfunkapparaten klingen.

Was sind eure Livepläne für dieses Jahr?

DE: Aufgrund der aktuellen Situation gestalten sich Livepläne durchaus schwierig. Natürlich wollen wir, sobald wieder machbar, unser neues Album vor so vielen Leuten wie nur möglich präsentieren. Es heißt noch ein wenig abwarten, sich in Geduld üben und die Songs bis aufs Letzte zu proben, damit wir – wenn wieder erlaubt – die Bühne abreißen und unsere Fans zum Headbangen bringen können.

K: Wer uns kennt weiß, dass wir die Bühne lieben und brauchen, wir sind einfach richtige Livebiester. Viele Gigs werden vermutlich Corona bedingt erst kurzfristig angesetzt werden. Wir hoffen dennoch auf einige Auftritte 2021, etwas vom Vorjahr wäre auch nachzuholen. Übrigens: Es laufen schon Planungen zu einer Mini-Tour durch Tirol, ein „Zillertaler Rock´n´Metal-Package“, zusammen mit unseren Kumpels von Dying Eden. Getestet, geimpft und entwurmt sind wir ja bereits alle!

Wie seht ihr die Musikbranche aktuell? Glaubt ihr, es wird nach Corona besser für Bands?

DE: Aktuell vermehren sich Livestream-Konzerte, welche ganz cool sind, aber kein Vergleich zu „echten“ Konzerten, mit „echten“ Leuten. Das Livefeeling, sei es als Musiker oder Zuschauer, wird bei einem Livestream immer fehlen. Natürlich werden viele Bands die Chance nutzen, um an einer neuen CD zu arbeiten. Die Zeit „nach Corona“, wie du meinst, wird sehnlichst herbeigesehnt. Wir sind alle ziemlich aktive „Konzertspringer“ und „Bühnenabreißer“, wenn wir selbst spielen. #fuckcovid19!!!!

K: Durch das bedauerliche Wegfallen der großen Events und Festivals sehen wir genau darin eine Chance für kleinere Veranstaltungen. Die Musikfans, speziell die Rock/Metal-Fraktion, brauchen ihre Livekonzerte! Also liebe Veranstalter: Sobald es möglich ist, schnappt euch die vielen lokalen Bands und ab damit auf die heimischen Bühnen!

Wie würdet ihr euch gegenseitig beschreiben, was fällt euch spontan zu dieser Band ein?

DE: Klaubauf sind unglaublich nette und vor allem coole Typen. Sie sind traumhafte Musikerkollegen, wir sind sehr gerne und jederzeit bereit, mit ihnen die Bühne zu teilen. Eure „Surströmming-Challenge“ hat unseren Alf sehr beeindruckt. Tschak, ich ziehe meinen imaginären Hut vor dir, was für ein Urviech, auch Bani – Respekt Bro! Ach und Tommy: Beim nächsten „Sit-In“ sollten wir vielleicht nicht mehr… Ach lassen wir das…! Auf a Bier und a Schnapsl wieder amol, es Ruachn!

K: Dying Eden? Noch nie von ihr gehört! Nein, nein, Schmäh ohne: Unsere Buddies vom Zillertaler Abriss-Unternehmen sind einfach genial. Kompromisslose Powersongs voll auf die Zwölf, perfekt dargeboten! Hört euch ihre neue Scheibe „Perish To Exist“ an. Die Jungs sind Götter auf ihren Instrumenten und brennen live mit Frontman Alfred ein wahres Feuerwerk ab. Noch dazu echt sympathische Mander mit hohem Spaß-& Entertainmentfaktor. Als Beispiel dient die geniale „Stinkefischchallenge“ unserer beiden Bands auf Facebook, die jetzt voll Fahrt aufgenommen hat.

8. Als Zillertaler Band, wie kommt ihr in der Hochburg der volkstümlichen Herzschmerz-Sonnenschein-Gipfelwind Interpreten an?

K: Heikles Thema. Es sei bemerkt, dass jede Musikrichtung ihre Berechtigung hat, lasst also Toleranz walten. Es gehört allgemein mehr über den musikalischen Tellerrand hinausgeblickt. Aber: Es ist unüberseh- und hörbar, dass die volkstümliche Ecke viele wirklich lächerliche Auswüchse hervorbringt, absolut niveauloser Wahnsinn: Thema „Alpenrock(er)“ und KonsortInnen: Die Bezeichnung „Rock“ wird hier allgemein komplett missbräuchlich verwendet, somit ist es ein reiner Markenschwindel, sehr ärgerlich. Zudem ist es ungemein traurig mitansehen zu müssen, wie die heimische Musik und alte Traditionen skrupellos ausverkauft werden.

DE: Erstaunlich gut. Schade, dass uns Covid19 einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, wir hätten beim Gauderfest 2021 als „Aussnschmeißer-Band“ spielen sollen – glaubt uns, das hätte funktioniert. Und überhaupt macht so gut wie jeder einen weiten Bogen um uns, wenn wir spazieren gehen –eventuell sollten wir uns die langen Haare oder die Bärte abschneiden lassen? Niemals, Hahahaha!

Spaß beiseite, diejenigen, die auf Metal stehen sind froh, eine lokale Band zu haben, die ein wenig Krawall macht bzw. die auch manchmal live spielt, wenn auch außerhalb vom Tale. Denn viele Angebote von Zillertaler Locations haben wir noch nicht erhalten. Aber wer im Zillertal diese Art von Musik macht, darf dies auch nicht erwarten, von daher – alles gut.

Wenn ihr einen Titel für dieses Genre schreiben wolltet oder müsstet – wie würde er heißen?

K: Wie der vierte Klaubauf, unser „Bandmädchen für alles“, „Mr. Padre Machete“ treffend zu sagen pflegt: „Holldrio & Tralalla“.

DE: „Personalsong“! Die Strophe wäre dann: „Zillertal, oh Zillertal, was macht jetzt bloß dein Personal? Keine Arbeit mehr, nix hat offen. Nur der Chef, der ist besoffen“

DE & K: Support the local musicscene and Keep the Spirit Alive, Freunde!

 

Hier gehts zum Bandeintrag von Dying Even. Hier gehts zum Bandeintrag von Klaubauf.

©Text & Fotos: Bernhard Schösser