CD Review: Mini & Claus - Gestatten, Mini & Claus

Es gibt ein Leben abseits, neben oder nach Seiler und Speer: Mit ihrem soeben erschienenen Debütalbum "Gestatten, Mini & Claus" stellen sich die zwei Musiker und im wahren Leben als Lehrer tätigen Hannes "Mini" Oberger und Claus Richtar nun auch abseits der Live-Bühne vor. Seit den frühen Jugendjahren in den 1990ern musizieren die beiden Wiener Neustädter bereits zusammen. Interpretierten sie bis jetzt Austropop, Pop und Rockhits, so starten sie unter "Mini & Claus" nun mit ihren eigenen Songs kräftig durch. Produziert vom Erfolgsproduzenten Stefan Holoubek (Pizzera und Jaus) versprühen ihre Lieder Lebenslust, Freude und Energie. Auch Tiefgründiges, Ironie und Witz finden dabei ihren Platz.

"Mini & Claus" eröffnet als Titelnummer mit ordentlichem Groove die Scheibe, "so schaut`s aus, mia san Mini & Claus!". "Sunn, Mond, Stern" erinnert dann (erstmals) an die beiden Wiener Helden von Seiler und Speer, textlich reduziert man sich auf die wichtigen und wertvollen Dinge im Leben - sehr fein! "Bleib freindlich und tua Griaßn" klingt optimistisch, wird dem geneigten Hörer doch erklärt, dass es außer der Jungfräulichkeit im Leben nichts zu verlieren gibt! Mit "It`s like it is" offenbaren Mini & Claus dann erstmals ihre musikkabarettistische Stärke: "we tried it missionary" - "sie war unt und i wor obn", Bravo, großes Kino, das auch live sofort zündet!"Vui do" kennen all jene, die handwerklich begabt ehrenamtlich und unbezahlt ihren Freunden zur Seite stehen, eine Nummer mitten aus dem Leben gegriffen. "Mei Lieblingsliad" erklingt dann als Liebeserklärung, wieder ruhiger, fast melancholisch, toll. Track Nummer sieben, "Hecha Weida" groovt abermals, "let`s get higher and higher"!

Blues-rockig angehaucht beschreibt "Gschichtldrucka" sehr ausführlich auf Wienerisch eine Spezies von Zeitgenossen, die immer mehr zu werden scheint - ebenfalls voll gelungen und auch für den Rest von Österreich irgendwie verständlich! "Nimmer die Jüngsten" fällt etwas ruhiger aus und skizziert den uns allen bekannten Folgeschmerz des Älterwerdens nach einer harten Partynacht. "I daunk dir", wieder eine sehr feine Liebeserklärung, erklingt sehr gefühlvoll und melancholisch. Der offizielle Schlusspunkt der Debütscheibe wird mit "Beste Freind" gesetzt, bevor als "unverbindliche Übung" (im Lehrerjargon) die Nummer "Lehrer" folgt: Eine Covernummer von "Sierra Madre des sur", der Nummer, die 1970 von Ronny Roloff und Hans Tee mit mäßigem Erfolg eingespielt und 1987 von den Zillertaler Schürzenjägern zum Megahit gemacht wurde. "Lehrer" widmet sich inhaltlich dem unfassbar anstrengenden Alltag des Lehrerberufs, ein sehr gelungener, da 100 Prozent authentischer Abschluss.

Insgesamt ein sehr feines und hörenswertes Debutalbum von Mini & Claus, die, wie ich mich selbst überzeugen konnte, auch live eine wirklich unterhaltsame Show bieten. Daumen hoch, weiter so, hoffentlich hören und sehen wir bald auch im Westen der Republik etwas von den beiden Musikern! Um den Tiroler Nationalheiligen Andreas Hofer zu zitieren: "Mander - 's isch Zeit!"