CD Review: Nickelback – Feed The Machine

Nickelback! Immer, wenn ich diesen Bandnamen höre, habe ich zwei sofort einsetzende, direkte Gedanken: Zum ersten fällt mir ein, wie Stefan Raab einst in seinen Anfangstagen kalauerte: "Lieber Doktor Nickelback, mach mir doch die Pickel weg!" Und sofort danach: Das Konzert der Kanadier am 30. November 2013 beim Schiopening in Ischgl. Dort, im Pressegraben, offenbarte sich mir (wieder einmal) ein typisch österreichisches Radioschicksal: Im Staatsfunk werden permanent nur die Weichspüler (z.B. "How you Remind Me") gespielt, dass die Jungs live so richtig einen vom Brett ziehen können und auch ein tonträgermäßiges Archiv mit vielen tollen Songs haben, wusste ich bis zu diesem eiskalten Samstagabend in Ischgl nicht. Die wahre Schaffens- und Lärmkraft von Nickelback wird also in der alpenländischen Radiowelt offensichtlich zu Gunsten eines werbeinselumschiffungsmäßig-kompatiblen Mainstreams (leider wieder einmal) verschwiegen!Seit ihrer Gründung im kanadischen Alberta 1995 konnten Nickelback weltweit über 50 Millionen Alben verkaufen, sie heimsten zahlreiche Platinauszeichungen ein und absolvierten weltweit ausverkaufte Tourneen. Rund dreieinhalb Jahre nach jenem kalten Abend in Ischgl - ich hatte mich inzwischen erfolgreich in Sachen "Nickelback" fortgebildet - erschien nun vor Kurzem mit "Feed The Machine" der neunte reguläre Studio-Langdreher der Kanadier. Im gleichnamigen Titeltrack erforschen Nickelback den Konflikt der Menschheit, in der modernen digitalen Welt nicht die Fähigkeit eigenständigen Denkens zu verlieren. Introspektiv und zeitgemäß spiegelt der Track den aktuellen Sound der Band wider, ein Sound, der durchaus rockig angelegt ist, und als Opener ein richtiges Riff präsentiert.

Wow, guter Start, und weiter?! Song Nummer zwei, "Coin for the Ferryman" geht ebenfalls rockig ab, inhaltlich geht es um die Reise auf einen Trip, von dem man eventuell nie mehr wieder zurückkehrt. "Song on Fire" ist dann erstmals eine ruhige, für die Kanadier typische, Schunkelnummer. Das ist unverkennbar Mr. Chad Kroeger, das ist unverkennbar Nickelback. Auf "Must Be Nice" geben sich die Kanadier dann wieder deutlich rockiger, das folgende "After the Rain" hält die kommerzielle Balance, ohne aufdringlich zu wirken. Ein netter Song, radiotauglich, auch in Österreich...! "For the River" ist eine Nummer wieder mit Uptemporhythmus und knalligem Gitarrenriff, ein Song, der nach vorne losgeht! Das darauf folgende "Home" kann dann getrost wieder als "Nickelbacktypisches" Gesamtkunstwerk gesehen werden. Nicht zu hart, nicht zu weich, eine typische Halbballade, die ganz klar von der markanten Stimme von Chad Kroeger lebt. The Betrayal (Act III), Song Nummer Acht, startet mit klassischem Gitarrenintro, und steigert sich dann mit fettem Unterbau ganz beachtlich zu einem (fast schon) metalmäßigen Soundinferno - für mich der beste Song der CD - Halleluja! Die folgenden Songs "Silent Majority" und "Every Time we`re Together" sind dann sofort wieder unschwer zu erkennen und den Kanadiern zuzuordnen, sind sie doch reichlich garniert mit Nickeback typischen Trademarks! Zum Abschluss gibt es ein Instrumental, The Betrayal (Act II), klasse gemacht!

Somit mein Exzerpterl: Auf "Feed The Machine" kehren Nickelback zu ihren rockigen Wurzeln zurück, vernachlässigen bisherige musikalische Erfahrungen dabei aber nicht. Die Songs sind deutlich härter, behalten aber die typische, leicht softe Note des klassischen Nickelback Outputs bei. Die Balladen sind einfühlsam, ohne dabei kitschig zu werden. Insgesamt ist die Anordnung der Songs nahezu perfekt geglückt, eine runde Mischung aus gitarrenlastigem Stadienrock und (Halb-)Balladen. Somit ist "Feed The Machine" sicherlich eines der besten Nickelback-Alben. Und sind wir uns ehrlich: Wie viele Bands auf diesem Planeten schaffen es, eine bunte Mischung aus hart und weich so zu produzieren, dass auch "Nicht-Die-Hard-Fans" gleich mitbekommen, um wen es sich handelt? Somit neun von zehn Punkten für "Feed The Machine"!

Redakteur: Bernhard Schösser