CD-Review: Wu Tenglers – Burning Century

Kappl rockt! Oder zumindest der Großteil des Ortes, zusammen mit Kappls rockmusikalisch berühmtesten Söhnen, den Wu Tenglers.

Bereits seit mehr als ein paar Tagen spielt das Quartett zusammen, trotz oder gerade wegen dem Coronalockdown wurde mit „Burning Century“ die erste Produktion auf Tonträger eingezimmert. Bereits der Opener „Beat Of My Heart“ macht klar, wohin die musikalische Reise geht: Fette Gitarre, pumpender Bass, knackige Drums, Rock in Oldschool-Style oder „Faltenrock“, wie die Band es selbst bezeichnet.

Erste angenehme Überraschung: Sänger und Gitarrist Alex Pfeifer ist stimmlich sehr präsent, die Nummer legt die Latte zum Einstieg bereits sehr hoch. „One Way Ticket“ toppt den Opener noch, eindrucksvoll ist das Zusammenspiel von Alex Pfeifer und seinem Leadgitarristen Erwin Sailer! Die Rhythmusabteilung mit Basser Werner Jehle und Drummer Hannes Petter fügt sich ebenfalls nahtlos ein, toll! Die Titelnummer „Burning Century“ ist eine ohrwurmverdächtige, durchaus tanzbare Geschichte im feinen Uptempogroove, verstärkt durch den Chor der Volksschule Ischgl und amerikanische Polizeisirenen. Das folgende „Oxygen“ kann mit zweistimmigem Gesang ebenfalls überzeugen, „Silly Walls“, inhaltlich an Perückenschaf Donald und seine Grenzmauer zu Mexico angelehnt, ist wieder eine richtig fette Rocknummer, die dem glücklicherweise Ex-Präsidenten vermutlich einen Scheitel in sein Hauberl ziehen würde. Make Kappl great again!

„Space Cowboy“ beginnt sehr reduziert, es ist ein sehr persönlicher Song, in dem Sänger Alex die Trennung seiner Eltern verarbeitet hat. Song Nummer sieben, „Perfect Enemy“ beginnt mit ungeradem Beat und enorm cheesiger Gitarre, was man(n) zu solch feinen Klängen anstellen kann, sei jedem und jedin selbst überlassen…! „There Is Nothing“ überzeugt abermals durch das gelungene Zusammenspiel der Tenglers, „Never Give Up“, etwas ruhiger, ist dann die bandeigene Botschaft, um von Kappl aus nicht nur die heimische Bergwelt, sondern den Rockolymp zu erklimmen! „Where Is Sunshine“, der vorletzte Titel, liefert nochmals geschmeidigen Uptemporock, zumindest im Paznaun sollte ja genug Sonne vorhanden sein. Apropos Paznaun: Das nun folgende „Honig“ ist eine Ballade, mit der vermutlich die Westkappler Männer die Ostkappler Frauen anbraten. Mit einem für mich als Innsbrucker Buam zwar komplett unverständlichem Text, bürgt die breite, musikalische Schmalzspur sicherlich für vermehrten Erfolg beim Dosenöffnen.

Zusammengefasst klingt das mehr als gelungene, starke Debüt der Wu Tenglers sehr international, was neben den überzeugenden Songs auch ein Verdienst von Produzent Jay Hundert sein dürfte. Nach dem Durchhören der CD stellt sich eine, auch für die Millionenshow passende Abschlussfrage: Woher kommt diese Band? Wer jetzt nicht England, USA oder Deutschland, sondern Kappl sagt, hat den Hauptpreis gewonnen!

Redakteur: Bernhard Schösser