DVD Review: Die Vorstadtweiber - Staffel 2

2015 waren sie der veritable Erfolg im ORF: die Vorstadtweiber und ihre Vorstadtmänner. Klar, dass es weiter gehen wird und musste! Finanzielle Katastrophen, öffentliche Skandale, düstere Geheimnisse, Entführungen und Verführungen, Geburtshilfekurse und ein letzter Wille stehen im Mittelpunkt der vermeintlich heilen Wohlstandswelt der fünf Damen aus der Wiener Vorstadt. Und bevor es mit den „Vorstadtweibern" wieder bergauf geht, geht erst einmal alles ganz steil bergab. Durch Freund- und Feindschaft schlagen sich die frisch aus der Haft entlassene Nicoletta, gespielt von Nina Proll, Gerti Drassl und Maria Köstlinger als werdende Mütter Maria Schneider und Waltraud Steinberg, Martina Ebm als neu erblühte Feministin Caroline sowie Adina Vetter, die als Sabine Herold politisch-amouröse Untiefen durchschiffen muss. In guten wie in schlechten Zeiten an der Seite der Damen: Juergen Maurer, Bernhard Schir und Lucas Gregorowicz als Gatten- und Geliebtentrio! So erfährt „der schöne Schorsch“, mittlerweile an beiden Beinen durch den Rückwärtseinparker seiner Frau Ende der ersten Staffel schwer lädiert, beim Umzug in ein kleineres Haus, von seiner Maria: „Wir bekommen ein Baby! Ist das nicht toll? Hier in dem Kinderzimmer brauchen wir natürlich noch farbenfrohe Tapeten und Vorhänge …" Es entwickelt sich der folgende, für die Serie symptomatische Dialog, der die vielen Verwirrungen und Scheinheiligkeiten der handelnden Akteure wohl perfekt wiedergibt: "Wer ist der Vater?" "Na du!" "Schwachsinn!" "Sieh, es genauso wie mit der Pleite: Du weißt, du bist nicht der Vater, bist aber der Vater. Erst, wenn irgendjemand das Gegenteil erfährt, bist du nicht mehr der Vater und das willst du doch nicht, oder?"

„Dreck am Stecken“? Ja, das hat hier jeder! Zuwachs bekommen die Vorstadtweiber durch Julia Stemberger als Georgs Schwester und Ex-Frau sowie aktuelle Geliebte von Hadrian und dem dubiosen Schönheitschirurgen Dr. Heldt (Michael Masula), der Arzt, dem die Männer misstrauen. Fidel und fiese grinsend mittendrinn unterwegs: der (eigentlich schwule) Kanzlerkandidat Joachim Schnitzler, gespielt von Philipp Hochmair, perfekt ins Schema „Dreck…“ passend! Raffiniert, hinterhältig und absolut Eigengewinn-maximierend auch Anwältin Tina (Proschat Madani), neuerdings auch Lokalbesitzerin und Chefin von Nicoletta, die dem etwas tollpatschigen und unbeholfenen Polizist Jörg Pudschedl (Thomas Mraz) Avancen macht. Der vollschlanke Polizist ist ohnehin schon hart gestraft, da er noch bei seinen Eltern lebt und davon zu berichten weiß: „Subjektiv gesehen kann man über meine Eltern sagen was man will, aber objektiv sind sie Arschlöcher".

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die erste Staffel startete fulminant und lockerer, waren es ja auch parallel zu den Vorstadtweibern deren in bester österreichischer Manier Geschäfte machenden (Ehe)Männer, die nach dem Motto „Wos war mei Leistung“ ordentlich zugreifen wollten. Nun, aus diversen Gründen kaltgestellt, müssen die Damen, zwei von ihnen immerhin hochschwanger, den Serien Start retten und die Kohlen aus dem Feuer holen. Das gelingt anfangs etwas schleppend, erst nach und nach kommen die großen Momente. Die mit Anfang 2017 avisierte dritte Staffel wird zeigen, ob der Stoff, aus dem Quoten geschnitzt werden, nicht ausgegangen ist! Inzwischen seien die Vorstadtweiber und ihre zweite Staffel all jenen ans Herz gelegt, die am sonst im TV gebotenen Fernsehprogramm ebenso zu verzweifeln drohen wie am bislang gezeigten Sommerwetter.

Redakteur: Bernhard Schösser
Gesamtspielzeit: 480 Minuten, 3 DVDs
Buch: Uli Brèe, Regie: Sabine Derflinger, Harald Sicheritz