DVD Review: “STREIF – One Hell Of A Ride”

Die Streif in Kitzbühel: jeder kennt sie, jedes Jahr ist es im alpinen Rennkalender die größte Veranstaltung, gekrönte Häupter, Präsidenten, Showstars und rund 50.000 „Normalsterbliche“, sie alle pilgern im Jänner nach Kitz, die einen, um auf der Ehrentribüne ein Gesichtsbad zu nehmen, die anderen, um eine tolle Party zu erleben, und alle gemeinsam, um sich die „Gladiatoren der Neuzeit“ an zu sehen.

Zu Beginn dieser Rezension verspürte ich die innerliche Frage „ein Schifilm über die Streif?“, fühle ich mich doch nach mehr als 40 Jahren vom Staatsfunk und seiner Berichterstattung über Kitzbühel ein wenig ermattet, sind des Reporters Fragen wie „wie haben Sie heute geschlafen?“ vor dem Start zumindest für mich nicht immens vordringlich und Bilder herumtorkelnder Menschenmassen mit rotweißrot geschminkten , dafür aber glühweingeröteten Gesichtern, auch nicht das, was mich nachhaltig begeistert! Meine starke Affinität zum Schisport, Grundkenntnisse der Trainingslehre und immer noch extreme Begeisterung für diese Sportart darf ich an dieser Stelle jedoch auch verraten. Nun, wie wird dieser Film also wirken?

 Es ist ein packendes Gesamtwerk, das die „Gladiatoren der Neuzeit“ (im Film zu sehen u.a. Max Franz, Hannes Reichelt, Marcel Hirscher, Aksel Lund Svindal oder Felix Neureuther) eindrucksvoll präsentiert. Es ist aber auch ein eindrucksvoller Blick hinter die Kulissen: wie präparieren die Kitzbühler die Strecke, welche Probleme haben sie mit zu viel oder zu wenig Schnee? Gerade der schneearme Winter 2014, just zum im Film dargestellten 75. Hahnenkammrennen, hat fast Unmögliches vom Schiklub Kitzbühel verlangt. Zu sehen sind aber auch eindrucksvolle Bilder und altbekannte Legenden aus der Vergangenheit, eine Auswahl unfassbarer Abfahrtsstürze und besonders eindrucksvoll auch die Schicksale und Comeback Versuche des Schweizers Daniel Albrecht und des Österreichers Hans Grugger, die beide von der Streif „abgeworfen“ wurden. Ehemalige Sieger im O-Ton wie der 5-fache Rekordsieger Didier Cuche oder der Sieger von 2003, der Amerikaner Daron Rahlves, erzählen ihre persönlichen Eindrücke und gewähren Einblicke in das Innenleben eines Athleten beim Rennen. Dass Schifahrer nicht mehr wie früher „Halbjahressportler“ sind, zeigen diverse Einblicke in die Sommertrainings der Stars. Berührend zu sehen ist auch die Gegenüberstellung eines weißrussischen „Einzelkämpfers“, der mit seiner Mutter zu den Weltcups pilgert und dabei Benzingeld und Übernachtungsgelegenheiten sucht und die Armada an Serviceleuten und die gigantischen Materialdepots speziell im österreichischen Lager.

 Zusammengefasst ist STREIF – One Hell Of A Ride also ein extrem packendes 2-Stunden Portrait über Kitzbühel und die Streif, das wirklich jeden Schifan begeistern wird. Somit eine klare Kaufempfehlung, auch um im TV künftig eventuelle Verschiebungen und Werbeblöcke bei den nächsten Rennen adrenalinhaltig und unterhaltsam zu umgehen.

Redakteur: Bernhard Schösser