"10 Jahre und kein bisschen leise" - Weekender Club Innsbruck

"10 Jahre und kein bisschen leise" - Weekender Club Innsbruck

Der „Weekender Club“ in Innsbruck, weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus bekannt, feierte kürzlich sein 10-jähriges Jubiläum. Freizeit Tirol traf Andy Franzelin, einen der drei Geschäftsführer, zu einer Reise in die Vergangenheit.

Wie ist der Weekender im ehemaligen Utopia in der Tschamlerstrasse entstanden?
Den Namen „Weekender“ gibt es eigentlich seit 11 Jahren. Wir hatten bereits in den Räumlichkeiten des nu.topia (Nachfolger des 1999 insolventen Utopia) unter dem Namen „Weekender Club“ ein Jahr lang eigene Veranstaltungen organisiert.

Was war euer Antrieb, quasi aus dem Nichts heraus, mit einer eigenen Location in Innsbruck zu starten?
Das Gründungsteam, das sind immer noch die drei heutigen Geschäftsführer (Andy Franzelin, Mike Rothner, Justin Barwick), wir alle waren in Innsbruck und Umgebung in der DJ-Szene im Bereich der Rockmusik aktiv. Damals gab es ja nicht so viel Angebot, abgesehen von Treibhaus und Bierstindl. So sind wir oft zu Konzerten nach München gefahren. Irgendwann haben wir beschlossen, das, was uns gefällt, selber zu machen. Wenn man so will, war der Antrieb Frustration über das vorhandene Angebot in Innsbruck. Da wir als DJs wussten, wie man die Leute im Nachtleben mit unserer Musik erreichen konnte, brauchten wir nur noch die passenden Bands. Da Justin sehr gute Kontakte zur Londoner Szene hatte, machten wir Club Nächte mit Live-Special-Guests. Unser drittes Konzert war bereits ausverkauft, wir erklommen ein Niveau, das wir hobbymäßig nicht mehr halten konnten. Außerdem stellten wir schnell fest, dass wir ohne Barausschank nichts verdienen konnten, da die Bar ja immer dem Locationbetreiber gehörte. Wir begaben uns auf die Suche nach passenden Räumlichkeiten, merkten jedoch, dass die Räumlichkeiten hier, in denen wir ohnehin veranstalteten, die besten waren. Im Juni 2006 erzielten wir mit dem damaligen Betreiber des nu.topia nach langen Verhandlungen die Einigung, dass wir das Geschäftslokal ablösen konnten. Nach fast drei Monaten Renovierung, mit neuer Licht- und Tonanlage, konnten wir dann im September 2006 mit dem Weekender Club und dem Weekender Cafe aufsperren.

Wie wurde die neue Location angenommen?
Sehr gut. Damals gab es ja wenig Clubs, die neue Musik wurde gut angenommen. Die ersten zwei Jahre hat es sehr gut funktioniert, auch mit minimalistischen Mitteln. Wir konnten ja durch den teuren Umbau bedingt nicht wirklich die dicken Gagen zahlen, daher haben wir Freitag und Samstag selbst als DJs aufgelegt. Der damalige Vorwurf an uns, ein reiner „Indie-Club“ zu sein, war falsch. Wir starteten einfach mit dem, wo wir uns auskannten, und das war diese Musik, Brit-Pop. Schritt für Schritt bauten wir unser Angebot an Spielarten aus. Jetzt machen wir von Alternativ-Rock über Metal bis hin zu Singer/Songwriter sehr viele Konzerte. Unser Fokus liegt aber immer klar auf dem Flair von Club und Bühne, daher veranstalten wir nur Bands mit Qualität und eigener Musik. Wir sehen uns nicht als Veranstaltungszentrum, sondern als Rock`n`Roll Laden. Daher machen wir keine Kabaretts oder Theater, das passt vom Erscheinungsbild und vom Charakter der Halle nicht in unsere Location. Auch Technoveranstaltungen, die wir vereinzelt durchaus erfolgreich probiert hatten, passten vom Flair und Image nicht wirklich zu uns. Das ist jetzt, 10 Jahre später, mit dem neuen „Weekender Upstairs“ durchaus möglich. Das „Weekender Upstairs“ ist der neue Club im ehemaligen Weekender Cafe. Wir haben die Räumlichkeiten komplett umgebaut, da sich die Ansprüche von Veranstaltern an die Location in Sachen Technik aber auch Dekoration sehr stark geändert haben. Momentan sind wir mit dem „Weekender Upstairs“ also ein einer Findungsphase, was an Partys und DJ-Events machbar und sinnvoll ist. Ich muss auch festhalten, dass durch die Einführung des Rauchverbotes 60% Umsatzrückgang im damaligen Cafe waren, das Cafe lief nur noch bei Konzerten im Club mit.

Hast du einen Überblick über die Anzahl der Veranstaltungen der letzten 10 Jahre?
Ja, wir haben das extra herausgezählt: 1.363 Acts sind bei uns aufgetreten, das heißt Bands oder DJs. Wenn ich die reinen Partys dazu rechne, kommen wir auf rund 1.500 Veranstaltungen in 10 Jahren!

Der einheimische Veranstaltungsbesucher neigt zuweilen dazu, das Angebot an Veranstaltungen zu bemängeln. Gleichzeitig jammern die Veranstalter, dass keiner zu ihren Veranstaltungen kommt. Gibt es hier eine charakteristische Tendenz zu anderen Städten?
Generell glaube ich, dass man vor der eigenen Türe kehren sollte, wenn eine Location nicht läuft. Nur dem nicht anwesenden Besucher die Schuld zu geben ist falsch. Westösterreich, speziell Innsbruck, hat aber tatsächlich Eigenheiten beim Vorverkauf. Die Leute kaufen so spät wie möglich. Bands, die in Salzburg oder Graz und bei uns spielen, haben drei Wochen vor dem Konzert in diesen Städten rund 200 Tickets im Vorverkauf abgesetzt, bei uns 15. Das heißt nicht, dass das Konzert am Veranstaltungsabend dann nicht doch voll wird, aber es läuft eben anders als in vergleichbaren Städten. Gemessen an der Größe der Stadt hat Innsbruck aber ein enormes Veranstaltungsangebot. Das betrifft das gesamte Angebot im Innsbrucker Nachtleben, das hauptsächlich um die große Anzahl der Studenten kämpft, die das Nachtlebenn in all seinen Facetten befeuern. Ich denke schon, dass es mehr Angebot als Nachfrage gibt. Daher passiert es auch großen Namen, DJs und Bands, dass sie vor wenigen Leuten spielen müssen.

Dein Wunsch an die nächsten 10 Jahre?
Wir haben bis jetzt genau Null Euro Subvention oder Förderung erhalten, zahlen somit auch mehr Steuern als ein Veranstalter oder Verein, der diese Subventionen erhält. Das ist die Challenge. Wenn wir nur Konzerte veranstalten würden, würde es den Weekender schon lange nicht mehr geben. Verluste, die wir mit Konzerten machen, müssen wir eben mit den Partys wieder hereinspielen. Diese Balance zu halten ist die Herausforderung. Trotzdem haben wir immer noch Spaß an dem, was wir tun. Wenn wir das ohne Abgänge schaffen, das heißt alle Kosten gedeckt sind, haben wir ein erfolgreiches Jahr. Zum Geldverdienen müssten wir etwas anderes machen. Aber solange der Spaß da ist, quasi „das Feuer brennt“, wird es uns hoffentlich weitere 10 Jahre geben!

 

Redakteur: Bernhard Schösser