Der neue Herr der Ringe

Der neue Herr der Ringe

 

Ab 01. Oktober übernimmt der studierte Betriebswirt Matthias Schipflinger als "neuer Herr der Ringe" das Kommando in der Olympiaworld in Innsbruck. FREIZEIT-TIROL traf den Herrn mit den blauesten Augen seit Terence Hill, um über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der größten Sport- und Veranstaltungsstätte Tirols zu sprechen.

Olympiahalle, Eishalle, Olympiaworld - es geistern viele Begrifflichkeiten durch die Bevölkerung, was ist was?

Bis zur Generalsanierung der Olympiahalle 2004 und dem Neubau der TIWAG Arena, das ist die kleinere Eishalle, war es tatsächlich die Olympiahalle, zusammen mit der Bobbahn in Igls. Damals wurde die Dachmarke "Olympiaworld" ins Leben gerufen, auch, weil zeitgleich das Tivolistadion, das Landessportzentrum und eben die neu gebaute TIWAG Arena mit ins Boot geholt wurden. Über die Jahre kamen neue Hallen und Aufgaben dazu, so beispielsweise die Skatehalle, die Leichtathletikhalle und aktuell der Neubau des American Football Zentrums südlich des Tivolistadions. Somit wurde das Angebot im Lauf der letzten 15 Jahre massiv erweitert.

Diese Menge an Sportstätten verursacht ja auch einen hohen Erhaltungs- und Sanierungsaufwand?

Klar, nehmen wir als Beispiel die Bobbahn: 2004, parallel zur Hallengeneralsanierung, haben wir mit der Bobbahnsanierung begonnen. Zuerst war die Bahn an der Reihe, dann folgten die Hochbauten. Generell ist seit dieser Zeit unser Credo, und auch das unserer Eigentümer, dass die Anlagen in einem wettbewerbsfähigen Zustand erhalten sein müssen. Der Fokus liegt also klar auf dem Werterhalt. Daher bekommen wir, neben dem operativen Budget auch entsprechende Sonderbudgets von unseren Eigentümern, um diese Aufgabe sicher zu stellen.

Wer sind die Gesellschafter der Olympiaworld?

Bis 2004 war neben Stadt und Land auch der Bund beteiligt. Seit damals sind zu gleichen Teilen die Stadt Innsbruck und das Land Tirol unsere Eigentümer. Jedoch gibt es nach wie vor bei überregionalen Bauvorhaben, wie aktuell das Football Zentrum oder die Sanierung des Eisringes, Drittelfinanzierungen, d.h. der Bund übernimmt 1/3 der Kosten, Stadt und Land die anderen Teile.

Seit wann bist du in der Olympiaworld tätig?

Seit der Installation der Dachmarke 2004. Zuerst als Leiter des Marketings, seit 2011 war ich Prokurist und seit 2018 bin ich stellvertretender Geschäftsführer.

Was ist das Hauptbetätigungsfeld der Olympiaworld?

Grundsätzlich der Sportbereich mit den internationalen und nationalen Sportveranstaltungen. Im Winter Eislaufen und Eishockey, dazu Bob, Rodeln und Skeleton in Igls. Im Sommer Fußball, Football aber auch z.B. die Kletter WM letztes Jahr.

Wie wird das finanziert?

Bei (inter-)nationalen Großveranstaltungen gilt für uns das Kostendeckungsprinzip, das heißt, die Veranstaltung muss ausfinanziert sein und mit einer "Null" abschließen. Überall sonst betreiben wir "indirekte Sportförderung", wir verrechnen lediglich 33% der tatsächlichen Kosten an die Vereine und Verbände weiter. Die restlichen 67% werden von den Eigentümern über die Abgangsdeckung finanziert, was somit Sportförderung von Stadt und Land ist. Das ist natürlich auch beim normalen Publikumseislauf so, nach dem normalen Kostenprinzip würde kein Mensch Eislaufen gehen. Für die kommerziellen Veranstaltungen, also beispielsweise Konzerte, die wir hauptsächlich in der Olympiahalle abwickeln, werden normale Marktpreise verrechnet. Bei diesen Preisen orientieren wir uns an anderen Veranstaltungsstätten beispielsweise in Graz, Salzburg oder Wien. Gemeinsam mit der eigenen Gastronomie erwirtschaften wir Deckungsbeiträge, um einerseits die eigenen Kosten abdecken zu können und auch die Abgänge aus dem Sportbetrieb abzufedern. Hier sind wir sehr erfolgreich: Von 2006 bis 2018 gelang es uns, von anfänglich 55% auf knapp über 65% zu kommen, das heißt, mehr als 65% der Finanzierung unserer Gesamtkosten erwirtschaften wir selbst. In diesem Sinne soll es weitergehen, um die Wettbewerbsfähigkeit weiterhin zu gewährleisten und die Betriebskostenzuschüsse auf dem derzeitigen Niveau zu halten. Sieht man sich die wesentlichen Fixkostenblöcke an, Personalbereich und Energie, muss der künftige Fokus darauf liegen. Trotz zunehmender Aufgaben konnten wir den Personalstand konstant halten, was somit die Produktivität erhöht. Bei den Energiekosten steigern sich ja nicht nur für uns laufend die Bezugspreise. So haben wir in der Kostenvorschau für kommendes Jahr bei einem bisherigen Volumen von rund 1,2 Millionen Euro eine Verteuerung von rund 100.000 Euro. Deswegen müssen wir entsprechende Maßnahmen andenken, wenn es kostentechnisch nicht abzufedern ist. So gilt es, diese Kosten verbraucherseitig zu reduzieren, beispielsweise mit der angedachten Errichtung einer Photovoltaik-Anlage im Zuge der Dachsanierung der Olympiahalle.

Was sind künftige Herausforderungen und Projekte für die Olympiaworld?

Unter den Vorgaben "Werterhaltung" und "Weiterentwicklung" gilt es neben der schon erwähnten Dachsanierung der Olympiahalle auch den Bettenbereich im Landessportzentrum zu verbessern. Künftig werden wir die dort freien Kapazitäten auch über Onlinebuchungsplattformen verkaufen. Mittelfristig, in drei bis fünf Jahren, müssen wir den Auslauf bei der Bobbahn verlegen. Die Rennbobs werden immer schneller, gleichzeitig sind die Bremsrechen eher kleiner geworden! So sieht man deutlich, dass Reglementänderungen bei uns immense Kosten verursachen: Das neue, vorgeschriebene Flutlicht im Tivolistadion kostet rund 750.000 Euro, nur damit wir die Anlage, gemäß unserem Anspruch, in einem wettbewerbsfähigen Zustand erhalten. Medial bekommen wir dann immer ausgerichtet, dass die Vereine Miete zahlen müssen. Dass wir in den letzten rund 20 Jahren aber schon einige Millionen in die Instand- und Werterhaltung investiert haben, das sieht keiner. Oder für die öffentlich zugänglichen Sportanlagen an der Südseite der Olympiaworld - auch hier fallen Kosten an, so haben wir letztes Jahr den Kunstrasen um 150.000 Euro ausgetauscht.

Was sind jetzt, trotz aktuell sehr guter Entwicklung, die Ziele des neuen Geschäftsführers Matthias Schipflinger für die kommenden Jahre?

Getreu meinem Motto im Hearing möchte ich gute und bewährte Dinge belassen, gleichzeitig aber offen sein für Veränderungen. Ich denke daran, künftig mehr Eigenveranstaltungen zu machen, bisher machen wir das ja mit "Holiday on Ice" und einigen Veranstaltungen auf der Bobbahn. Künftig wird es nicht mehr reichen, nur zu warten, bis du die Halle extern vermietest. Um wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben, müssen wir auch ein wenig "in die Rolle des Veranstalters" einsteigen und die Vermarktung verbessern. Mit Christoph Kaufmann, der ja seit Oktober letzten Jahres unsere Sondersportstätten betreut, haben wir jetzt auch personelle Reserven im Haus, um künftig die Vernetzungen im Sportbereich besser mit speziellen Packages zu vermarkten. So können wir den Sportlern z.B. neben dem Training auf der Bobbahn auch gleich ein Zimmer im Landessportzentrum und die Nutzung der Freiflächen oder des Kraftraumes anbieten. Auch gibt es bereits mehrere Gesprächsplattformen mit Congress Messe Innsbruck, um Synergien auf allen Ebenen zu nützen und künftig noch stärker zusammen zu arbeiten. Durch die Veranstaltungsaktivitäten von Olympiaworld und Congress Messe Innsbruck werden laut aktueller WIFO Studie pro Jahr (inklusive induzierter Effekte) Bruttowertschöpfungseffekte in Höhe von 380 Millionen Euro generiert und damit über 6.000 Arbeitsplätze gesichert, das ist eine enorme Summe! Generell wollen wir uns also nach außen noch besser präsentieren und vermarkten. Oder lass' es mich abschließend so sagen: Die Fußstapfen meines Vorgängers Michael Bielowski von 2006 bis 2018 sind sehr groß, da die Entwicklung der Olympiaworld in dieser Zeit sehr prosperierend war. Daran werde ich als sein Nachfolger wohl gemessen werden, wohl wissend, dass das Ergebnis, auch unter den Eigentümervorgaben, nicht unendlich weiter gesteigert werden kann!

 

Redakteur: Bernhard Schösser