Die Marke ART Innsbruck erfolgreich weiter entwickeln!

Die Marke ART Innsbruck erfolgreich weiter entwickeln!

Vor dem zwanzigjährigen Jubiläum der ART Innsbruck Ende Jänner 2016 will es Messegründerin Johanna Penz noch einmal wissen und lud das Freizeit Tirol Team zum großen Jubiläumsinterview ein.

Vor zwanzig Jahren haben Sie sich mit Ihrem damaligen Geschäftspartner in den Kopf gesetzt, in Innsbruck eine Kunstmesse zu gründen. Und das, obwohl Sie beide Quereinsteiger waren. Was hat Sie damals zu diesem doch einigermaßen wagemutigen Schritt bewogen? Was war Ihre Vision?
So unterschiedlich wir sonst waren, in einem waren wir uns einig: Wir wollten in Innsbruck ein großes internationales Projekt auf die Beine stellen, das die regionale Szene befruchten sollte. Wir waren zwar beide geeichte Business-Menschen, er einer der erfolgreichsten Tourismus-Werber des Landes, ich selbst wurde im Leading Team eines Möbel-Großkonzerns gerade für künftige Expansionsvorhaben vorbereitet, doch dieser vermeintlich sichere Erfolg hat uns nicht mehr wirklich begeistern können. Wir wollten mehr, unsere eigenen Ideen verwirklichen. Nachdem wir beide damals schon ziemlich kunstverrückt waren, und es hierzulande ja nur die klassischen alteingesessenen Galeriestrukturen gab, war uns schon bald klar, wohin die Reise konsequenterweise gehen musste. Also haben wir die erste Messe für zeitgenössische Kunst im Herzen der Alpen aus der Taufe gehoben. Wir waren jung, motiviert, engagiert, sicher auch etwas blauäugig - denn natürlich hat von den Etablierten keiner Hurra geschrien, ganz im Gegenteil - aber wir haben es durchgezogen.

Hat sich diese Vision für Sie erfüllt?
Absolut. Ich meine, die ART Innsbruck ist jetzt fast zwanzig Jahre alt, also bei Gott kein Start-up mehr, auch wenn uns manche noch gerne so sehen würden. Denn dann könnten wir ja immer noch scheitern. Schon die allererste ART Innsbruck im Jahr 1997, damals noch "editions of Art", weil wir ja erst mal mit limitierten Editionen und Multiples den Boden bereiten wollten, wurde ja regelrecht überrannt. Wir hatten mit unserem bewusst niederschwelligen Ansatz "Kunst für Einsteiger und Sammler" ganz offenkundig einen Nerv getroffen. Kunst schauen und Kunst kaufen wurde durch die ART zu einem sozialen Ereignis. In dem Punkt waren wir unserer Zeit ganz klar voraus.

Ganz ehrlich: Würden Sie es mit der Erfahrung und dem Wissen von heute noch mal tun?
Was für eine Frage. Natürlich. Und wahrscheinlich sogar noch rotziger und frecher als damals. Ich halte es da mit Sir Isaac Newton: "Schicksal ist nie eine Frage der Chance, sondern eine Frage der Wahl."

Was fallen Ihnen rückblickend für "Hoppalas" oder Anekdoten vom Start ein?
Nun, wir waren damals öfters in Düsseldorf spionieren, dort gab es die "Art Multiple Düsseldorf". Unsere damalige Grafikerin hat sich von deren Logo doch etwas zu viel inspirieren lassen, jedenfalls bekamen wir kurz der der ersten Messe eine Unterlassungsklage aus Düsseldorf und mussten alle Drucksorten einstampfen lassen. Mit neuem Logo ging es dann zum Glück noch an den Start! Zwei Jahre später gab es die "Arlberger Kulturtage", deren Veranstalter ähnliches mit unserem Logo machten...! Legendär ist auch die Galerie Depelmann aus Langenhagen bei Hannover, deren Chef vor der ersten Messe sagte: "Wir wissen nicht, was ihr macht, aber wir kommen mal und glauben an euch". Seither waren sie bei jeder Messe als Aussteller mit dabei! Überhaupt hatten wir von Beginn an überwiegend ausländische Aussteller. Auch die Politik stand uns eher skeptisch gegenüber, wir bekamen keine Förderungen und haben daher auch keine Politiker eingeladen. Trotzdem kamen Wolfgang Schüssel oder Viktor Klima, damals die Spitzenpolitiker der Bundesregierung, zu uns. Ein wirklich herzliches Verhältnis hatte ich mit Hilde Zach, die ebenfalls von Anfang an an uns geglaubt hatte.

Gab es auch Momente und Phasen, wo Sie einfach alles hinschmeißen wollten?
Die gab und gibt es immer wieder. Wenn sich einem beispielsweise die notorischen Kleingeister mit ihren banalen Einbremsstrategien in den Weg stellen. Und natürlich stoße ich regelmäßig, gerade in den Wochen vor der Kunstmesse, auch an meine körperlichen Grenzen!

Was hat Sie immer wieder motiviert, weiter zu machen?
Wenn mich etwas richtig erfüllt, kann ich gar nicht anders, als eben weiter zu machen. Selbst wenn ich in bestimmten Phasen sprichwörtlich am Zahnfleisch daherkomme.

Wenn Sie so zurückblicken, was waren Ihre ganz persönlichen Highlights? Welche Erfahrungen und Begegnungen möchten Sie keinesfalls missen?
Meine ganz persönlichen Highlights sind alle Jahre wieder die Sonderschauen. Weil sie jedes Mal aufs Neue aus dem Nichts entstehen. Es wäre mir ein Gräuel, wenn ich am letzten Messetag schon wüsste, was wir bei der nächsten ART zeigen werden. Und Erfahrungen und Begegnungen mit meinen ART-Menschen möchte ich überhaupt keine einzige missen. Seien es nun die AusstellerInnen, von denen mir etliche schon so lange die Treue halten, die zahllosen KünstlerInnen, die mich immer wieder mit ihren Ideen und Vorschlägen überraschen, unsere ART-BesucherInnen, von denen wir übrigens das ganze Jahr über so viel tolle Resonanz erhalten. Und worauf ich ebenfalls nicht mehr verzichten möchte: auf das sagenhafte Zusammengehörigkeitsgefühl in unserem ART-Team!

Die Kunstbranche ist ein eigenes menschlich wie emotional sehr herausforderndes Pflaster: Die meisten Akteure sind leicht kränkbar, wenn es um das Eigene geht und gleichzeitig nicht gerade zimperlich beim Austeilen von Kritik.

Wie gehen Sie als Business Frau mit diesen zuweilen wild ausschlagenden künstlerischen Emotionen um?
Dem muss man sich stellen, indem man sich etwa immer wieder ganz bewusst aus dem Spiel nimmt - denn etwas anderes ist es ja nicht - und sich das Szenario aus der Distanz ansieht. Letztlich hat man als Profi seine Ziele im Fokus zu behalten, und nicht die eigenen Befindlichkeiten. Es gibt da einen vortrefflichen Spruch Adenauers, der mich schon seit meiner Jugend begleitet. "Eine dicke Haut ist ein Geschenk Gottes." Ich denke, an dieser Grundausstattung kann und sollte eine erfolgreiche Business Frau ein Leben lang arbeiten. Sie sind jetzt über 20 Jahre konsequent Ihren Weg gegangen, gleichwohl ein hiesiges Tagesmedium seine Kritik am Messekonzept fast gebetsmühlenartig jedes Jahr aufs Neue am ersten Messetag wiederholt. Gleichzeitig sind Sie zweifelsohne auch eine "Celebrity" dieser Stadt.

Ist dieser Spagat zwischen "tougher streitbarer Managerin" und "glamouröser ART-Diva" nicht zuweilen auch etwas anstrengend?
Als ich Hilde Zach, die damals noch Kultur- und Wirtschaftsstadträtin war, erstmals von unserem Vorhaben erzählte, meinte sie relativ lakonisch. "Super Idee, Johanna. Aber dafür wirst du einen langen Atem brauchen." Nun, sie hatte Recht. Man muss vieles im Leben sportlich nehmen. Und als erfolgreiche Frau einmal mehr. Der angesprochene Spagat zwischen ART-Diva und Managerin ist im Übrigen keiner, da eines das andere bedingt bzw. ohne einander nicht mehr vorstellbar wäre. "That´s me!". Und ich denke, die Leute spüren das.

Mit der Übersiedelung in die große Messehalle haben Sie 2015 erneut einen mutigen Schritt nach vorne gesetzt. Was hat Sie da angetrieben? Sie hätten es sich ja viel einfacher machen und alles beim Alten belassen können.
Mit dem Wechsel in die Haupthalle und der Programmergänzung durch hochkarätige Antiquitäten haben wir unser Jubiläum in gewisser Weise schon vorgefeiert. Gleichzeitig wollte ich natürlich auch ein kraftvolles Zeichen für den Relaunch und die Weiterentwicklung der Marke ART Innsbruck setzen. Denn ab dem Jubiläumsjahr 2016 wird es eine zweite ART Innsbruck geben, eine kleine, feine Ergänzungsmesse mit rund 40 AusstellerInnen. Die große ART-Messe, also die 21. ART, rückt nach vorne,  sie wird vom 01.-04. Dezember 2016 stattfinden. Ergänzend dazu dann die "ART Innsbruck Complementary" von 11. bis 14. Mai 2017. Die nächste "große" ART dann wieder im Dezember 2017. Diesen Rhythmus wollen wir dann beibehalten. Sie sehen: Ich bin weder art- noch messemüde. Die Messe soll im Gegenteil weiterwachsen, auch über Innsbruck hinaus.

Wo sehen Sie die Messe in zehn Jahren?
Mit der "Mutter"-Ausgabe der ART Innsbruck im Jänner werden wir das ART-Jahr einläuten und mit 21. ART im Dezember erfolgreich abschließen. Wir werden die "ART Innsbruck Complementary" erfolgreich etablieren. Außerdem wird es bis dahin noch etliche ART-Töchter im In- und Ausland geben. Ich selbst werde das Ganze dann von irgendeinem Berggipfel oder einem besonders angesagten Kunst-Hotspot aus vergnügt betrachten und mich sowohl des Lebens wie meines Lebenswerkes erfreuen.

Gibt es noch Träume und Visionen, die Sie sich unbedingt erfüllen möchten?
Unbedingt. Ich möchte endlich wieder reisen. Denn wie heißt es in "1000 places to see before you die" so treffend: "Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben".

Redakteur: Bernhard Schösser