Markus Linder ist durch seine vielfältige künstlerische Tätigkeit bekannt: Egal ob als Musiker, Cheforganisator beim New Orleans Festival, Kabarettist oder Schauspieler, man (n) und frau kennt den großgewachsenen Vorarlberger. Nachdem er 1977 zum Jusstudium aus dem Ländle nach Innsbruck emigriert war, verschlug es Linder trotz mittlerweile gewechseltem, fertigem Lehramtsstudium statt in die Schule auf die Bühnen. Nun hat er nach 25 Jahren Tätigkeit seinen Rückzug vom New Orleans Festival in Innsbruck bekanntgegeben. FREIZEIT-TIROL ging der Sache auf den Grund.
25 Jahre New Orleans Festival, gleichzeitig das Ende einer Ära?
Seit ich 10 Jahre alt war, hat mich diese Musik fasziniert. Dieser Sound aus New Orleans hat ein „Glückshormon“ in sich, es ist eine Mischung aus Musikstilen, die einfach in die Beine geht. 1992 war ich das erste Mal in New Orleans, in der Zwischenzeit weitere fünf Mal. 1998 war ich mit meiner Frau Sabine dort. Da hatten wir die Idee des Festivals, die wir nach unserer Rückkehr dem damaligen Tourismusstadtrat Rudi Federspiel präsentierten. Unser Ziel war es, diese tolle Musik einem breiten Publikum näher zu bringen. Musik, die in die Breite geht, Funk, Soul, Blues. Nicht für Spezialisten, sondern für die Fans. Unser immer noch unverändertes Konzept sieht vor, dass wir einen Stargast aus New Orleans mit seiner Band haben, der Rest sind heimische Künstler, Sängerinnen und Sänger. Insgesamt spielten 108 heimische Bands beim Festival, 12 aus New Orleans. Mit unserer „STB Dixie Train Marching Band“ sind wir 80-mal in der Innsbrucker Innenstadt ausgerückt. Zum 25-Jahr-Jubiläum wurde eine eigene Vinyl-Platte (Limited Edition) mit zahlreichen musikalischen Highlights der letzten Jahre produziert. Die Platte ist noch beim Musikladen am Sparkassenplatz erhältlich.
Das klingt sehr beeindruckend, warum hörst du jetzt auf?
Es ist eine Redewendung „Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist!“. Normalerweise bin ich nicht dieser Meinung, aber das Festival ist ein enormer Aufwand. Es sind Monate an Energie, Herzblut und Arbeit, die Sabine und ich in das Projekt hineinstecken. So haben wir für uns beschlossen, diese Energie lieber in die Comedy-Programme, sei es mit Hubsi Trenkwalder oder auch mein Soloprogramm, zu investieren. Somit verabschieden wir uns von der großen Organisation und von der Veranstalterseite. Wir sind nicht traurig oder wehmütig, sondern glücklich, dass unsere Idee so aufgeblüht ist.
Haben sich die Rahmenbedingungen in der Zusammenarbeit mit euren Partnern im Lauf der Jahre verschlechtert?
Nein, es war immer und auch heuer reibungslos, perfekt rundherum. Es gibt nicht die geringsten äußeren Umstände. Die Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing war über all die Jahre mit allen Geschäftsführern äußerst positiv! Das Umfeld war uns immer wohlgesonnen, es gibt also keinerlei Ärgernisse. Wir sind überwältigt von den Geschenken und dem großen Dankeschön des Bürgermeisters und vom Stadtmarketing! Und sogar mit dem Wetter hatten wir dieses Jahr einen Pakt. Es ist kaum zu glauben, dass wir das Festival ohne gröbere Vorkommnisse durchspielen konnten.
Comedy ist also deine Zukunft?
Ja, zusammen mit Moderation ist das ja mein Hauptberuf. Ich bin seit 1990 Moderator, seit 1997 Kabarettist. Beides sind Traumberufe von mir. Im Comedybereich, wobei der passende Begriff ja eigentlich „Musik-Comedy“ ist, gibt es Ende September ein neues Programm. Zusammen mit Hubsi Trenkwalder, wir haben es „Amore“ betitelt. Daran schreiben wir aktuell. „Amore“ bezieht sich nicht auf „Frau – Mann“ oder „Mann – Mann“, sondern steht als übergeordnetes Weltprinzip. Also Mutterliebe, Geschwisterliebe, Selbstliebe, Tierliebe, Gottesliebe und so weiter. Wir beleuchten nicht die erotische Liebe, die ist ja schon hundertfach abgehandelt, sondern die große Sicht auf die Liebe. Für Jänner 2024 habe ich mein 10. Soloprogramm geplant, das „Chaka-Laka“ heißen wird. Hierfür gibt es viele Ideen, das Thema ist aber noch nicht ganz fix definiert. Das aktuelle, neunte Programm „O Solo Mio“, spiele ich noch im Herbst. Es ist ja ursprünglich 2019 gestartet, durch Corona aber etwas zerfranst, sodass es fünf Jahre gedauert hat, bis ich das nächste Programm fertig stellen kann.
Ein weiteres deiner Steckenpferde ist die Musik. Wie sieht es aktuell damit aus?
2021 habe ich mit der Markus Linder Band „Live must go on“ als Statement zur Corona-Situation veröffentlicht. Es ist eine Dokumentation der letzten 10 Jahre beim New Orleans Festival. Während der Corona-Pause haben wir uns viele alte Aufnahmen durchgehört, herausgekommen sind 12 Liveaufnahmen vom Festival. Es ist meine Band, die mit Chucky C, mit Garry Brown, mit Les Getrex die Stars des Festivals begleitet. Die „Markus Linder Band“ gibt es mit wechselnder Besetzung seit 27 Jahren. In Südtirol habe ich seit 34 Jahren „The Incredible Southern Blues Band“, drei Südtiroler und ich. Die Bands spielen fünf bis zehn Mal pro Jahr, das läuft so zwischendurch…!
Du wirkst sehr zufrieden?
Ja, ich bin glücklich, wie sich meine Karriere entwickelt hat, wie man mit jedem Jahr und jedem Programm wächst. Vom kleinen Barpianisten über die Musik, das New Orleans Festival, letztendlich auch meine TV-Rollen bis hin zur Music-Comedy. Ich empfinde es in meinem Fall als Privileg, dass ich erst spät, so ab 40 Jahren, mit einem „Starnimbus“ konfrontiert wurde. Im Fernsehen überhaupt erst jenseits der 50er. Ich bin in meinem Leben und in meiner Karriere ein Spätstarter. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich erreichen konnte. Bei mir ist das Glas immer „voll“, nie „halbvoll“. Ich denke nie darüber nach, „was hätte ich noch können…?“, diese Gedanken sind mir fremd. Dabei hilft mir natürlich meine Frau und Managerin Sabine, die ich ja „Couch und Coach“ nenne, unheimlich mit Textideen, Regie aber auch mentaler Unterstützung. Es ist unser Erfolg, nicht nur meiner.
Du bist jetzt 64, wie lange geht es weiter?
Im Februar bin ich nominell in Pension. In meinem Alter spürt man eine Woche wie das New Orleans Festival mit 8 arbeitsreichen Tagen dann schon, obwohl ich es energetisch noch schaffe. Solange ich fit bin, werde ich in Würde auf der Bühne altern, schau dir Gerhard Polt an, der ist 80. Aber es soll nie peinlich werden! Solange ich es schaffe, das Publikum zu begeistern, gibt es für mich keine Deadline! Da hoffe ich auf ein „Open End“, wobei nicht mehr alles tun zu müssen, für mich ein Privileg darstellt.
Text & Bilder: Bernhard Schösser