OPUS: Goodbye Live is Life!

Es gibt und gab österreichische Bands, deren Karrieren nicht in ein oder zwei Jahren verpufften, deren Schaffen mehrere Jahrzehnte dauert(e) und deren Hits für die Ewigkeit gemacht zu sein scheinen. Eine davon ist die steirische Band Opus, die mit „Live is Life“ und dem wohl bekanntesten Drum-Intro der Musikgeschichte weltweit Aufsehen erregte und die nun, 48 Jahre nach Gründung, mit ihrer „Good Bye Tour“ offiziell „Auf Wiedersehen“ sagt. Grund genug, für FREIZEIT TIROL vor dem Konzert der Band im Rahmen des „Mit Abstand Festivals“ in Radfeld bei Bandchef Ewald „Sunny“ Pfleger Neuigkeiten und Erinnerungen zu hinterfragen. (Hier die Fotos vom Konzert)

Ewald, ihr startet heute hier beim „Mit Abstand Festival“ eure offizielle Abschiedstour, die „Good Bye Tour“. Ich nehme an, es ist das erste Konzert seit Corona?

Nun, nicht ganz. Wir hatten letzten September drei Konzerte, eines davon war am Donauinselfest – vor 1.000 weit weg sitzenden Besuchern, die nicht aufstehen durften…! Für das heutige Konzert hoffen wir, dass es besser wird. Wir haben ein tolles Programm vorbereitet: Aus allen 16 unserer Alben spielen wir zumindest einen Song. Es ist mit rund 2,5 Stunden das längste Konzertprogramm, das Opus je hatte.

Wie lange dauert eure „Good Bye Tour“?

Bis zum Jahresende. Wir spielen rund 20 Konzerte, hauptsächlich in Österreich (Innsbruck, 10. November, Congress), haben aber auch Auftritte im Ausland. So gibt es aktuell eine Anfrage für ein großes Festival in Seoul, für Anfang Dezember. Ich hoffe, dass das zustande kommt. In Bukarest treten wir im Oktober auf, leider wurden – wegen der Pandemie – einige Sachen auf nächstes Jahr verschoben, die wir jetzt nicht mehr machen können!

Das klingt sehr entschlossen, Opus startet also keine 10-jährige Abschiedstour?

Nein, definitiv nicht. Wenn wir sagen, es ist Schluss, dann ist Schluss! Wir spielen am 20. und 21. Dezember mit Freunden und Orchester in der Oper in Graz unsere letzten beiden Shows. Hierfür herrscht schon jetzt eine große Nachfrage.

Ihr seid seit 1973, also 48 Jahre lang, aktiv. Wie fällt deine kurze Retrospektive aus?

Tatsächlich war 2020 das erste und einzige Jahr, in dem wir fast keine Auftritte hatten, es war – pandemiebedingt – ein sehr dünn besetztes Jahr. Sonst spielten wir immer jede Menge Konzerte und traten in Fernsehshows auf. Ich hoffe, dass wir heuer alle geplanten Veranstaltungen realisieren können. Am Beispiel Corona erkennt man halt den leider geringen Einfluss, den wir Menschen haben. In Summe hatten wir bis jetzt über 1.000 Konzerte, ca. 2.000 -3.000 Shows im Fernsehen und rund 10.000 Interviews.

Unvermeidlich, die Frage nach eurem größten Hit, „Live is Life“…

Ja, es ist unglaublich, wie die Nummer heute noch populär ist. Sie wird noch immer sehr viel in der Werbung verwendet, aber auch für Filmproduktionen. Heuer kommt beispielsweise ein spanischer Film heraus, der tatsächlich „Live is Life“ heißt. Wir haben andauernd Filmanfragen für diese Nummer. Interessanterweise existieren über 300 Cover-Versionen, die meisten davon sind DJ-Mixes, schneller gemacht und mit Rap-Elementen versehen. Natürlich gibt es „Live is Life“ auch in verschiedensten Sprachen: Russisch, Ukrainisch, Italienisch, Spanisch, Englisch, Deutsch, fast alles ist dabei!

Die Nummer lässt ja mit den Tantiemen nach wie vor die Kassa bei Opus klingeln?

Ja, das stimmt, sie ermöglicht der ganzen Band und fünf Familien ein angenehmes Leben…

Du hast „Live is Life“ ja auf Ibiza komponiert, wie ist dieses geniale Schlagzeugintro entstanden?

Die Idee war, ähnlich wie bei unserer Nummer „Opus Pocus“, ein prägnantes Schlagzeug zu kreieren, ohne ein ewig langes Drumsolo. Inspiriert wurde ich damals von Iron Butterfly und dem Schlagzeugsolo auf ihrem Titel „In a Gadda da Vida“. „Live is Life“ lebt von gelungenen Einzelheiten, beginnend mit dem Titel, der durchgängigen Base-Drum oder generell der Komposition. Es sind sehr viele Teile dabei, die den Song so einzigartig machen. Der Haupteinfluss war aber, dass alle Künstler dieser Welt, die auf einer Bühne stehen, versuchen, das Publikum miteinzubeziehen. Nimm beispielsweise Sting her, der singt immer noch etwas vor, das Publikum singt nach. Ich dachte mir, eigentlich gibt es wenige Songs, die so funktionieren. So komponierte ich einen Song zum Mitsingen: Herwig (Rüdisser, der Sänger von Opus) singt etwas vor, das Publikum singt nach, so entstand und entsteht immer noch eine Kommunikation mit unserem Publikum.

Was macht Opus-Pensionist Ewald Pfleger dann ab 01. Jänner 2022?

Ich habe genug zu tun! Ich habe ein großes, professionelles Studio, in dem mein Sohn bereits fix integriert ist. Wir arbeiten hier mit vielen jungen Bands, die er ins Studio bringt. Mein Sohn ist auch Musiker, hat seine Band und seine eigenen Projekte. Natürlich kommen immer wieder meine Freunde vorbei und nehmen etwas auf: STS, EAV, Wolfgang Ambros, Rainhard Fendrich, die Dubliners. Oder Stefanie Werger für ihr aktuelles Album, das gerade erschienen ist. Sie hat sämtliche Vocals bei mir eingesungen.

Was würdest du abschließend einer jungen Band empfehlen, wie „schafft“ man es heutzutage?

Nun, es ist zuerst einmal ein gewisses Talent notwendig, das auch gefördert gehört. Dann muss man viel üben, um musikalisch fit zu sein. Das Hauptthema ist aber, einen Weg zu finden, damit man „unique“ ist, einzigartig, unverwechselbar. Daher dauert es manchmal ziemlich lange, doch das alles zusammen führt dazu, dass der Durchbruch vielleicht gelingt.

Ist es heute durch die Castingshows leichter eine Karriere zu starten, während sich die Bands früher konsequent aus dem Proberaum hochspielen mussten?

Eine Castingshow ist ein Fernsehformat für die Quote. Castingshows bringen für eine musikalische Karriere nicht viel, eventuell bleiben ein oder zwei Künstler über. Nach der ersten Staffel folgt die zweite und so immer weiter, es zählen nur die Einschaltquoten. Es war zu unserer Zeit schon schwierig, bekannt zu werden, das ist immer noch so. Heute gibt es, durch die Möglichkeiten des relativ günstigen, digitalen Homerecordings natürlich noch ein breiteres Angebot. Damals, als wir starteten, war man, wenn man eine Platte aufnehmen konnte, schon privilegiert. Heute ist die Konkurrenz größer, durch das Internet bieten sich aber viele Möglichkeiten und diese gilt es, optimal zu nützen!

Text & Fotos: Bernhard Schösser