Innsbruck im Lauffieber!

Laufveranstaltungen haben die Stadt erobert. Zahlreiche Events locken heutzutage ambitionierte MarathonläuferInnen und auch immer mehr motivierte HobbyläuferInnen das ganze Jahr über auf Innsbrucks Straßen, wo sie sich dem eigenen Durchhaltevermögen stellen können. Nicht mehr wegzudenken aus dem Stadtbild sind der TirolMilch Frühlingslauf, der Stadtlauf Innsbruck, der Nightrun Innsbruck und der Silvesterlauf, allesamt organisiert von der Innsbrucker Turnerschaft unter dem Namen "Innsbruck Läuft". FREIZEIT-TIROL traf den Leiter und Organisator Dieter Hofmann zum Interview.

Lieber Dieter, kannst du kurz etwas zur Geschichte eurer Stadtläufe erzählen?

Die älteste Veranstaltung ist der Stadtlauf, dieser findet heuer zum 36. Mal statt. Nach elf Jahren haben wir, das heißt die Turnerschaft Innsbruck, den Lauf übernommen. Der Frühlingslauf und Silvesterlauf sind etwas jünger, sie erleben 2020 ihr 20-Jahr-Jubiläum. Der Nightrun ist das jüngste Projekt und findet heuer zum achten Mal statt. Ein wichtiger Ideengeber für die Stadtläufe war der Innsbrucker Läufer und Lehrer Michael Wanivenhaus.

Ihr startet euer Eventjahr mit dem traditionellen Frühlingslauf. Was ist die Idee hinter diesem Lauf?

Das Besondere am Frühlingslauf ist, ohne Zeitmessung in das Laufjahr starten zu können, gepaart mit viel Information. Wir haben die Tempoläufer von Sport Spezial dabei, die während des Laufes für alle TeilnehmerInnen zur Verfügung stehen. So können sich Läufer an die Tempoläufer anhängen und erhalten während des Laufes von den Trainern wertvolle Tipps, zum Beispiel auf was man beim Laufen oder bei Verpflegungsstationen achten soll. Seit jeher ist das die Grundidee, dass man nicht ganz wettkampfmäßig, aber doch bei einer Veranstaltung in das Laufjahr startet.

Was ist die Herausforderung bei der Organisation großer Stadtläufe?

Das Hauptthema, wenn man mitten in der Stadt laufen will, ist natürlich, dass man die Laufstrecke von der Stadt genehmigt bekommt. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. In den letzten Jahren ist die Baustellen-Situation in Innsbruck sicherlich ein schwieriger Punkt. Buslinien können nur bedingt umgeleitet werden. Es gibt natürlich Ansprüche seitens der Polizei, Feuerwehr oder Rettung. Es gibt auch andere parallele Events. Es ist also eine Herausforderung, eine Laufstrecke zu finden, die für den Zweck gesperrt werden kann. Finanziell ist es eine Herausforderung, dass wir versuchen möchten, mit der Teilnehmergebühr gering zu bleiben. Das heißt, wir sind auf Sponsoren angewiesen - und das ist nicht immer ein leichtes Unterfangen.

Wie ist die Sponsoren-Situation?

Allgemein kann man sagen, die Sponsoring-Bereitschaft geht leider leicht zurück. Wir haben mit der Sparkasse und Tirol Milch glücklicherweise zwei Partner, die uns seit mehr als 20 Jahren begleiten. Mit der IKB und der Tiroler Tageszeitung sind das unsere vier Hauptpartner. Natürlich unterstützen uns glücklicherweise auch die Stadt Innsbruck und das Land Tirol mit Förderungen.

Wie viele Leute sind bei euren Läufen im Einsatz?

Also der größte Lauf ist sicher der Stadtlauf. Da kommen wir auf knapp 100 Leute, angefangen vom Auf- und Abbau, den Streckenposten und dem Personal für Familienprogramm und Bewegungsstationen für Kinder, bis hin zum Massagedienst, Sanitätsdienst, Polizei und weiteren. Besonders erwähnenswert ist, dass sich das Organisationsteam fast ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammensetzt, die sich nur für eine kleine Entschädigung und Verpflegung ins Zeug legen. Polizei, Sanitätsdienst, Massagedienst müssen wir allerdings bezahlen, obwohl hier auch ein großes Entgegenkommen da ist.

Ist es heute schwierig, diese große Zahl an ehrenamtlichen Mitarbeitern zu finden?

Definitiv. Es ist natürlich ein Vorteil von uns als Turnerschaft, das ist der größte Verein in Innsbruck und da gibt es einen relativ großen Pool von Mitgliedern und potenziellen Helfern. Es ist allerdings wichtig, den Volontären zumindest kleine Benefits im Rahmen des Möglichen zu bieten. Ohne die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen wären die Events nicht finanzierbar.

Wie viele Läufer gehen an den Start beim Stadtlauf?

Wenn wir die Kinder mit dazu rechnen, haben wir uns in den letzten Jahren zwischen 1.300 und 1.500 LäuferInnen eingependelt. Die Teilnehmerzahl ist in den letzten 20 Jahren grundsätzlich angewachsen. Beim Stadtlauf hatten wir schon vor sechs Jahren ein richtiges Hoch mit über 2.000 LäuferInnen. Die ganz große Teilnehmer-Spitze scheint derzeit überschritten zu sein. Beim Frühlingslauf und Silvesterlauf haben wir um die 1.000 LäuferInnen. Beim Nightrun nehmen an die 600 Leute teil.

Thema Hobbyläufer. Kannst du Tipps geben für motivierte Anfänger, die gerne beim Frühlingslauf am 28. März starten wollen?

Die ambitionierten Hobbyläufer wissen eigentlich alle selber, wie sie sich optimal vorbereiten müssen. Die laufen einen Stadtlauf von 10 Kilometern aus dem Stand. Laufanfänger sollten auf jeden Fall langsam und regelmäßig anfangen, nicht aus dem Stand sofort 10 Kilometer, sondern erst einmal den eigenen Rhythmus finden. Für das steht der Frühlingslauf. Das ist in der Vorbereitung das Wichtigste. Grundlagenausdauer ist schlussendlich das Um und Auf, um dann auf Spitzenzeiten gehen zu können. Genau wie beim Radfahren und anderen Ausdauer-Sportarten.

Das Besondere beim Frühlingslauf ist auch, dass jeder Läufer selbst entscheidet, welche Distanz er läuft?

Ja. Wir haben Strecken mit fünf Distanzen von 3 bis 21 Kilometern entlang der Inn-Lauf-Meilen. Frei von Zeitnehmung können die Läufer ihre Wahl der Länge spontan ändern. Bei welcher Brücke man umdreht, ob man nun 5, 10, 15 oder die ganzen 21 Kilometer läuft, das ist jedem selbst überlassen. Das muss man nicht am Anfang festlegen, sondern man kann im Moment entscheiden, je nach der eigenen Verfassung. Das wird auch gerne genutzt, besonders bei den Halbmarathon-Läufern mit 21 Kilometern. Vor allem im Frühjahr sind die Langdistanzen den Leuten oft zu viel. Bei Gruppen von 50-60 Leuten macht ungefähr die Hälfte doch nur 15 Kilometer. Aber genau das ist eines der Alleinstellungsmerkmale des TirolMilch Frühlingslaufes, der sich als schöner, sehr persönlicher Start in die Laufsaison anbietet. Und hier zeigt sich auch die soziale Verantwortung unserer Laufevents.

Laufend auf die Umwelt und den Menschen achten - Innsbruckläuft als Green Event Tirol

Wer am 28. März beim TirolMilch Frühlingslauf an den Start geht, nimmt an einem Green Event teil. Innsbruckläuft setzt bereits seit vier Jahren nachhaltige Maßnahmen um und darf sich mittlerweile für den Silvesterlauf, Frühlingslauf, Stadtlauf und Nightrun auch ganz offiziell über eine Green Event Zertifizierung freuen. Mehrweg statt Einweg, digitale Startertasche, kein Einsatz von Aludosen, starke Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern und gemeinnützigen Vereinen aus der Region oder die Verpflegung aus biologischem Anbau zeichnen die "grünen" Stadtläufe aus. "Wir schauen genau hin und entscheiden bewusst, mit wem wir zusammenarbeiten. Als Green Event Ausrichter sind wir in der Tiroler Sportwelt Vorreiter und auch in Österreich waren wir einer der ersten Vereine, der sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt hat. Das ist kein Green Washing, sondern die Fortsetzung eines Weges, auf den wir uns aus persönlicher Überzeugung schon vor einigen Jahren gemacht haben", erklärt Innsbruckläuft Leiter Dieter Hofmann.

Der Umwelt zuliebe

Quasi müllfrei zeigt sich der Veranstaltungsplatz, seitdem vor drei Jahren das Mehrwegbecher-System etabliert wurde. Wasser und Getränke werden an den Verpflegungsstationen entlang der Strecke in Plastikbechern ausgeschenkt, die von der Firma issba geliehen werden. "Das macht natürlich die Durchführung etwas aufwendiger. Auch finanziell ergeben sich Änderungen: Einwegbecher würden wir geschenkt bekommen, für Mehrwegbecher müssen wir Miete zahlen. Darum möchten wir die TeilnehmerInnen gerne auffordern, die Becher an den Auffangstellen wieder zurückzugeben, nur so funktioniert diese Maßnahme. Aber der Aufwand ist es uns wert." Auch legt Innsbruckläuft Wert auf die kostenfreie An- und Abreise zum Event, indem die Startnummer als IVB-Ticket gilt. Statt Flyern und Plakaten wird seit drei Jahren ein hochwertiges Magazin produziert, gefüllt mit Informationen zu den Laufevents und zu Themen rund ums Laufen.

Digitale Startertasche

Innsbruckläuft hat über die Zeit viele originelle Stofftaschen entworfen, um in der Stadt präsent zu sein. Dabei wurde immer wieder über deren Produktionswege diskutiert. Eine Umstellung auf fair produzierte Baumwoll-Taschen war die erste Maßnahme. "Zu einem bestimmten Zeitpunkt haben wir erkannt, dass wir uns im Stofftaschen-Überfluss befinden und Ressourcen verschwenden statt sparen. Also hören wir damit auf", so Dieter Hofmann. In der neuen digitalen Startertasche hat vieles Platz: von Gutscheinen, über nützliche Information und Trainingstipps bis hin zu Geschenken.

Soziale Nachhaltigkeit

"Veranstaltungen wie der Frühlingslauf, die einer großen Menge an Menschen den Spaß an der Bewegung vermitteln möchten, tragen bereits durch ihr Ansinnen zur Nachhaltigkeit bei", ist Dagmar Rubatscher von Klimabündnis Tirol überzeugt. Sie unterstützen das Wohlbefinden und die Gesundheit der TeilnehmerInnen auf eine einfache und für alle leistbare Weise. Wer Laufevents umsetzt, muss auch auf aktuelle Themen eingehen. So hat Innsbruckläuft in Zusammenarbeit mit der Tiroler Flüchtlingskoordination im Rahmen des Projektes "Dem Warten einen Sinn geben" vielen geflüchteten Frauen, Kindern und Männern die Teilnahme an den Läufen ermöglicht. Es wurde Laufbekleidung zur Verfügung gestellt und Begegnungen auf Augenhöhe wurden ermöglicht, weil Sport verbindet. Denn: Jeder kann laufen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und Kontostand.

Termine

  • Frühlingslauf: 29.03.2020
  • Stadtlauf:        17.05.2020
  • Nightrun:        26.09.2020
  • Silvesterlauf:  31.12.2020


Text: Verena Saischek
Fotos: ©Weber, Webhofer, Haller