Mens Sana in Corpore Sano

Dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper steckt, wussten schon der Dichter und Satiriker Juvenal und die alten Römer. Jedoch was tun, wenn die Neujahrsvorsätze krachend gescheitert sind, der „Dry-January“ nicht funktionierte? Trotz aller Versprechungen der Pillen und Pulver in der Werbung: Wer den Winterspeck bekämpft, wer rechtzeitig an der Bikinfigur arbeiten möchte oder wer ganz einfach nur das eigene Wohlbefinden zu erhöhen versucht, kommt an den zwei Grundthemen „Ernährung“ und „Bewegung“ nicht vorbei.

Hierfür gibt es in Tirol die passenden Profis, die den Erfolg maßgeblich beschleunigen. Und zwar sind das die Berufsgruppen der Ernährungsberater und die Berufsgruppe der Sportwissenschafter, angesiedelt in der Wirtschaftskammer Tirol, betreut vom Geschäftsführer Patrick Rauter.

Beginnen wir mit dem Thema „Ernährung“: Diätologen und Ernährungswissenschaftler, Damen und Herren, unterstützen uns auf dem Weg zur gesunden Ernährung. Bei gesundheitlichen Herausforderungen muss unbedingt eine ärztliche Abklärung empfohlen werden. Bei Krankheiten sind nur die Diätologen diejenigen, die Ernährungsberatung durchführen dürfen. Für gesunde Menschen dürfen Ernährungswissenschaftler und Diätologen wirken, diese verfügen über einen Gewerbeschein „Lebensberatung eingeschränkt auf Ernährungsberatung“.

Zuerst wird genau die aktuelle Ernährungs- und Lebenssituation betrachtet. Neben Wünschen der Klienten muss abgeklärt werden, ob gesundheitliche Probleme oder Erkrankungen vorliegen. Neben der Gewichtsbeurteilung ist die Messung der Körperzusammensetzung eine viel genauere Möglichkeit, um den Ernährungszustand zu ermitteln. Durch Kenntnis von Muskelmasse, Fettmasse und Wasserhaushalt lernt man seinen Körper besser kennen. Die BeraterInnen können im Verlauf die Ernährung zielgerichtet an die Entwicklung abstimmen. Nach der Definition von Ernährungszielen wird gemeinsam ein alltagstaugliches Ernährungskonzept entwickelt. Schrittweise begleitet man bei sanften Veränderungen in der Ernährung und stärkt in mehreren Terminen seine Ernährungs- und Genusskompetenz. Und keinesfalls sollte das Thema „Ernährungsberatung“ mit „Askese“ verwechselt werden!

Edburg Edlinger, Diätologin und Berufsgruppensprecherin in der Wirtschaftskammer Tirol, ist das enorm wichtig: „Eine gesunde, ausgewogene Ernährung hat nichts mit „Verboten / Erlaubt“ Denken zu tun. Allein das Weglassen von „ungesunden“ tatverdächtigen Lebensmitteln wie beispielsweise dem „Gefahrengut“ Schokolade oder Alkohol führt dazu, dass wir öfter daran denken, mehr davon haben wollen und uns ungünstig darauf fixieren! Gerade das Thema Schokolade wird uns häufig in der Ernährungsberatung quasi wie im Beichtstuhl mit den Worten „Ich habe gesündigt“ serviert. Ein schlechtes Gewissen ist kein guter Nährboden für eine gesunde und genussvolle Ernährung. Mit folgenden Tipps können Sie Ihre diesjährigen Fastenzeit-Vorsätze etwas nachbessern und nachhaltig profitieren: Ich genieße meine Süßigkeit / Alkohol in Gesellschaft. Ich teile meine Schoko mit jemanden. Ich trinke Alkohol nicht alleine, denn geteilter Genuss ist doppelter Genuss. Ich genieße meine Süßigkeit, meinen Genusstropfen mit vollem Bewusstsein, setze mich hin und koste diesen Genussmoment voll aus.“

Zunehmend wichtig ist es, den Nahrungsbedarf in Einklang mit der Natur zu decken. Denn nicht jede/r kann sich eine Kuh im Garten halten oder das Gemüse vom eigenen Acker ernten. Dabei kommen und gehen Trends, aktuell ist „Zero Waste“ in aller Munde. Diätologin Karin Ratschiller erklärt das Konzept: „Zero Waste“ berührt mich in Hinblick auf mehr Achtsamkeit im Umgang mit Nahrung, Tierwohl und Umwelt schon seit längerem und ich hoffe, es manifestiert sich in einem „New Lifestyle“. „Zero Waste“ in Bezug auf unsere Ernährung heißt: Bedarf überdenken, Konsum reduzieren, Verpackungsmüll minimieren, Lebensmittel ganzheitlich verwerten, ressourcenschonend produzieren und lange Transportwege vermeiden. In meiner Beratungspraxis gewinnen diese Kriterien immer mehr an Bedeutung. Grundsätzlich wird unsere Nahrungsauswahl von Vorlieben, Abneigungen, rationalen Überlegungen und Lebensmittelverfügbarkeit beeinflusst. Letzteres wird zunehmend unüberschaubarer, weil uns die Unmengen an Auswahlmöglichkeiten schier überfordern. Rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel werden weltweit pro Jahr weggeworfen oder gehen entlang der Wertschöpfungskette verloren. Mit ein wenig mehr Wertgefühl für die Menschheit und die Welt ließe sich dieser verschwenderische Wahnsinn in Zukunft durch unser Verhalten verändern!“ So ist eine Wochenspeiseplanung sinnvoll, der Wocheneinkauf spart Geld und Wegzeit. Auch ist eine geplante „Resteverwertung“ sehr nützlich, können doch Brotreste zu schmackhaftem Brotauflauf verarbeitet werden oder aus übrigen Gemüseresten ein Gemüsegröstl oder ein rustikaler Gemüsetoast mit Käse überbacken gezaubert werden.

Doch nun zum Thema „Bewegung“ und „Sport“
Hannes Wechselberger klärt über einige weit verbreitete Irrtümer und Mythen in der Sporternährung auf: „Wenn ich Muskeln aufbauen möchte, benötigt mein Körper enorme Mengen an Eiweiß! Das ist prinzipiell richtig, eine gute Proteinversorgung ist wichtig, um Muskulatur aufbauen zu können. Mehr Eiweiß bedeutet jedoch nicht gleich mehr Muskeln!“ Auch das Thema Trinken wird immer wieder kontrovers diskutiert. Kaffee entwässert den Körper und sei daher für Sportler ungeeignet. „Gute Nachrichten für alle Kaffeetrinker. Kaffee wirkt nicht entwässernd. Die kurzzeitig gesteigerte Filterfunktion der Niere lässt schnell wieder nach. Die „International Society of Sports Nutrition“ bestätigte in einem aufwendigen Positionspapier, dass Koffein dem Körper selbst während sportlicher Tätigkeiten kein Wasser entzieht und nicht die Flüssigkeitsbalance stört. Somit ist gegen einen moderaten Kaffeekonsum von 3-4 Tassen pro Tag nichts einzuwenden.“, erklärt Hannes Wechselberger.

Das perfekte Sportgetränk?
Lange Zeit galt Wasser als das perfekte Sportgetränk! Schweißverlust bedeutet nicht nur Wasserverlust, sondern auch Verlust an Mineralstoffen und Spurenelementen. Je größer und regelmäßiger der Schweißverlust ist, desto mehr ist darauf zu achten, die richtigen Getränke auszuwählen. Bei Belastungen bis ca. 45 Minuten (Wettkampfintensität) reicht Wasser/stilles Mineralwasser. Bei längeren Belastungen sollten je nach Dauer/Intensität etc. zusätzlich Kohlenhydrate (Zucker) enthalten sein, um eine Muskelermüdung hinauszuzögern und eine bessere Wasseraufnahme im Darm zu erreichen. Hannes Wechselberger hat einen Tipp für ein selbstgemachtes Sportgetränk: „600 ml Wasser + 400 ml Fruchtmolke + 1,2 g Salz.“ Die weitverbreitete Meinung, dass Magnesium gegen Muskelkrämpfe helfe, stimmt auch nicht: „Die wissenschaftliche Evidenz, dass Magnesium Muskelkrämpfen im Sport vorbeugt oder sie heilt, ist aktuell nicht gegeben.“

Was bringen Nahrungsergänzungsmittel?
Für Hobbysportler scheinen diese das Um und Auf in der Sporternährung zu sein. „Wie der Name schon verrät, sollen Nahrungsergänzungsmittel die Ernährung ergänzen und nicht ersetzen. Hierzu ein passender Spruch von Prof. Ron Maughan: "Wenn ein Supplement wirkt, ist es vermutlich verboten. Wenn es nicht verboten ist, wirkt es vermutlich nicht.“ In bestimmten Situationen, wenn der Bedarf gegeben ist, kann es jedoch durchaus sinnvoll sein zu Supplementen zu greifen, welche nur in Absprache mit einer Fachperson (z.B. Diätologin) eingenommen werden sollen.

Fettverbrennung durch Bewegung?
Die Fettverbrennung startet erst nach 30 Minuten Training! „Diese Aussage ist ein Mythos. Fette werden schon zu Arbeitsbeginn von der Muskelzelle zur Energiegewinnung herangezogen. Wie hoch der prozentuelle Anteil der Fettverbrennung zur Energiegewinnung ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren wie Intensität, Trainingszustand, Belastungsdauer etc. ab“, so Wechselberger.

Wie schafft man es jetzt als bisheriges „Couchpotato“ oder mäßiger Gelegenheitssportler mit sportlicher Betätigung aktiver zu werden?

Hannes Mörtl, Sportwissenschafter und Berufsgruppensprecher für Sportwissenschaftliche Beratung in der Wirtschaftskammer Tirol, hat ein paar Vorschläge: „Nimm dir vor, mehr Bewegung zu machen, um ein schon lange gesetztes Ziel zu erreichen. Mit jedem Jahr wird es tatsächlich wichtiger, dass du über ein ausreichendes Maß an Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination verfügst. Lege dir persönlich ein Mindestmaß an Bewegung pro Woche fest. Wähle Sportarten, die dir Freude bereiten und in denen du dich verbessern möchtest. Sei aber auch bereit, neue Bewegungsformen auszuprobieren. Wenn du dich jedes Mal auf das angenehme Gefühl direkt nach einer Aktivität freust, wird dein Weg schnell zum Ziel. Durch diesen „Rausch durch Bewegung“ baust du dir positive Gewohnheiten auf und erreichst deine persönlichen Ziele!“

Wer dieses Training optimal starten und effizient betreiben möchte, nützt das umfangreiche Angebot der sportwissenschaftlichen Berater und Beraterinnen in Tirol. Diese motivieren zusätzlich in jeder Phase auf dem Weg zum individuellen, sportlichen Ziel. Diese Methoden der Diagnostik, der Trainingsplanung und der individuellen Betreuung richten sich sowohl an Gesundheits- und Profisportler als auch an die betriebliche Gesundheitsförderung.

Gerhard Mayrhuber, Sportwissenschafter, Biologe und Mentaltrainer empfiehlt einen Herz-Kreislauf-Test als Einstieg: „Hier wird neben dem allgemeinen Zustand auch der passende Fettstoffwechsel analysiert, der Bereich, in dem die Fettverbrennung am besten funktioniert. Diese Fettverbrennung wird üblicherweise mit dem klassischen Grundlagenausdauertraining erreicht, das für alle machbar ist. Einsteiger fangen mit langsamem Gehen oder Nordic Walking an. Schon fittere Personen können laufen oder Radfahren. Das wird mit ein wenig Krafttraining und gezielter Ernährung ergänzt und nach 8 Wochen sind dann erste Erfolge sichtbar. Dafür erstellen wir auch die passenden Trainingspläne und begleiten unsere Kunden dabei, wenn diese es wünschen.“ Das sei abhängig vom „inneren Schweinhund“: „Es gibt Leute, die trainieren brav zuhause oder auch bei schlechtem Wetter, andere müssen jedoch auf verschiedenste Weise motiviert werden!“, so Mayrhuber. Kollege Hannes Mörtl ergänzt: „Das Individuelle macht es in unserem Job aus, auch wenn wir durchaus Gruppentraining anbieten. Unser Angebot richtet sich von Kindern bis hin zu unserem ältesten Kunden, der 84 Jahre alt ist!“ Gerade ältere Menschen finden bei den Sportwissenschaftern den optimalen Trainingsplatz, Sturzprophylaxe sei nur eines der Themen neben gesunder Bewegung und abgestimmtem Training. Jeder und jede bekommt das optimal abgestimmte, individuelle Training, begleitet von Muskelfunktionstest, Trainingsplänen und Diagnosen. Doch sei es schwierig, eine homogene Trainingsgruppe aufzubauen, da untrainierte Einsteiger schnell überfordert wären.

Susanne Wagner, Lehrbeauftragte am AZW und am Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck, ergänzt: „Bei uns gibt es Einzeltraining sowie kleinere und größere Gruppen. Das hängt auch davon ab, was die Leute bezahlen möchten. Aus dem Training heraus bilden sich aber immer wieder Trainingsgruppen und auch Freundschaften, wenn man merkt, dass man mit den anderen gut zusammenpasst.“

Finanzierung?
Mit Ausnahme einer großen heimischen Versicherung, die den Eingangscheck und 6 weitere Trainingseinheiten finanziert, oder Firmen, die diese Aktivitäten als betriebliche Gesundheitsförderung abschreiben können, sind sämtliche Ausgaben selbst zu bezahlen. In den skandinavischen Ländern sei das wesentlich besser geregelt, da dort die Überleitung vom Physiotherapeuten zum Sportwissenschafter erfolgt. „Wenn man sich beispielsweise einen Kreuzbandriss vorstellt, geht der Patient vom Arzt zum Physiotherapeuten und bekommt 8 Einheiten bezahlt, die dann meist helfen. Er oder sie hat dann körperliche Defizite, aber auch psychische, weil du nach einem Kreuzbandriss Angst hast, wieder zu laufen. Diese wichtige Überleitung zu uns passiert nicht, obwohl sie eigentlich Standard sein müsste. Wir müssen die Leute ja wieder so herrichten, dass sie alltäglichen und später auch wieder sportlichen Belastungen standhalten können!“, so Susanne Wagner. Das treffe auf enorm viele Bereiche der Gesellschaft zu. Die nicht funktionierende, tägliche Schulsportstunde sei für viele Menschen der Startschuss zu sportlicher Untätigkeit im weiteren Leben. Da gut betreutes und professionelles Training in vielen Bereichen unserer Gesellschaft sinnvoll, wertvoll und nachhaltig ist, wäre eine Aufnahme der sportwissenschaftlichen Tätigkeit in den Leistungskatalog verschiedener Versicherungsträger sehr richtungsweisend. Von der täglichen Sportstunde für unsere Kinder und Jugendlichen, dem Kraftaufbautraining nach Verletzungen wie zum Beispiel einer Bandscheibenoperation bis hin zum Seniorensport mit dem Schwerpunkt der Sturzprophylaxe lässt sich ein sportlicher Trainingsfaden quer durch unsere Gesellschaft spannen! Der Weg auf Prävention bzw. sekundär Prävention zu setzen, macht sich auf lange Sicht in unserem Gesundheitssystem bestimmt bezahlt!  Dabei ist die Branche durch die standardisierte Mindestausbildung eines Bachelors in Sportwissenschaften und/oder einer staatlichen Trainerausbildung extrem professionell aufgestellt. Susanne Wagner ergänzt abschließend: "Sportliche Betätigung leistet zudem einen erfreulichen Beitrag für das psychische Wohlbefinden. Die Ausschüttung von Glückshormonen bei körperlicher Ertüchtigung kann bei psychischen Problemen sehr hilfreich sein, was eine Zusammenarbeit zwischen Sportwissenschaftern und Psychologen wünschenswert macht!"

„Hätten die eingangs erwähnten alten Römer vom aktuellen Tiroler Angebot mit 69 Sportwissenschaftern und 46 Ernährungscoaches gewusst, wären sie wohl neue Römer, oder zumindest aber, um Falco, den größten österreichischen Popstar in Erinnerung zu rufen, junge Römer geworden!“ ist sich Fachgruppengeschäftsführer Patrik Rauter mit einem Zwinkern abschließend sicher.

Text & Fotos: Bernhard Schösser