Luis, Speck mit Schmorrn, Meisterwurz oder Krautinger?

Luis, Speck mit Schmorrn, Meisterwurz oder Krautinger?

Früher oder später musste es ja so weit kommen: In seinem Programm "Speck mit Schmorrn" kommt nicht nur Luis aus Südtirol zu Wort, sondern auch Manfred Zöschg, Erfinder und Darsteller der Südtiroler Kultfigur. FREIZEIT-TIROL besuchte die beiden Helden in Schwaz und erlebte ein unterhaltsames Gespräch mit Manfred Zöschg.


Manfred, das ist jetzt dein viertes Programm, worum geht es bei "Speck mit Schmorrn"?
Luis bittet den Manfred, ihm beim Schreiben eines neuen Bühnenprogramms behilflich zu sein. Während Manfred also in der Garderobe fieberhaft am Text für das neue Programm arbeitet, läuft der Luis kurzerhand auf die Bühne und erzählt frei von der Leber weg, was ihn derzeit so bewegt. Mit Manfred im Backstagebereich wird währenddessen über ein I-Pad, quasi als Gegensprechanlage, kommuniziert. Im Sprichwort "Liebe geht durch den Magen" sind Luis' Leidenschaften in wenigen Worten zusammengefasst: Die Liebe und das Essen. Weiters erzählt er von der Entwicklung vom "Fensterln" hin zum Online-Dating. Diese ist nicht nur eine logische Anpassung des menschlichen Verhaltens an den technischen Fortschritt, sondern auch eine sprachwissenschaftlich äußerst interessante Entwicklung. Zum Thema Essen hat der Luis natürlich jede Menge zu sagen, vor allem aber eines: Seit sich der Mensch aussuchen kann, was er isst, will er nichts mehr essen. Schlankheitswahn, Etikettenschwindel, schädliche Inhaltsstoffe und Unverträglichkeiten lassen einem den Appetit vergehen, doch mit einem guten Stück Speck ist für Luis die Welt wieder in Ordnung. Das neue Programm ist daher weniger mit Sprachmutationen durchsetzt als bisher, es ist eher eine Betrachtung des modernen Menschen. Aber ich habe auch einen Rap mit dabei, den "Ulten-Rap". Kurz vor der Pause kommt dann Manfred auf die Bühne und erzählt aus seinem Leben. So geht es dann bis zum Schluss - quasi ein Tiroler Abend der anderen Art.

Es gibt jetzt auch ein Kochbuch vom Luis?
Ja, das ist quasi ein Ausfluss des neuen Programms. Es kann ohnehin niemand mehr kochen! Das in Zusammenarbeit mit den drei Südtiroler Spitzenköchen Heinrich Gasteiger, Gerhard Wieser und Helmut Bachmann entstandene Kochbuch ist eine kulinarisch-nostalgische Erinnerung von Luis an seine Kindheit, die er auf einem Ultner Bergbauernhof verbracht hat. Das Resultat sind über 40 liebevoll ausgesuchte und leicht nachkochbare Rezepte aus regionalen Zutaten. Wichtig ist, dass kulinarische Experimente nicht infrage kommen, damit der sonst gar nicht so empfindliche Tiroler Verdauungsapparat nicht durch fremde Einflüsse aus dem Takt gerät.

Manfred, wie lange bist du eigentlich schon im Geschäft?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Das erste Mal auf einer Bühne bin ich 2002 gestanden, da hat es den "Luis" aber noch nicht gegeben. Die ersten Auftritte des "Luis" gab es so um 2008 auf Youtube, live dann 2010, zuerst in Südtirol. Mittlerweile habe ich rund 80 Auftritte im Jahr, im gesamten Bundesgebiet von Österreich, in Südtirol und in der Schweiz. In Deutschland trete ich eigentlich nur in Bayern auf, weil sie mich weiter oben nicht mehr verstehen, da fragen die Besucher dann immer "Was hat er gesagt?" Auf dem Tisch steht eine Flasche Meisterwurz, den Veranstalter Peter Lindner spendiert hat. (Anmerkung: Der Meisterwurz ist ein reiner und sehr typisch schmeckender Geist. Die Wurzel enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harz und Kumarin, die einen sehr herben, dezent erdigen Geschmack ergeben, der gleichzeitig aromatisch-würzig und angenehm frisch ist). Manfred kommt ins Philosophieren: Da ich ja nie "Nein" sagen kann, werde ich mit Peter wohl noch einen trinken...!

Kennst du den "Krautinger"?
(Anmerkung: Eine Spezialität aus der Wildschönau. Kaiserin Maria Theresia verlieh Mitte des 18. Jahrhunderts das Recht, aus Rüben einen Schnaps zu brennen. Ursprünglich wurde 51 Wildschönauer Bauern dieses Monopol gewährt. Einige Bauern brauen heute immer noch Krautinger).

Ja, klar. Felix Mitterer hat im Fernsehen einmal eine super Aussage gemacht: "Ich habe nicht gewusst, dass man einen Furz destillieren kann!". (Allgemeines Gelächter im kompletten Backstagebereich). Die Wildschönauer sagen ja, dass dir der erste Krautinger nicht schmeckt, aber dann geht es. Da fällt mir ein: Ich habe einmal so eine Flasche Krautinger bei einem Auftritt in Bayern mitgehabt. In dieser Stadt gibt es immer vor der Show im Lokal an der Halle einen Stammtisch. Das ist so wie bei "Und täglich grüßt das Murmeltier" - ich war bereits 13 Mal dort. Es sitzen immer die gleichen Leute mit demselben Gewand auf dem gleichen Platz. Ich öffnete also die Türe. "Jo Seavaas Luis, hock di hea!" (Manfred erzählt jetzt im breitesten bayrischen Dialekt). Ich öffnete also die Flasche. "Jo Pfui Daife, wos isn des für a Dreck?". Es stank das ganze Lokal. Ich erklärte die Zusammenhänge mit Maria Theresia, den Rüben und der Wildschönau. Trotzdem, während die Flasche die Runde ging - ausnahmslos die Kommentare: "Pfui Daife". Erst der letzte am Tisch meinte: "Des is aber a Guada! Darf i no oan hobm?". Und der leerte dann meine Krautingerflasche in Rekordzeit.

 

Redakteur: Bernhard Schösser
Fotos ©Bernhard Schösser