Markus Linder - Hinterarlberger Beutetiroler

Markus Linder - Hinterarlberger Beutetiroler

Markus Linder ist durch seine vielfältige künstlerische Tätigkeit bekannt. Egal ob als Musiker, Cheforganisator des New Orleans Festival, Kabarettist oder Schauspieler, man (n) und frau kennt den großgewachsenen Vorarlberger. Freizeit Tirol traf einen relaxten Markus Linder zum Kaffee. (Während unseres Gespräches kamen gleich mehrere Passanten auf uns zu, neben „Du bisch da Beste, de Wianer kopieren di nur“ gab es auch einen Glücksbringer für Markus als Geschenk).

Markus, wann und wie bist du nach Tirol gekommen?
Das war 1977. Mein Vater, der Hauptschullehrer Heinrich Linder aus Rankweil, für den war klar, dass ich studiere. Also bin ich zum Jus Studium nach Innsbruck gekommen, weil ich, wie es meinem Naturell entspricht, Diplomat werden wollte. Mitten im ersten Studienjahr bin ich aber drauf gekommen, dass das doch nicht meine Welt ist. Ich habe aber trotzdem die erste Staatsprüfung gemacht. Dann wechselte ich zum Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch, Geschichte und Latein, das ich 1984 abgeschlossen habe. Da ich aus einer Dynastie von Lehrern und Pfarrern komme, wollte ich Lehrer werden.

Wie erfolgte der Einstieg in die Kunst- und Kulturszene?
1980 gründeten wir die Studentenband „Tintenfisch“, die sich nach Abschluss des Studiums in eine Profiband verwandelte. Zwischen 1980 und 1990, also in zehn Jahren, spielten wir nur eigene Titel, rund 100 Nummern, die auch auf drei Langspielplatten verewigt wurden. Das war eine sehr kreative Zeit und für mich eine tolle Erfahrung. So bin ich nach dem Studium also zuerst zur Musik gekommen. Nachdem ich im Schuldienst in Tirol keinen Job als Lehrer finden konnte, arbeitete ich in einem Programm für arbeitslose Akademiker am BFI als Lehrer für Deutsch und Geschichte. Meine Profikarriere als Barpianist in Hotels startete ich mit 01. Jänner 1990. Das war eine harte Arbeit als Barpianist, den niemand beachtet (lacht). Bevor ich 1997 mit meinem ersten Kabarettprogramm „Lebenslang“ gestartet bin, hatte ich noch das Projekt „Mo und der kleine Prinz“ mit Günther Mokesch, das war ein schon in Richtung Kleinkunst gehendes Duo.

Was sind die Themen deiner Kabarettprogramme?
Meine Inhalte sind nicht politisch, ich sehe mich eher im Genre „Musikkabarett“ oder als „Musik-Comedian“. Mein größtes Vorbild ist Helge Schneider. Ich arbeite eher „musikhistorisch“, das heißt, dass ich bekannte Lieder auseinandernehme, quasi seziere, das quer durch alle Genres von Schlager bis Rock. Ich empfinde mich eher als „Alltagscomedian“. Vor meinem Kabarettstart arbeitete ich schon als Moderator, als Showmaster. Das ist eine Aufgabe, die ganz anders ist, mir aber ebenfalls sehr gut gefällt.

Stichwort „New Orleans“!
Seit ich 10 Jahre alt war, hat mich diese Musik fasziniert. 1992 war ich das erste Mal in New Orleans, in der Zwischenzeit weitere fünf Mal. 1998 war ich mit meiner jetzigen Frau Sabine dort. Da hatten die Idee des Festivals, die wir nach unserer Rückkehr dem damaligen Tourismusstadtrat Rudi Federspiel präsentierten. Unser Ziel war es, diese tolle Musik einem breiten Publikum näher zu bringen. Musik, die in die Breite geht, Funk, Soul, Blues. Nicht für Spezialisten sondern für die Fans. Unser immer noch unverändertes Konzept sieht vor, dass wir einen Stargast aus New Orleans mit seiner Band haben, der Rest sind heimische Künstler, Band, Sängerinnen und Sänger. Heuer gab es mit der Mojo Blues Band aus Wien eine Ausnahme, sonst wollen wir die Tiroler MusikerInnen und Bands präsentieren, von denen es so viele gute gibt. Diese Musik aus New Orleans hat ein „Glückshormon“ in sich, es ist eine Mischung aus Musikstilen, die einfach in die Beine geht.

Wie bist du in die Fernsehbranche gekommen?
Ein Traum ist wahr geworden, dass ich doch im etwas reiferen Alter erstmals im Film tätig werden konnte. Die Autoren der Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“, Rupert Henning und Uli Brée, haben mich zum Casting in Wien eingeladen. Ich habe gewonnen. Seither habe ich alle Tragödien in der Serie überlebt, ich bin immer noch als mittlerweile Ex-Pfarrer in der neunten Staffel tätig. Es ist ein Traum, in einer solchen Serie zu spielen, einen Charakter zu entwickeln und auch weiter zu entwickeln. Es ist wie in einer großen Familie, jedes Jahr im Herbst treffen wir uns wieder alle zu den neuen Dreharbeiten. Mit solchen Größen wie Adele Neuhauser oder Michael Ostrowski spielen zu dürfen ist fantastisch. Am Set wird höchst professionell gearbeitet - ein Zahnrädchen greift ins andere. Es sind bis zu 30 Leute um uns herum, die alles machen. Das Tolle daran ist, ich kann einen Typen spielen, der mir nicht fremd ist. Ich bin der Pfarrer aus Vorarlberg, der seinen Zungenschlag einbringen kann. Zumindest, bis der Regisseur gelegentlich „Stopp“ sagt und „Das verstehe ich jetzt nicht“, dann muss ich das etwas „eindeutschen“!

Unser gemeinsamer Freund, No Bros Chef Klaus Schubert, hat einmal über dich gesagt: „Markus muss sich in seiner Rolle gar nicht verstellen, der spielt so, wie er ist!“
(Lacht). Ja, das stimmt. Ich bin ja ein Schauspieler wie Ottfried Fischer oder der „Monaco Franze“ (Helmut Fischer), habe also eine Charakterrolle. Nicht ein „gelernter“ Schauspieler wie Tobias Moretti, der zig Charaktere spielen kann. Das Lustige ist, ich werde sogar in Italien erkannt und um Autogramme gefragt. Dort gibt es die Serie auf Italienisch, auch bei unseren südlichen Nachbarn gibt es Fans dieser Serie.

Was sind deine nächsten Ziele?
Mein künstlerisches Leben, so wie es sich darstellt, wird von der Vielseitigkeit bestimmt. Das macht mir ein Leben zusammen mit meiner Frau Sabine, die ja auch meine Beraterin und Managerin ist, möglich. Das empfinde ich als Privileg, dass ich mit dem, was ich am liebsten mache, meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Natürlich, das Ziel ist das neue Programm, das dann das „Neunte“ ist. Auch eine neue Platte, ohne Zeitdruck, ist in Arbeit. Wieder in Vorarlberger Mundart, wie mein Evergreen Hit „An ghöriga Riebl“.

 

Redakteur: Bernhard Schösser