Max von Milland

Max von Milland

Dialektmusik in fast jeder Spielart erfährt in den letzten Jahren national wie international enormen Zuspruch. Egal ob mit einer schwaren Partie, als Volks-Rock`n`Roller oder als Wiener Turbotrinker, sie alle schaffen es in die Charts und spielen in vollen Hallen im deutschsprachigen Raum. Auch aus Südtirol macht sich ein Künstler auf, um ebenfalls richtig ins große Geschäft einzusteigen: Max von Milland! Grund genug für FREIZEIT-TIROL den sympathischen Sänger vor seinem Auftritt in Innsbruck zum intensiven Gespräch zu bitten.

Wer ist Max von Milland?
Ich komme aus Südtirol, genauer gesagt aus Brixen, bin 33 Jahre jung und, wenn man so will, Dialektsänger. Dialektsongs habe ich quasi "immer schon" geschrieben. Seit 2010 trete ich als Max von Milland auf, wobei Milland ein Stadtteil von Brixen ist.

2013 kam deine erste CD, "Woher i eigentlich kimm" auf den Markt, warum dieser Titel?
Nun, das erklärt sich aus meiner Biografie: Nach der Matura bin ich nach Berlin gezogen. Eine solche Großstadt ist für einen Südtiroler eine echte Herausforderung. Du erkennst plötzlich, was dich persönlich ausmacht, erkennst deine persönlichen Werte und die Werte der anderen. Das war für mich als damals 19-jähriger ein ziemlicher Kulturschock. Doch ich hatte Berlin ja selber gewählt. Die Erkenntnis ist, dass die einzige Gemeinsamkeit, die Berlin und Brixen haben, das "B" als erster Buchstabe im Namen ist! In dieser Zeit wurde mir aber sehr deutlich klar, woher ich komme und wer ich eigentlich bin. Daher der Albumtitel!

War Berlin somit die Geburtsstunde von Max von Milland?
Ja, rückwirkend kann ich sagen, dass es Max von Milland ohne Berlin nicht geben würde. Der Spruch "In der Ferne findest du die Heimat" stimmt, bei mir war es genauso.

Deine Karriere hat dann ja sehr schnell Fahrt aufgenommen?
Ja, die Sportfreunde Stiller wurden auf mich aufmerksam. Nachdem ich bei ihnen in Bozen im Vorprogramm gespielt hatte, bekam ich auch die Chance, in München im Circus Krone als Opener für sie aufzutreten. Dadurch wurde das Major-Label "Universal" auf mich aufmerksam. In Folge wurde meine erste CD "Woher i eigentlich kimm" dort veröffentlicht.

Den ersten Tonträger bei einem Major-Label zu veröffentlichen - das schafft ja nicht jeder Künstler?
Ja, das stimmt, die Zusammenarbeit mit einem Major-Label war für mich eine super Erfahrung. Es hat mir aber auch klar die Arbeitsweise eines "Majors" aufgezeigt: Als Dialektsänger bist du dort in der hauseigenen Prioritätenliste gefühlt an 500. Stelle gereiht. So wirst du dann auch behandelt. Das ist aus kommerziellen Gründen durchaus verständlich. Die entscheidende Erkenntnis war für mich aber, wie abhängig du bist. Wenn du sagst: "Hey, lass uns noch ein Video machen" kommt als Antwort, dass kein Geld mehr für ein solches Projekt vorhanden sei. Hätte ich damals eigenes Geld für ein Video investiert, wäre das dann ausschließlich meinem Label zugutegekommen. Aber ich habe in dieser Zeit sehr viele Erfahrungen gemacht, wie ein Label generell arbeitet und vieles gelernt.

Das klingt nach einer durchwachsenen Zeit?
2014 habe ich mein zweites Album fertig gestellt. Ich bin von Berlin nach München gezogen, quasi "näher an die Heimat". Es stellte sich für mich damals die Frage, ob ich mit dem zweiten Album wieder zu einem Major gehen sollte, oder es selbst versuchen wollte. Nach meinen Erlebnissen mit "Woher i eigentlich kimm" entschloss ich mich, mir die Unabhängigkeit zu bewahren und alles schrittweise selber aufzubauen. Mir ist rückwirkend klar, dass die Summen, die Universal für Produktion und Werbung in meine erste CD investiert hatte, nicht wieder hereingespielt werden konnten. Dafür hätte "Woher i eigentlich kimm" vom Start weg eine Hitscheibe mit 100.000 Verkäufen werden müssen.
 

Die Konsequenz daraus?
Ich habe 2014 meine eigene Plattenfirma "0472 Records" aufgemacht und darauf 2015 mein zweites Album "Bis dir olls wieder gfollt" veröffentlicht. 0472 ist übrigens die Telefonvorwahl von Brixen. Der Vorteil dabei ist, dass ich jetzt alles selber in der Hand habe. Ich weiß, wo meine CDs gepresst werden, ich kann jederzeit nachpressen lassen, ich kann alles selber planen. Das ist eine Freiheit, die ich bis heute genieße und die mich unabhängig bleiben lässt! Ich habe erkannt, dass es durchaus auch reicht, kleine und kleinere Summen gezielt einzusetzen, um Erfolg zu haben. Immerhin habe ich mit "Bis dir olls wieder gfollt" doppelt so viele Tonträger verkauft wie mit meinem Debütalbum.

Was hast du "live" in dieser Zeit gemacht?
Neben eigenen Konzerten in Südtirol, Österreich, der Schweiz und Deutschland bekam ich 2016 die Chance, die norwegische Popgruppe a-ha als Vorprogramm zu supporten. Damit konnte ich in den ganz großen Hallen, wie der Münchner Olympiahalle, vor 15.000 Besuchern spielen.

Wie bist du beim Publikum von a-ha angekommen?
Sehr gut. A-ha sind ja als Skandinavier eher kühl, nicht so "outgoing", während ich als Südtiroler auf der Bühne da sehr offen und gesprächig bin. Es war somit ein gewisser Kontrast im Vorprogramm, meine zugängliche Art hat dem Publikum gefallen. Klar waren die Besucher wegen a-ha dort, aber ich habe mir eine Menge neuer Leute erspielt, die heute immer noch auf meine Konzerte kommen. Somit konnte ich diese Chance optimal nutzen.

Dein aktuelles Album heißt "Bring mi Hoam"?
Stimmt. Das Album ist im Oktober 2018 erschienen. Die Entstehung dieser dritten Scheibe war für mich eine schwierige Phase. Ich arbeitete zwar erstmals mit dem Produzenten der Sportfreunde Stiller, was für mich eine Weiterentwicklung darstellt. Trotzdem ist "Bring mi Hoam" für mich als Künstler bis jetzt das schwierigste Album.

Warum? Nun, beim ersten Album hast du fast ewig Zeit etwas aufzunehmen. Beim zweiten wiederholt man sich dann ein wenig. Beim dritten Album hast du dir dann schon eine gewisse Fangemeinde erspielt und aufgebaut. So kam ich dann zur Erkenntnis: "Ok, ich will jetzt nicht das Gleiche wieder machen!". Was aber dann?

Das ist aber eine gute Erkenntnis! Gefühlte 90 Prozent aller Künstler, egal in welchem Genre, veröffentlichen Musik, die wie von einer vor langer Zeit produzierten, gleichförmigen Wurst klingt. Von dieser wird jährlich eine mittlerweile geschmacklos bis fad gewordene Scheibe herunter geschnitten und teilweise produktionstechnisch behübscht...
Klar, deine persönliche Entscheidung ist, ob du dich als Künstler siehst, der etwas Neues schaffen möchte. Das ist bei mir so. Verbunden mit den Fragen "wo will ich hin" oder "wie soll es klingen" war es ein sehr schwieriger Prozess, bei dem mir aber zum Glück mein Produzent geholfen hat. Wenn du dich, so wie ich, generell mit Bandbiographien auseinandersetzt, erkennst du, dass das dritte Album das schwierigste ist!

Das heißt, du siehst dich selber als Künstler, der Musik eher aus innerem Antrieb und nicht nur zum Geldverdienen macht?
Das ist die Gretchenfrage: Ich mache Musik nicht, um damit Geld zu verdienen. Logischerweise muss ich mit meiner eigenen Plattenfirma gewisse Fixkosten refinanzieren, also durch Verkäufe wieder herein spielen. Aber mein innerer Antrieb ist sicherlich nicht der finanzielle Aspekt! Mein Steuerberater hätte mir nach der zweiten CD geraten, sofort aufzuhören. Aber für mich hat Musik eine Magie, es geht immer weiter. Klar gibt es, auch hier in Österreich, Bands, die von Null auf Hundert heraus schießen, dann aber gleich wieder weg vom Fenster sind. Mein Schicksal, mein Weg ist "step by step". Ich habe jetzt eine super Band, es geht bei mir momentan mit gesundem Wachstum alles in die richtige Richtung. Ich spiele ja heute auch das erste Mal hier im Treibhaus. Max von Milland ist für mich ein Lebenswerk, nicht nur eine momentane Phase!

Wie verkauft sich die neue CD?
Sehr gut. Aber natürlich dann besonders gut, wenn wir live spielen.

Warum? Nun, du musst glaube ich unterscheiden zwischen "Radiobands" und "Livebands". Die Radiobands und ihre Hits kennen die Leute bereits, da wird auf den Konzerten nicht viel umgesetzt. Bei Livebands, Gruppen, die sich ihr Publikum also über Konzerte erarbeiten, wird auf den Konzerten sehr viel verkauft. Egal ob Tonträger oder Merchandise. Viele Besucher nehmen sich von den Konzerten eine Erinnerung mit, etwas Haptisches zum Angreifen. Ich glaube, ich verkaufe über die Auftritte auch CDs an Leute, die eigentlich gar keinen CD-Player mehr zuhause haben.

Wie wird Max von Milland im Radio gespielt?
In Südtirol wird meine Musik sehr viel im Radio gespielt. Im Radio Tirol auch. Ö3 haben wir bis jetzt noch nicht geknackt.

Woran liegt das deiner Meinung nach?
Sicher an Ö3! Nein, ich denke, es muss halt viel zusammen passen. Die Wiener und die Südtiroler haben sich noch nicht ganz gefunden. Ich arbeite daran, Ö3 zu erobern!

Wie setzt sich das Publikum von Max von Milland zusammen?
Interessanterweise sind es Leute von 20 bis über 60 Jahre. Klar wechselt es. Heute hier in Innsbruck wird es eher ein jüngeres Publikum sein, bei den Solokonzerten mit Sitzplätzen kommen dann aber durchaus auch ältere Besucher zu meinen Auftritten. Ich denke in Südtirol und Österreich ist das Publikum eher jünger, in Bayern etwas älter. Meine Kernzielgruppe dürfte so um die 35 Jahre alt und weiblich sein!

Das ist ja eh eine gute Zielgruppe! Klar, ich kann mich nicht beklagen! Du kannst ja als Tour-Fotograf mitkommen...

 

Text: Bernhard Schösser
Fotos: Max von Milland, Bernhard Schösser