Das Corona Virus hat die Veranstaltungslandschaft hart getroffen. Doch die zwangsläufige Auszeit lässt sich auch positiv nutzen, um darüber nachzudenken, wie Events in Zukunft aussehen können. Veranstaltungen sind aus unserem Leben nicht wegzudenken. Doch leider haben sie nicht den besten Ruf, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Egal ob Festival, Kongress, Dorffest oder Skiweltcup – horrende Abfallberge am Ende des Events, massiver Energie- und Wasserverbrauch und die Anreise mit Auto oder gar Flugzeug lassen ökologische Fußabdrücke jenseits von Gut und Böse entstehen. So ging zum Beispiel die Fußball-WM in Südafrika 2010 mit einem CO2-Ausstoß von 2.7 Millionen Tonnen in die Sportgeschichte ein. Und viele von uns kennen die Bilder von den Müllhalden, die Outdoor-Musikfestivals zurücklassen.
Doch wo ein Wille, da ist bekanntlich ein Weg. Einst haben sich beim UN-Weltgipfel in Rio de Janeiro im Jahr 1992 an die 187 Staaten moralisch verpflichtet, Maßnahmen für nachhaltige Entwicklung einzuleiten, um unseren Planeten für zukünftige Generationen noch lebenswert zu halten. Auch wenn die Umsetzung dieser Maßnahmen vielerorts im Schneckentempo dahinkriecht, so hat der Sport- und Eventbereich mittlerweile die Eigeninitiative ergriffen. Die Olympischen Spiele oder der Eurovision Song Contest haben unter Beweis gestellt, dass sich auch Megaevents „grün“ veranstalten lassen. Heute gibt es viele internationale, nationale und regionale Standards und Zertifizierungen für nachhaltige Events. Als Königsklasse gilt hierzulande das Österreichische Umweltzeichen, doch auch in Tirol ist ein Umdenken im Gange. „Green Events Tirol“, eine Initiative von Klimabündnis Tirol, Umwelt Verein Tirol und Land Tirol, gilt sogar als Vorreiter in Österreich, und da darf man durchaus stolz drauf sein!
Doch was heißt eigentlich „Green Event Tirol“? Einfach ausgedrückt: Wer sich in einer der drei Zertifizierungsstufen „Going Green“, „Green Event“ oder „Green Event Star“ auszeichnen lassen möchte, der muss in der Organisation und Austragung des Events auf die Umwelt, auf die Mitmenschen und auf die lokale Wirtschaft Rücksicht nehmen. Das heißt zum Beispiel Abfallvermeidung wo es nur geht. So kann allein Mehrweggeschirr das Müllaufkommen bei einem Event laut Studien um bis zu 90% reduzieren. Auch liegt der Fokus auf einem regionalen, fleischreduzierten, biologischen, fair gehandelten Catering-Angebot, um lokale Firmen und Bauern zu stärken und auf weite Transportwege zu verzichten. Sorgsamer Umgang mit Energie & Wasser am Veranstaltungsort sowie die Förderung einer klimafreundlichen und autofreien Anreise bilden weitere Eckpfeiler. Der Verzicht auf 10.000e gedruckte Flyer, die früher oder später nur im Straßengraben landen, kann Teil der grünen Strategie sein. Nicht zuletzt betrifft Nachhaltigkeit das soziale Miteinander, weshalb ein Green Event auf Barrierefreiheit und Integration aller Menschen achtet.
Events haben eine enorme Verantwortung für den Umweltschutz. Und das Schöne daran: Immer mehr Events stellen sich der Aufgabe. Die Initiative Green Events Tirol hat im vergangenen Jahr 250 Events zertifiziert – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Zu den ausgezeichneten Events zählen so diverse Veranstaltungen wie der Flying Unicorn Cup in Kundl, der Unterländer Frauensalon, das INNROCK Open Air Festival, die ÖKO FAIR Messe, der Tirol Milch Frühlingslauf, die Innsbrucker Holzbautage, das Bierfest der Freiwilligen Feuerwehr Arzl, das Hill Vibes Reggae Festival in Telfs, die Silent Disco in Rum und viele mehr.
„Besonders erfreulich ist, dass inzwischen auch immer mehr traditionelle Veranstaltungen wie das Große Mullerschaugn in Rum hinzukommen“, so LHStvin Ingrid Felipe. Das Steudltenn Theaterfestival im Zillertal erhielt für sein besonders großes und kreatives Engagement die Auszeichnung als Green Event Star. Das Land Tirol geht übrigens mit gutem Beispiel voran, so etwa mit dem Abschlussfest des Maximilianjahres, dem Tag der offenen Tür im Landhaus oder dem Tiroler Familienfest im Zeughaus.
„Das Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil steigt spürbar in Tirol und das schlägt sich auch in einer umwelt- und sozialverträglichen Veranstaltungskultur nieder“, freut sich LHStvin Ingrid Felipe. Für die Jahre 2020 und 2021 hat das Land Tirol deshalb Förderungen für Green Events in der Höhe von über 120.000 Euro bereitgestellt. Immer mehr Veranstaltungen, wie auch die 2. Kufsteiner Jugendparty, erhalten gerade deshalb eine Förderung, weil sie ein Green Event sind. Ziel der Initiative von Klimabündnis und Umwelt Verein ist es letztlich, Bewusstsein zu erzeugen und eine nachhaltige Veranstaltungskultur als Standard in der Tiroler Eventszene zu etablieren.
Und an dieser Stelle kommen auch wir Gäste und ZuschauerInnen ins Spiel. So sei jedem Leser und jeder Leserin aus vollster Überzeugung ans Herz gelegt, zum nächsten Dorffest im Frühling das verstaubte Radl aus dem Keller zu holen und auf dem Drahtesel anzureisen – für die Gesundheit, den Geldbeutel und natürlich der Umwelt zuliebe!
Interessierte können sich auf der Website www.greenevents-tirol.at Tipps und Kontakte holen und sich im Veranstaltungskalender schlau machen, welche Green Events in Tirol anstehen.
Redakteurin: Verena Saischek