Peter Klien - Der Anarcho-Reporter

Peter Klien - Der Anarcho-Reporter! Ohne Grenzen?

Seit 2016 ist er als schmerzbefreiter Außenreporter für die ORF-Late-Night-Show "Willkommen Österreich" tätig. Seither stellt er der Politprominenz beinharte Fragen, verfolgte Bundeskanzler Kurz über mehrere Monate bzw. Sendungen und schreckt auch nicht davor zurück, blauen Nationalräten bis aufs stille Örtchen nachzustellen: Peter Klien ist der vom Publikum geliebte, neue Hero am österreichischen Kabaretthimmel! Freizeit-Tirol traf den sympathischen Shootingstar vor seinem Auftritt in Kufstein.
 

Peter, wie bist du zu diesem Job gekommen?
Ich bin eigentlich studierter Philosoph und im Nebenfach Altgrieche. Ich habe übrigens im Wintersemester 1991/92 in Innsbruck studiert. Ich wollte damals ein Auslandsemester in Berlin oder München verbringen, aber für einen Österreicher aus einem damaligen "Nicht-EU-Land" ist es dann Innsbruck geworden. Innsbruck war damals mit lustigen und freundlichen Tirolern, Vorarlbergern und Südtirolern eine super Studentenstadt. Auch mit sehr guten Professoren, wie beispielsweise Professor Röd oder Professor Coreth. Anschließend habe ich im Sommer als Bergbauernknecht im Ötztal in Obergurgl gearbeitet, körperliche Arbeit und Heuen! Doch zurück in die Gegenwart: Als Universitätslektor gebe ich unregelmäßig und nebenberuflich immer noch Vorlesungen über altgriechische Philosophie. Wenig überraschend sind die Studenten dann meist enttäuscht, dass das nicht so lustig ist wie im Fernsehen. Aber es ist halt Philosophie auf der Universität und nicht "Politiker-Ärgern". 2010 habe ich mein erstes Kabarettprogramm geschrieben, anknüpfend an meinen Beruf über Philosophie und griechische Mythologie. Es war ein klassisches "Ein-Personen-Kabarett", angereichert mit persönlichen Alltagsbeobachtungen. Mit dabei war aber auch - da ich bekennender Fan des Fußballnationalteams bin - ein Euro 2008 Rückblick. Erfreulicherweise war ich 2009 als "einziger Nachwuchskabarettist mit grauen Haaren" Gewinner des "Goldenen Neulingsnagels" und dann zweiter Gewinner des "Hopp oder Tropp" 2010. Durch meine Tätigkeit als Reporter in "Willkommen Österreich" hat sich mein Programm jetzt aber schon sehr verändert, auch, weil ich mich entschieden habe, mit dieser Figur auf die Bühne zu gehen. Somit heißt mein neues Programm jetzt "Reporter ohne Grenzen".

Wie läuft das neue Programm?
Sehr gut, Danke! Ich werde es bis Mitte 2019 spielen, so ca. 12 Mal pro Monat, rund 150 Shows, davon allein 40 Mal in Wien im Rabenhof.
 

Wie bist du zu deinem Reporterjob bei "Willkommen Österreich" gekommen?
Ich bin seit 2012 einer von fünf Autoren, die die Gags für die Sendung schreiben. Wir schreiben die Witze normalerweise am Wochenende. Montag ist dann die Aufzeichnung. Stermann und Grissemann bedienen sich aus diesem Pool und reichern die Sendung mit eigenen Ideen an. Irgendwann wurden dann neue Außenbereiche und Zuspielerfilme gesucht und die Idee des Reporters geboren. Ich war interessiert und habe diese Aufgabe dann bekommen. Mein erster Einsatz fand genau bei der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl am 24. April 2016 statt. Ich bin also ohne Vorahnung gestartet, nur mit dem Ziel eine "Explosion auszulösen"!

Wie waren die Reaktionen aus der Politik? Du fährst sprachlich ja mit feinster Klinge und todernster Miene, inhaltlich aber mit schwerstem Geschütz auf. Immerhin hast du ja beispielsweise Erwin Pröll anlässlich seines Abschieds aus der Politik dezent gefragt: "Herr Pröll, wenn Sie auf Ihre Amtszeit zurückblicken: Was war für Sie persönlich wichtiger, Bürgernähe oder Bürgerinnennähe?"
Erfreulicherweise haben wir einen Sendungsverantwortlichen, der hinter mir und der Sendung im Gesamten steht, dass wir hier sozusagen "Wahnsinn treiben". Auch Generaldirektor Wrabetz wurde anfangs von diversen Herrschaften kontaktiert, er hat das aber abgeblockt. Es gibt so gut wie keine politische Einmischung. Da haben wir in diesem Fenster "Willkommen Österreich" schon so etwas wie Narrenfreiheit.

Nach rund zwei Jahren "an der Front" kennen dich ja jetzt die meisten Politiker. Verschiebt sich da nicht die Ebene in Richtung "Eigen-PR" der befragten Damen und Herren?
Ja, das stimmt. Gerade die Kärntenwahl oder die Kür des Häupl-Nachfolgers haben gezeigt, dass mich die Herrschaften jetzt kennen. Ich muss also aufpassen, dass mein Tun nicht nur zur Eigen-PR genützt wird, muss also unberechenbar bleiben! Quasi "kalt-warm", die Politiker weiterhin hart anfassen, nicht immer nur lächeln. Das habe ich mir aber fest vorgenommen.
 

Neu ist das Format "auf der Straße"Ja, das hat damit zu tun, dass es heuer politisch vergleichsweise ruhig ist. Wenig große, politische Veranstaltungen, keine Rücktritte. Daher auch der Entschluss, einmal die normalen Menschen auf der Straße zur Arbeit der neuen Regierung zu befragen. Solche Sachen mag ich aber ohnehin gerne. Auch hier gilt es, meine Unberechenbarkeit zu bewahren, damit die Fragen nicht sofort abgeschmettert werden.
 

Wie bereitest du dich auf deine Fragen vor?
Es bedarf vieler Vorbereitung und eines Katalogs von Ideen und Formulierungen. Kanzler Sebastian Kurz war ja schon ins Kabarettprogramm rein geschrieben, umso erfreuter war ich, als ich ihn dann in Kärnten endlich vor das Mikrofon bekommen habe. Es war also ein glücklicher Zufall, dass ich hier schon vorgearbeitet habe! (Anmerkung: Peter Klien zu Sebastian Kurz, der ihm mehrere Male beharrlich weggelaufen war: "Herr Kurz, durch mich wissen Sie jetzt ein bisschen, wie es sich anfühlt, ein Flüchtling zu sein!")
 

Wie oft hast du schon in Tirol gespielt?
Bis jetzt zwei Mal im Treibhaus im Jänner 2018. Heute, Kufstein, ist der dritte Auftritt. Ich komme am 06. und 07. Juni wieder ins Treibhaus nach Innsbruck. Im August werde ich auch in Rum im Sommerprogramm auftreten.

 

Redakteur: Bernhard Schösser