Peter Lindner

Peter Lindner

 

Peter Lindner ist eine fixe Größe und Instanz in der Veranstalterszene in Tirol. Lindner ist als "Veranstaltungs-Urgestein" schon eine gefühlte Ewigkeit tätig und hat mit einer Unzahl von großen und kleinen Veranstaltungen aller Art auch internationale Top-Acts nach Tirol gebracht. Freunde und Geschäftspartner sind von seiner umgänglichen, ruhigen und vor allem entspannten Art begeistert. FREIZEIT-TIROL hat Peter Lindner zum ausführlichen Gespräch, um den persönlichen Werdegang, die Gegenwart und auch die Zukunft der Branche ein wenig zu beleuchten.

Peter, wie bist du in die Veranstaltungsbranche gekommen?
Nun, ich war mit meiner Band "Peter und die Pedros", einer 5-Mann Kapelle, als Profi Musiker seit 1965 aktiv. Wir traten in Österreich, Italien, Deutschland, der Schweiz. Schweden und auch in Ex- Jugoslawien auf. Wir waren damals das ganze Jahr auf Tour. Es war so, dass wir an einem Ort jeweils ein Fixengagement für 14 Tage, teilweise sogar einen Monat lang, hatten. Wir spielten dabei täglich fünf bis sechs Stunden durchgehend, mit teilweise zwei Mal 15 Minuten Pause...! Nachmittags wurde öfters noch zusätzlich geprobt. Ich war immer Hauptsänger, Gitarrist und spielte Bass, Zugposaune und manchmal auch Schlagzeug. Wir waren sehr erfolgshungrig und mit voller Begeisterung bei der Sache. Heutige Bands sind oft schon überfordert, wenn sie eine 90 Minuten Show spielen müssen!

Was für eine Musik spielten bzw. spielen "Peter und die Pedros"?
Hauptsächlich den damals typischen 70er-und 80er Jahre Sound und die Hits, vor allem aus dem Rock-Bereich.

Wie lange habt ihr das gemacht?
Über 20 Jahre, so bis Mitte der 1980er Jahre. Als unsere Kinder auf die Welt kamen, habe ich als Profimusiker mit diesem ständigen Touring aufgehört. Wir spielten dann wesentlich weniger und eher auf Österreich konzentriert, maximal zwei bis drei Mal pro Woche. Da ich als Bandleader sehr viele gute Kontakte in der Branche aufbauen konnte, habe ich damals meine Firma für PA-, Ton- und Lichtverleih gegründet und war auch als Künstlervermittler tätig. Ende der 1980er Jahre habe ich dann als Veranstalter zu arbeiten begonnen.

Wie viele Veranstaltungen hast du bis heute organisiert?
Das ist eine gute Frage. Ich würde es so auf rund 2.000 Veranstaltungen, hauptsächlich in Tirol, aber auch Südtirol, Vorarlberg und Salzburg schätzen, die ich organisiert und mitgestaltet habe. Dazu kommen noch Veranstaltungen, bei denen meine Technik gemietet ist.

Wie hat sich das Veranstaltungsgeschäft in den letzten 25 Jahren geändert?
Das Risiko für den Veranstalter, von der Ausgaben- und Einnahmenseite her, ist gleichgeblieben. Aber insgesamt sind die Kosten durch wesentlich erhöhte Sicherheitsauflagen, Behördenabgaben, Infrastruktur etc. sehr gestiegen. Lokale Vorbands spielen zu lassen ist fast nicht mehr möglich, da sich die gesamten Ausgaben wie vorhin erwähnt nochmals wesentlich erhöhen. Die Ticketerlöse dieser "Local Heroes" spielen diese Kosten nicht herein. Die Haftung und das Gesamtrisiko sind für den Veranstalter größer geworden. Früher war das noch überschaubarer. Heute ist es für junge Veranstalter ungleich schwieriger, im Business erfolgreich zu starten und etwas zu organisieren.

Was wäre dein Lösungsvorschlag?
Mein Vorschlag ist, dass sich alle Beteiligten mit ihren Forderungen (ausgenommen Einsatzpersonal) gewinn- und verlustorientiert bis zu einem Mindestsatz anpassen! (lacht). Somit wäre das Risiko für den Veranstalter wesentlich verringert.

Was waren die größten und welche die bittersten Momente deiner langen Musikerkarriere?
Als Musiker war sicherlich die Tatsache, dass wir es als Profi Band innerhalb von zwei Jahren in die oberste Liga geschafft hatten, ein tolles Erlebnis. Bittere, negative Erfahrungen waren die Momente, wenn jemand die Band verließ und ich als Bandleader wieder passenden Ersatz suchen musste.

Passierte das öfters?
Ich hatte bei "Peter und die Pedros" im Laufe der langen Zeit rund 30 Musiker. Das Problem ist und war, dass du mit den anderen Bandmitgliedern ja auch privat harmonieren solltest und nicht nur auf das musikalische Können schauen darfst. Die Trennungen passierten eigentlich fast immer dann, wenn einer meiner Musikerkollegen das Tourleben gegen ein sesshaftes Leben mit Frau, Kindern und fixem Zuhause eintauschte. Ich erinnere mich eigentlich nur an eine negative Trennung von einem Ex-Bandmitglied, hier spielten aber leider mehrere Faktoren negativ mit hinein.

Ups und downs als Veranstalter?
Nun, hier muss man zwischen dem privaten Kunstgenuss des Peter Lindner und dem kommerziellen Erfolg als Veranstalter unterscheiden. Für mich musikalisch ein Highlight unter vielen waren Earth, Wind and Fire, ebenso der bekannte US-Jazzer James Morrison und das Duke Ellington Orchester. Wirtschaftlich waren diese Veranstaltungen aber leider ein Flop! Positiv in Erinnerung sind mir Toto und Zucchero auf der Festung in Kufstein sowie Reinhard Fendrich, Hubert von Goisern oder Herbert Pixner etc. Auch David Garrett in der Innsbrucker Olympiahalle. Unsere größte Veranstaltung war das Open Air mit David Guetta und 25.000 Besuchern am Freigelände der Olympiaworld in Innsbruck!

Viele Branchenkenner fürchten, dass "virtual realitiy" den Konzertmarkt wegfegen wird, ähnlich wie die downloads und die Streaminganbieter den Tonträgermarkt nachhaltig zerstörten. Was ist deine Einschätzung?
Ich bin der festen Meinung, dass die direkte Vermittlung des Musikers von der Bühne immer eine große Rolle spielen wird. Hier wird zusätzlich eine ganz andere Energie freigesetzt. Klar wird die digitale Entwicklung künftig weiter gehen. Das ist der Drang zur Veränderung in unserem Leben. Wenn du dir aber "alte" Alben anhörst, die mit der damals, aus heutiger Sicht, einfachen und verfügbaren Technik aufgenommen und produziert wurden, wie beispielsweise Queen oder Pink Floyd, dann spürst du die immense emotionale Aussage dieser Musik noch heute. Das ganze wird mit guten Künstlern bei Livekonzerten zusätzlich nochmals verstärkt. Für mich habe ich festgestellt: Glück und Trauer empfindet der Mensch in seinem Innersten schon seit seinem Entstehen gleich, egal, wie sich die Welt um ihn herum entwickelt. Musik kann sehr bewegend sein. Wenn jemand eine Gitarre in die Hand nimmt, mit Können spielt und singt und die entsprechende Ausstrahlung hat, wird das die Menschen berühren! Bei einem Konzert wird der Besucher durch das Gesamtpaket in positivere Stimmung versetzt, das ist anders, wie wenn du zuhause eine CD anhörst. Musik ist für mich ohnehin eine direkte Verbindung mit dem Spirituellen.

Es ist in letzter Zeit ein teilweise scharfes Ansteigen der Ticketpreise zu vermerken?
Ich bin ein Gegner dieser Entwicklung und versuche, soweit es möglich ist, die Preise auf einem leistbaren Niveau zu halten. Dennoch sind verschiedene Künstler und, wie schon erwähnt, die Rahmenkosten im Verhältnis zu früher unvergleichlich teurer geworden. Es gibt Bands, die schreiben dir als Veranstalter den Eintrittspreis vor und du solltest das dann laut Vertrag umsetzen. Wie schon früher gibt es Newcomer, die von heute auf morgen zu "Superstars" gehypt werden und dadurch die Bodenhaftung verlieren. Wenn sie dann einmal eine richtig krachende Bruchlandung hatten, kommt bei den Meisten wieder die Demut und die Erdung zur Normalität und die Karriere kann lange und erfolgreich weiter gehen...

Wie lange wird die Karriere des Peter Lindner noch weitergehen?
Nun, solange es von oben geduldet wird und mir Freude bereitet, werde ich weiterhin aktiv tätig sein.

 

Fotos: Archiv Peter Lindner
Text: Bernhard Schösser