Schöner als Andreas Gabalier und besoffener als DJ Ötzi!

Schöner als Andreas Gabalier und besoffener als DJ Ötzi!

Sie sehen aus wie die Enkel der Schürzenjäger oder die kleinen Brüder der JuZis. Lederhosen, weiße Hemden, grüne Hosenträger. Doch sobald der erste Ton erklingt, fliehen die Anhänger der erstgenannten Bands, während hartgesottene Musikfreunde anerkennend mit der Zunge schnalzen, so sie es noch können...! Please welcome live on Stage: die Analphabeten! Die ursprüngliche Besetzung der 2008 gegründeten Analphabeten bestand ausschließlich aus Musikanten aus der 1000-Seelen-Gemeinde Ellbögen (Wipptal). Da die Bandmitglieder als Bewohner eines Tiroler Bergdorfes mit Zeltfesten, Feuerwehrfesten, Kirchtagen, Prozessionen und anderen sinnlosen Dorfbesäufnissen aufgewachsen sind, haben diese Tiroler Traditionen auch in ihrem musikalischen Schaffen tiefe Spuren hinterlassen. Ziel der Analphabeten war es stets, diese Tiroler Traditionen mit den musikalischen Anforderungen der Band in Einklang zu bringen. Es stellte sich bald heraus, dass es dafür nötig ist ein eigenes Musikgenre zu entwickeln. Die Analphabeten sind daher unseres Wissens die einzige Band weltweit, die sich dem VOLXPUNK verschrieben hat. Damit ist - man glaubt es kaum - eine Mischung aus Punkrock und Volksmusik gemeint. Die Band scheut sich aber nicht auch andere Elemente von Ska bis hin zu Metal in ihre Lieder einzubauen. Sie singen auf Deutsch und bestechen durch ihre lustig sarkastischen Texte. Laut Eigendefinition sind sie "cooler als die Trackshittaz, schöner als Andreas Gabalier und besoffener als DJ Ötzi". Grund genug für Freizeit Tirol, den beiden Herren "Die Prinzessin" (Gesang und Gitarre) und Tomtom (Nein, nicht das Navi!) ausgerechnet im Rahmen einer Bluessession in einem Bierlokal am Fuße des Innsbrucker Schisprunghügels auf den Zahn zu fühlen.

Beschreibt mal euren Stil, musikalisch bleibt ihr ja sofort in Erinnerung - warum?
Wir lieben es mit Tiroler Klischees zu spielen und treten darum in Lederhosen auf. Bei uns werden Schlagerlieder wie "Fang das Licht" und "Rote Lippen soll man küssen" auf unsere eigene Art gewürdigt, wir haben aber auch eine ganze Reihe eigener Lieder in unserem Repertoire. Zudem besitzen wir mit "Stay Anal" sowohl eine eigene Bandhymne, als auch einen eigenen Bandslogan. Man könnte uns im weitesten Sinn als Funpunk-Band bezeichnen und wir können mittlerweile aus den Erfahrungswerten heraus von uns behaupten, dass wir den Leuten, die uns bisher gesehen haben, durchwegs in Erinnerung geblieben sind. Aktuell entwickeln sich die neuen Nummern mehr zu Dialekt-Texten, wobei die Ironie oder auch schwarzer Humor wichtiger Bestandteil sind. Wir singen oft das Gegenteil von dem, was gemeint ist! "Johannes", eine Nummer mit dem Bauernbua vom Steinerhof handelt z.B. von einem Ex-Ministranten, der sich die Haare wachsen lässt, beim Dorfmetzger rohes, blutiges Fleisch einkauft, quasi vom Teufel besessen ist, und jetzt Metal macht. Solche Ansichten gibt es heute noch in den Tiroler Dörfern!

Wer sind die Analphabeten?
Wir bestehen aus Basser und Sänger Wolfgang Peer, den Gitarristen Christopher Wilhelm und Thomas Geir sowie Schlagzeuger Daniel Hölzl. Wir sind zwischen 28 und 36 Jahre jung. Wichtig ist, dass wir uns als Band verstehen, würde einer von uns die Gruppe verlassen, wäre das, verbunden mit großer Trauer, vermutlich das Ende der Analphabeten.

Live-Konzerte? Tonträger?
Wir haben wirklich auf Bierdeckel-großen Bühnen angefangen. Mittlerweile spielen wir bunt gemischt auf großen und kleinen Bühnen, rund 30 Konzerte pro Jahr. So waren wir bereits zweimal beim HALY Open Air in Innsbruck zu Gast, letztes Jahr beim Wörgler Stadtfest. Wir spielten auf dem Donauinselfest auf der FM4 Bühne, beim Mittelalterfestival in St. Pölten oder auch als Support von Russkaja, Alkbottle, Kreisky oder Maerzfeld. In Bayern rockten wir mit Django 3000, das war besonders cool! Für heuer stehen natürlich noch Auftritte an, so beispielsweise am 12. November als Anheizer für J.B.O. im Komma in Wörgl. CDs haben wir bisher zwei veröffentlicht, das Debüt "Aftershow" und die im Jänner 2016 veröffentlichte, aktuelle Scheibe "Berg:Po:Ethik".

Könnt ihr von der Musik leben?
Klar, super! (Beide lachen). Im Ernst, wir arbeiten natürlich in normalen Berufen, wir sind "Lehrer ohne Stelle", somit aktuell als Eisenbieger beschäftigt. Einer von uns besucht die Optikerschule, einer ist bei der Krankenkassa und einer am Flughafen tätig, wobei wir nicht wissen, was er dort eigentlich macht...! Wir wollen aber nicht mit "aller Gewalt" professionell werden, ich würde sagen wir sind "semiprofessionell" unterwegs, es zählt immer noch der Spaß, nach dem Motto "was geht, das geht!".

 

Redakteur: Bernhard Schösser