Schubert und Bramböck: Jazz meets Metal

Seit kurzem ist „Jazz//Metal“, die erste gemeinsame Produktion der „The Schubert & Bramböck Experience“ erhältlich. Es ist ein Zusammenspiel zweier Herren, die musikalisch niemandem mehr etwas beweisen müssen, somit mit der entsprechenden Lockerheit zu Werke gingen. Fernab von Genregrenzen, quasi wie einst bei Freddie Mercury und Montserrat Caballe, entstand mit Hilfe von zahlreichen Künstlerkollegen des jeweiligen Genres eine beeindruckende Zusammenarbeit zwischen Florian Bramböck und Klaus Schubert.

Vor dem launigen Interview mit den beiden Herren in deren heimlicher Sommerresidenz, dem Hotel Charlotte in Amras (mit Gastgarten und Pool) seien sie kurz vorgestellt: Jazzer Florian Bramböck absolvierte seine Studien am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck, der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz bei Peter Straub (Saxophon) sowie Karlheinz Miklin (Jazz), der University of Miami im Bundesstaat Florida sowie bei Ivan Roth in Basel. Er diplomierte 1984 (Klassisches Diplom) und 1985 (Jazzdiplom) mit dem Saxophon. Seit 1984 doziert Bramböck als Professor am Tiroler Landeskonservatorium Innsbruck und war bis 2019 an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz/Oberösterreich tätig. Er bekam 2016 den Tiroler Landespreis für Kunst.

Hardrocker und No Bros Mastermind Klaus Schubert startete im Herbst 1974 seine autodidakte und notenverweigernde Karriere im damals zum Proberaum umfunktionierten Kirchturmzimmer der Innsbrucker Schutzengelkirche zu Pradl. Mit dem festen Vorhaben, dem Austro-Volk eine gehörige Portion Heavy-Metal vor den Latz zu knallen. Seine mentalen Gitarrenlehrer waren zu dieser Zeit der aus Detroit/Michigan stammende Gitarren - Feedback - Revoluzzer Ted Nugent in Sachen Riffing und der einstige Deep Purple - und Rainbow - „Improvisationsgenius“ Ritchie Blackmore aus North Somerset/UK. 2016 erhielt Schubert das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Landeshauptstadt Innsbruck.


Ihr seid ja, nicht nur von den Wurzeln, komplett konträre Musikertypen?

Florian Bramböck: Ich bin einer, der die Musik immer gerne mit Noten auf das Papier bringt, während Klaus das Papier verabscheut. Schubl ist ein bekennender Nichtnotenleser, also Nichtnotist, was aber nicht mit Nichtnudist gleichzusetzen ist!


Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit unterschiedlicher musikalischer Genres gekommen?

Klaus Schubert: Fast unterschiedliche Genres...

FB: Soweit wie Renaissance und elektronische Improvisation auseinanderliegen, ist es nicht. Aber es sind zwei Bereiche, wo man die Proponenten des jeweiligen Anderen nicht kennt. Doch wir wussten natürlich schon vorher voneinander und wer was macht.

KS: Gesehen hatten wir uns auch schon einmal…

FB: Was mir aufgefallen ist, ist die herausragende Bühnenregie von Klaus. Wie er, während er Kilometer auf der Bühne abspult, überlegen die Band dirigiert. Wir Jazzer sind ja mehr „stationär“, während er als „Miles Davis der Rockmusik“ die gesamten Möglichkeiten der Kommunikation gnadenlos ausnützt.

KS: 2018 beim New Orleans Festival haben wir das erste Mal zusammengespielt. Schuld ist eigentlich Markus Linder, der sich das eingebildet hatte!


Herausgekommen ist „The Schubert & Bramböck Experience“, das ja Kunstkenner wie mich sprachlos zurücklässt…

FB: Sprachlos und hilflos!

KS: Wir sind 2020 mit diesem Projekt gestartet. Durch meine halbjährige Inhaftierung (Anmerkung: Klaus Schubert hatte schwerstes Corona), hat sich das Ganze ein wenig hinausgezögert. Die CD ist jetzt pünktlich zu meinem 65. Geburtstag im Juni erschienen. Wir hoffen nach wie vor auf Veröffentlichung in anderen Staaten, was heute ja nicht mehr so einfach ist, wegen der geänderten Vertriebswege. In Innsbruck ist die CD im Musikladen am Sparkassenplatz erhältlich. Online via Plattenfirma auf www.puresteel-shop.com oder über den Fanclub www.pandaemonium.co.at.


Wie kommt man auf einen so wunderbaren Songtitel wie „Geile Feile“?

FB: Es gab von Franz Hackl, dem bekannten Trompeter, der ja auch bei unserem Projekt mit dabei ist, eine Band mit diesem Namen. Das ist jedoch nicht ausschlaggebend, viel mehr ein Foto, das Klaus gemacht hat, aber das muss er erklären…

KS: Stimmt, ich bin am Bahnhof einem Mädel „nachgestalkt“, ohne dass sie es bemerkt hat. Ich habe ein Foto gemacht, das übrigens auch im Booklet der CD bestaunt werden kann. Fotografiert mit meinem alten Fotoapparat aus 1999, da mein Handy ja keine Fotos machen kann…! Das Foto wurde toll, sie hat es nicht gemerkt. Wir haben das Foto verfälscht, sie ist nicht erkennbar und natürlich haben wir Anwalt und Richter vor der Veröffentlichung konsultiert…


Wie habt ihr die Nummern in den diversen Lockdowns zusammengebracht?

FB: Die Schubert Kompositionen wurden von Klaus zuerst auf einen Kassettenrekorder gespielt. Ich habe teilweise mit meinem Handy mitgeschnitten und anschließend in seinen Riffs die Lücken gesucht. Dort, wo ich eine Chance habe, dass man mich und das Saxophon hört. Ich fand diese Lücken glücklicherweise immer wieder. Es ist ja so, dass seine Riffs fetzen, ich spiele ja auch kein elegisches Saxophon. Verbunden mit diversen verrückten Schlagzeugern ist so eine ziemlich gute Grundenergie herausgekommen. Meine Kompositionen habe ich zuhause komplett in Noten fabriziert, meine Vorproduktion am Computer wurde dann bei Andy Marberger im Studio nach und nach von richtigen Musikern bespielt. Klaus hat immer gesagt: „Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich habe halt mal so gespielt…“!


Gibt es Livepläne?

FB: Ja, wir wollen das gesamte Programm auf die Bühne bringen!

KS: Nein, nur einen Teil davon! Du kannst ruhig schreiben „sie widersprechen sich, die zwei Affen!“

FB: Wir wollen, dass die Welt alles live sieht und hört. Und staunt, wenn Klaus in mystischer Art und Weise der Weg durch das Labyrinth der Harmonien von „The General“ nur von seinem Gehör gewiesen wird.


Wie sind die bisherigen Reaktionen auf „Jazz//Metal“?

KS: Ich habe nichts Schlechtes gehört. Lustig ist, wenn jemand sagt „es ist sehr interessant“, dann gefällt es ihm nicht. Dass die Musik nicht für ein kleines „Candle-Light-Dinner“ gemacht ist, ist klar. Wir haben beabsichtigt, etwas Eigenwilliges zu produzieren. Wem das nicht zusagt, der soll sich Melissa Naschenweng anhören!

FB: Es ist ja so, dass wir medial noch nicht richtig herausgekommen sind.

KS: Das geht nach und nach, das ist auch egal. Es ist ja keine Hitparadenmusik, die Medien kommen Schritt für Schritt drauf, was das für ein geniales Machwerk ist.

FB: Immer wieder, wenn ich die Musik höre, denke ich mir, was uns da geritten hat. Was mir gefällt, ist die vielfältige Art der Arrangements. Das ist weder im Jazz so, noch im Rock/Metal Bereich. Wir haben viele Teile in den Stücken…

KS: Viele Facetten des Wahnsinns! Einer der Produzenten meinte, es ist eine James Bond Nummer drauf, ich glaube eh „The General“. Damit werden wir jetzt an den Start gehen. Für den übernächsten James Bond, den dann hoffentlich ein Schwarzer spielt. Oder eine Frau, oder eine schwarze Frau. Wir würden ja für Tobias Moretti stimmen, den einzig wahren James Bond. Die Dreharbeiten wären dann in der Altstadt Innsbruck und beim Schützenwirt!

 

Siehe Konzertfotos von 2020 hier!
Siehe CD-Review hier!

Text: Bernhard Schösser
Fotos: Bernhard Schösser, Bernhard Hostek