Top-Talente aus Tirol

Die international beachteten, sportlichen Aufsteiger der Saison kommen aus Tirol: Die Mountainbikerin Mona Mitterwallner und der Nordische Kombinierer Johannes Lamparter, beide 19 Jahre jung. Die Sportlerin aus Silz ist weltweit eines der größten Mountainbike Talente. Mona gewann 2020 bei der Heim Weltmeisterschaft in Leogang bei den Junioren souverän den WM-Titel im Cross-Country-Bewerb, zwei Wochen später wurde sie Europameisterin. Johannes „Jo“ Lamparter schaffte das Kunststück, sich innerhalb von drei Wochen sowohl bei den Junioren als auch bei den Erwachsenen zum Besten der Welt zu küren, und ist der zweitjüngste Einzel-Weltmeister der Geschichte der Nordischen Kombination! FREIZEIT-TIROL stellt die beiden Sportler mit großer Zukunft vor.

Mona, du kannst mit deinen jungen 19 Jahren bereits auf eine beeindruckende sportliche Laufbahn verweisen! Was waren deine Highlights, worauf bist du am meisten stolz?

Der bedeutendste Sieg war für mich der Mountainbike-Weltmeistertitel in der Juniorinnenklasse bei der Heim-Weltmeisterschaft im Jahr 2020. Es war ein sehr schwieriges Jahr und das Rennen selbst war aufgrund der regennassen Strecke sehr anspruchsvoll. Dass ich trotz widriger Bedingungen und großem Druck Gold holen konnte, ist für mich eine Bestätigung für all die harte Arbeit an mir selbst. Ich bin auch stolz auf meinen Europameistertitel 2020 und den Jugend-Europameistertitel 2017, den ich mir in meinem erst zweiten Jahr als Rennfahrerin sichern konnte.

Wie war das bei dir, Johannes?

Die letzten Jahre waren schon mit vielen Highlights für mich gespickt. Um nur ein paar aufzuzählen: Die Juniorenweltmeisterschaften waren immer etwas sehr Besonderes für mich, mein erster Weltcupeinsatz, mein erstes Weltcuppodium, Heimweltcups in Seefeld bzw. in Ramsau und jetzt als Draufgabe noch die Nordische WM in Oberstdorf. Damit ist auf jeden Fall schon ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Ich bin im allgemeinen stolz auf meinen gesamten Weg, dass ich mir selbst treu geblieben bin und mich sportlich, wie auch persönlich, immer weiter entwickelt habe.

Johannes, du bist Doppel-Weltmeister in der Saison 2020/21, dazu der zweitjüngste Weltmeister der Geschichte der Nordischen Kombination, hast Auszeichnungen als „Kombinierer des Jahres 2021“ oder „Nachwuchssportler des Jahres“ bei der Sportlerwahl Tirol. Du stehst plötzlich stark im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Wie geht’s dir damit? Wirst du auf der Straße schon erkannt und angesprochen?   

Mir geht es sehr gut damit. Ich bin rundum bestens betreut und aufgestellt und die Aufmerksamkeit ist auch eine Art von Wertschätzung. Ich freue mich immer wieder, wenn mich Leute ansprechen, mir gratulieren und mit mir ins Gespräch kommen. Es kann schon des Öfteren vorkommen, dass mir die Leute im Ort aus dem Auto zurufen oder mich grüßen. Ich bin ein Dorfmensch und das ist für mich eine schöne Sache. Dazu hoffe ich, dass ich ein Vorbild bin und viele Kinder und Jugendliche motivieren kann, einen Sport auszuüben, in Vereinen Sport zu betreiben und sich zu bewegen. 

Wie ist das bei dir Mona, als Weltmeisterin in der Juniorenklasse, Europameisterin und frischgebackene „Nachwuchssportlerin des Jahres“ bei der Sportlerwahl Tirol?

Mein Traum war es immer, Profi zu werden, und da gehört das Auftreten in der Öffentlichkeit dazu. Ich gebe gerne Interviews und beantworte alle Presseanfragen persönlich. „Aufsteigerin des Jahres” zu werden freut mich wirklich ungemein und die Dreharbeiten mit dem ORF beispielsweise machen auch immer Spaß. Für mich ist nur wichtig, dass ich mich voll und ganz auf das Training fokussieren kann und dort keine Abstriche machen muss. Und das versuche ich, immer so beizubehalten.

Wann hast du mit dem Mountainbiken bzw. dann mit dem professionellen Mountainbiken angefangen?

Das erste Mal zum Radfahren mitgenommen hat mich mein Papa vor 5 Jahren, das erste Rennen bin ich 2017 gefahren. Professionell ist immer so ein Ausdruck – seit ich Rennen fahre, lege ich alles auf diesen Sport aus, tue es zu 100%. Für mich war von Anfang an das Mountainbiken Priorität Nummer 1, Schule und so waren eher Nebensache. Aber richtig, Profi bin ich seit diesem Jahr, vor allem, weil ich jetzt ja Berufssportlerin beim österreichischen Bundesheer bin.

Johannes, du warst längere Zeit in einer ganz anderen Sportart aktiv, nämlich als Gewichtheber. Warum ist es dann doch die Nordische Kombination geworden? Das sind ja ganz unterschiedliche Gewichtsklassen bzw. Anforderungen?

Ich komme aus einer Gewichtheber-Familie, war gleich in meiner Kindheit mit meinem Papa beim Training. Das machte viel Spaß, ich war sehr gerne beim KSV Rum. Das Gewichtheben ist eine gute Basis für das Krafttraining (Hantel usw.), das nehme ich davon auf jeden Fall mit.

Wann hast du dann mit Skisprung und Langlauf angefangen?

Ich bin mit 6 oder 7 Jahren durch meinen Cousin zur Nordischen Kombination gekommen und habe dort unter meinem damaligen Trainer Andreas Felder die ersten Sprünge auf der Schanze gemacht und gleichzeitig mit dem Langlaufen begonnen. Es war beim Nordic Team Absam ganz normal, dass man beide Sportarten, Skispringen und Langlaufen, ausübt und erlernt. Das gefiel mir gleich richtig gut und ich bin von der Nordischen Kombi nicht mehr weggekommen. 

Was begeistert euch an eurer Sportart? Verliert man durch das strenge Trainingsprogramm nicht den ursprünglichen Spaß an der Sache?

Mona: Der Spaß ist für mich ja gerade das harte Training. Ich liebe es, meinen Körper an seine Grenzen zu pushen, normalerweise muss eher mein Trainer mich bremsen als motivieren. Ich habe so viel Energie – am liebsten würde ich den ganzen Tag nur Rad fahren. Die Rennwoche sieht bei mir meistens entspannter aus als eine normale Trainingswoche, weil ich vor dem Rennen komplett erholt sein muss. Außerdem achten mein Trainer Christoph Rauch und ich auf Trainingseinheiten, die sozusagen nur für mich und meinen Kopf da sind. Ich bin sehr froh, dass mein Trainer da so auf mich eingeht – denn der Kopf entscheidet bei mir über Sieg und Niederlage.

Johannes: Der Reiz und die Begeisterung für mich ist, dass man zwei so unterschiedliche Sportarten verbinden kann. Zum einen Skispringen, wo man sehr schnellkräftig unterwegs sein muss und zum anderen das Langlaufen, bei dem die Ausdauerkomponente eine sehr große Rolle spielt. Diese Mischung ist enorm schwierig und macht gerade deshalb den Reiz für mich aus und die Nordische Kombination sicher zu einer der komplexesten Sportarten.

Wie sieht euer aktueller Trainingsplan aus? Bleibt überhaupt noch Zeit für Freizeit, Freunde, Liebe?

Mona: Das Training nimmt bei mir wirklich viel Zeit ein, noch mehr aber das ganze Drumherum. Weil ich sehr stark auf meine Ernährung achte, verbringe ich viel Zeit in der Küche und auch sonst arbeite ich an meinem Körper und Geist. Atemübungen, Meditation, Yoga, die Liste wird lang, wenn ich das alles zu meinem Training zählen würde. Für mich ist der Sport einfach ein 24h Job, aber ich liebe meine Arbeit! Meine Familie unterstützt mich da auch mental, meine Mama mit Kochen, mein Papa als Mechaniker, Sara mit Yoga. Sonst würde ich das nicht unter einen Hut bringen.

Johannes: Der Trainingsaufwand in der Nordischen Kombination ist natürlich groß. Der Trainingsplan kommt sehr auf die Jahreszeit an. Wenn wir im Winter unterwegs sind, machen wir beispielsweise am Vormittag unsere Sprünge auf der Schanze und am Nachmittag unsere Langlaufeinheiten. Im Sommer steht die Ausdauer im Mittelpunkt, das Skirollern und Sprünge auf der Matte stehen dort am Programm. Während der Wettkampfphase bleibt dafür weniger Zeit, aber nach der Saison nehme ich mir Zeit für meine Freunde. 

Und wenn ihr mal nicht beim Training seid – wie verbringt ihr am liebsten eure Freizeit?

Johannes: Mein Papa ist Waldaufseher und ich bin seit meiner Kindheit mit ihm im Wald und in der Natur unterwegs. Diese Begeisterung für die Natur ist seitdem bei mir tief verankert. Ich liebe es, draußen zu sein, laufen zu gehen, mit dem Mountainbike unterwegs zu sein oder seit neuestem dort mit meiner Drohne die eine oder andere Runde zu fliegen…

Mona: Dann lese ich gerne ein Buch oder probiere ein neues Rezept in der Küche aus. Ich verbringe aber auch gerne Zeit mit meiner Familie.

Mona, du hast erst vor kurzem erfolgreich deine Matura im Gymnasium in Telfs abgeschlossen. Schule und Training – wie passt das zusammen? Gab’s da Konflikte oder volle Unterstützung?

Wie gesagt war die Schule auf meiner Prioritätenliste eher weiter hinten. Das lag daran, dass ich mich nicht so schwer getan habe. Der Direktor von Telfs, Professor Kerber, hat mich voll unterstützt, ich wurde für Rennen und Training freigestellt. Das war wirklich sehr nett und ich bin ihm sehr dankbar dafür.

Wo warst du nervöser: Vor der Matura oder vor dem Wettkampf-Start bei der WM in Leogang?

Das ist für mich gar kein Vergleich: Natürlich bei der WM!

Johannes, du stehst aktuell kurz vor deiner Matura am Skigymnasium Stams. Wie geht’s dir damit? Nervöser vor der Maturaprüfung oder vor dem Absprung in Oberstdorf?

Das ist keine einfache Frage, aber ich würde sagen, beides bringt auf seine Art und Weise eine gewisse Nervosität mit sich. Die Matura ist ein ganz wichtiger Punkt, auf jeden Fall ein Meilenstein, weil ich mich nachher komplett auf den Sport konzentrieren kann – ein bisschen Nervosität ist da natürlich schon dabei…! Vor dem Absprung in Oberstdorf habe ich gewusst, dass ich ganz ohne Druck an die Sache herangehen kann. Ich selbst habe mich dort nicht als Favoriten gesehen und deswegen wenig Druck verspürt. Wenn die Matura halb so gut verläuft wie die WM in Oberstdorf, dann bin ich überglücklich!

Wie hoch empfindet ihr jetzt den Druck, eure bisherigen, großen Erfolge halten zu können?

Johannes: Ich würde es gar nicht als Druck bezeichnen und verspüre diesbezüglich auch nichts. Es ist nach wie vor ein Traum, was bei der WM passiert ist. Aber ab der kommenden Saison werden die Karten wieder neu gemischt und ich muss meine Sachen genauso beieinanderhaben wie alle anderen. Ich bin rundum sehr gut aufgestellt, habe mit Patrick Murnig als meinen Begleiter, Taktgeber und systemischen Coach jemanden an meiner Seite, dem ich zu 100% vertraue und der mir die richtigen Inputs zur passenden Zeit gibt. Mein ÖSV Trainerteam rund um Christoph Eugen, Christoph Bieler und Jochen Strobl arbeitet mit mir auf der Schanze oder auf der Loipe. Sie geben mir so sportlich sehr viel mit und runden das alles super ab. Das gibt mir Sicherheit und ich kann mich so bestens auf die Wettkämpfe und alles was kommt vorbereiten.

Mona: Eigentlich bin ich ja ohne Druck in die neue Saison gestartet. Keiner hätte erwartet, dass ich jetzt, im ersten Jahr U23, schon mit den Elite Frauen um den Sieg mitfahren kann. Bei den letzten Rennen legte ich mir die Latte schon ziemlich hoch, den meisten Druck mache ich mir immer selbst. Aber das bin ich: Ich kann zu keinem Rennen gehen und sagen: „Heute nehme ich nicht den Sieg in Angriff!“

Was steht als Nächstes an? Mona, wir haben da was von Bundesheer-Ausbildung gehört?

Die Bundesheer-Ausbildung habe ich bereits im Dezember absolviert. Jetzt heißt es voller Fokus auf Weltcups, WM & EM und vielleicht auch auf Olympia. Leider darf ich aufgrund meines Alters nicht im Elite Weltcup starten und kann deswegen auch kein A-Limit erreichen, egal wie schnell ich im U23 Weltcup fahre. Aber es besteht noch die Möglichkeit, mit dem Straßenrad nach Tokio zu fliegen – in irgendeiner Disziplin möchte ich mich auf jeden Fall qualifizieren. Ich denke, wenn ich so weiterarbeite, kann ich alles erreichen, egal wie und auf welche Weise.

Johannes, bei dir Olympia 2022? Oder erst mal doch Matura-Reise – falls die in Corona-Zeiten überhaupt stattfindet??

Natürlich wäre eine Matura-Reise sehr cool. Das gehört schon dazu, wir sind eine lässige Clique und nach einer gelungenen Matura hätten wir uns das verdient! Wir werden sehen, was möglich ist und dann entscheiden, ob es sich ausgeht. Olympia ist für einen Sportler immer etwas vom Größten und etwas Besonderes. Ich versuche, dass ich alles auf Olympia ausrichte, aber bis dorthin gibt es Einiges für mich zu erledigen. Dann schauen wir, wohin die Reise geht. Eines ist klar: Du träumst als Sportler natürlich von Olympia, logisch.

Danke euch fürs Interview und dir Johannes: Viel Glück bei deiner Matura!