Klaus Schubert, alpenländische Hardrock-Ikone und kreativer, musikalischer Unruhestifter, im Volksmund auch liebevoll „General“ genannt, feiert 2024 das 50-Jahr-Jubiläum seiner erfolgreichen Band No Bros. FREIZEIT-TIROL nimmt die Leser mit auf eine musikalische Zeitreise von den Anfängen im Probekeller in Pradl bis zum großen Jubiläumskonzert mit jeder Menge musikalischer Gäste, alten und brandneuen Nummern am 28. September im Rathaussaal in Telfs.
No Bros
Am Anfang war das Feuer oder so ähnlich. Nicht ganz, am Anfang waren zwei Innsbrucker HTL-Schüler mit dem Vorsatz, dem österreichischen Volk eine gewaltige Portion Hardrock vor den Latz zu knallen! Ein Ansinnen, das anfänglich belächelt wurde, da aus dem Heiligen Land Tirol ja eher volkstümliche Klänge zur Touristenbespassung hörbar waren.
Trotzdem starteten Klaus Schubert und Michael Ausserhofer ihr musikalisches Vorhaben im Herbst 1974. Inspiriert von Deep Purple, Black Sabbath oder Ted Nugent machte man sich eifrig probend im Kirchenturm der Schutzengelkirche in Innsbruck ans Werk, eine Zeit lang unter verschiedensten Bandnamen.
Anfang der 1980er war dann klar: Die Band heißt No Bros. Somit wurde der Grundstein der ersten Hardrockband Österreichs – mit Spitzenplatzierungen in den Charts („Good Morning Sir”,1981) und („Be My Friend”,1982) – gelegt. Ihre Erfolgsalben „Heavy Metal Party” und „Ready For The Action” galten bzw. gelten heute noch als der absolute Renner der Austro-Pop/Rock-Ära der 1980er-Jahre. Es folgten umfangreiche Tourneen durch Europa und den damaligen Ostblock.
1983 wurde das nicht sehr typische, eher kommerziell produzierte Album „Our Own Way”, bereits mit Harry Gschösser am Schlagzeug, veröffentlicht. Nach „Cavalry Of Evil”, eines der sicherlich besten Alben, mit dem schottischen Sänger Joe Francis Hamilton, wurde die Band 1986 vorübergehend auf Eis gelegt. 2006 erfolgte mit Lem Enzinger als Sänger die erste Reunion. Das Album „Hungry For The Good Times” wurde der Weltöffentlichkeit vorgestellt.
2014 raffte sich Klaus Schubert ein weiteres Mal auf, das Flaggschiff „No Bros“ wiederzubeleben. Und da es bei nicht ganz unbekannten Bands wie etwa Deep Purple ja auch funktioniert hatte, dass Gitarrist und Sänger, die sich ja eigentlich immer in den Haaren liegen, wieder gemeinsame Sache machen, wurde Freddy Gigele, ursprünglicher Kaunertaler, Sänger auf den ersten drei LPs und mittlerweile erfolgreicher Musiker in Wien, wieder an Bord geholt. An den Keyboards werkelte Andi Brunner. Neues Blut in die Rhythmussektion brachten Bernie Welz am Schlagzeug und Basser Andy Marberger. 2015 stach mit „Metal Marines“ ein weiteres No Bros Langeisen in See. Es folgten einige Konzerte, bevor sich Schubert und Gigele ein weiters Mal, vermutlich letztmalig, scheiden ließen.
Schubert
Nachdem Klaus Schubert nach dem ersten Ende von No Bros 1986 voller Tatendrang und Kraft strotzend erkannt hatte, dass es ohnehin keine Brüder gab, wurde eine neue Band, schlicht oder egomanisch „Schubert“ betitelt, ins Leben gerufen. Die Band mit Sänger Lem Enzinger, dem No Bros Keyboarder Nik P. Opperer, Bassist Rob Mühlegger und Schlagzeuger Mike Rinner war für den Chef ein einzigartiger Ausflug in neuere Gefilde. Mit dem Debutalbum „Schubert The 5th”, 1990, gelang ein perfekter Change von No Bros in die Neuzeit. Das Album stellt für viele auch heute noch die beste Veröffentlichung in Schuberts umfangreicher Diskographie dar!
Waren die Riffs bei diesem Album noch eher No Bros-lastig, gabs bei den folgenden Tonträgern eine Überraschung mit der Hinwendung in Richtung Crossover. Das stieß in den Staaten auf völlige Begeisterung, sorgte in unseren Breitengraden aber eher für Verwirrung. Der um sich greifende Wahnsinn wurde auf Tonträgern festgehalten: „Devil In Fairyland” (1992) und „Rarities n´ Gauggs“ (1993). Als unumstrittener Höhepunkt, quasi auf den Thron oder das Klo gehievt, wurde 1995 „Toilet Songs“ auf die staunende Menschheit losgelassen, inklusive Merch im Toilettenlook in allen Variationen. Schubert spielten von 1987 bis 1997 zehn Jahre in gleicher Besetzung.
Deep Purple Keyboarder Don Airey diagnostizierte Jahre später, dass die Band damals in Europa der Zeit etwas voraus war. Beispielsweise der Industrial-Song „Reflections Of The Past” aus dem Toilet-Album klang schon nach Rammstein, bevor es diese wirklich gab.
Blues/Rock Bunnies
Was nur wenige wissen, diese Band entstand eigentlich auf Grund einer Wette: „Schubert schafft es nicht, mit 4 Mädels ein Blues-Projekt/Band zu formieren”. Hintergrund war, dass Klaus Schubert beim „New Orleans Festival” am 24. Juli 2008 am Innsbrucker Marktplatz auftreten wollte. Sein Busenfreund und gestrenger Programmdirektor Markus Linder toleriert aber nur Bluesmusik und keinen Rock. So wurden ihm die „Blues Bunnies“, quasi als trojanisches Pferd, auf die Festivalbühne gestellt!
Mit dabei waren die Starmania-Siegerin von 2004, Verena Pötzl am Gesang, Bassistin Irene Ranz, Schlagzeugerin Joy Plattner, Medina Rekic als Gitarristin und als Gast-Bunny an den Keyboards Andi J. Brunner. Kurze Zeit später kam der logische Namenswechsel zu „Schubert`s Rock Bunnies“, mit der gleichen Band, aber mit neuer Sängerin: Tici Westrich.
Obwohl es nur als Projekt geplant war, wurden zwei Alben aufgenommen: „Klaus Schubert´s Blues Bunnies“, 2009, und 2010 das Album „Speedmachine“.
Schubert in Rock
2013 bebte die Nordkette: Das Projekt „Schubert in Rock” vereinte eine Menge Freunde und internationale Stars der Hardrockszene. Gemeinsam traten sie am 06. Dezember in der Dogana in Innsbruck bei einem unwiederbringlichen Konzert auf. Bereits vorher wurde mit „Schubert in Rock“ ein Tonträger veröffentlicht, auf dem die Größen der Branche alte No Bros Nummern neu eingespielt hatten. Einige neue Nummern komplettierten eine sehr gelungene CD. 2018 reichte Klaus Schubert mit „Commander Of Pain” eine weitere Produktion mit internationalen Stars nach.
Schubert & Friends
2017 wurde mit Sänger Walt Stuefer, den schon 2014 bei No Bros tätigen Andy Marberger und Bernie Welz und Keyboarder Andi Brunner unter dem Namen „Schubert & Friends“ ein weiterer, flexibler No Bros Abschnitt gestartet, der bis heute Bestand hat. Das Album: „Export Of Hell”, veröffentlicht 2019, bestätigt eindrucksvoll diese Idee.
Und da der General mittlerweile Spaß am branchenübergreifenden Musizieren mit verschiedenen Kollegen und Größen gefunden hatte, wurde 2019 „Thousand Years Of Austro-Rock” an den Start geschickt. Die Nummer ist ein „Austrian All-Star Crossover“, mit Denise Beiler, Andy Baum, Opus, Franz Posch, Mat Schuh, Ulli Bäer, Harri Stojka, Peter Legat, Helmut Bibl u.v.m.
2021 folgte, gebeutelt von der Corona-Krise, ein ähnliches Projekt: „Mia san Östereich”, mit Wolfgang Ambros, Opus, Bilgeri, Schiffkowitz, Florian Bramböck, Sara De Blue, Bluatschink, Waterloo, Gregor Glanz, Schürzenjäger und vielen anderen. Der Text dazu stammt aus der Feder von Susi Kra.
Schubert & Bramböck Experience
Jazz und Metal, Klaus Schubert und Florian Bramböck, kann das gehen, wie klingt das, wenn sich zwei Alphatiere in ihrer jeweiligen musikalischen Welt paaren? Anfänglich wurde die Verkündigung eines gemeinsamen musikalischen Ergusses von sogenannten „Musik-Kultur-Kennern” belächelt. Das Debütalbum „Jazz/Metal“, 2022, wurde ein eher stranges, aber trotzdem absolut individuelles Machwerk zweier Tiroler Musiker aus sonst absolut konträren musikalischen Sphären. Die Idee zu diesem Highlight wurde im Sommer 2020 nach einigen gemeinsamen Auftritten in Richtung „Blues-Rock-Session & More” geboren. Auf dem Album überraschten die beiden mit einer absoluten Crossover-Sensation und wiederum jeder Menge toller Gastmusiker.
Im Herbst 2024 erscheint mit „Klaus Schubert – 50 Years of Rock“ ein brandneues Album mit neuen Songs (fast) all dieser angeführten Bands und Projekte. Das Konzert am 28. September in Telfs wird eine unvergessliche Nacht: Erstmals, und vermutlich nie mehr wieder in dieser Form, wird es die umfangreiche Mischung des kompletten musikalischen Schaffens des Generals mit verschiedensten Stargästen und Wegbegleitern live zu bestaunen geben!
The Schubert & Bramböck Experience, 28.09., Rathaussaal Telfs
Text: Bernhard Schösser
Bilder: Archiv Schubert, Schösser